DIE PSYCHOLOGIE des Elfmeterschießens: Nur wer positiv denkt …

Warum können manche Mannschaften mit dem Druck besser als andere umgehen? Sportpsychologe Martin Meichelbeck glaubt, dass das Elfmeterschießen für die Spieler ein emotionaler Moment ist, der von jedem Spieler unterschiedlich aufgefasst wird. „Wenn man zum Elfmeterpunkt läuft und denkt: ,Hoffentlich verschieße ich nicht’, ist das eine selbsterfüllende Prophezeiung“, sagt Meichelbeck, Teamspychologe und Leiter des Lizenzspielerbereiches bei Bundesligaaufsteiger Greuther Fürth. Es sei für den Schützen wichtig, dass er sich klarmache, „was für ein positives Gefühl es ist, wenn der Ball von seinem Fuß aus reingeht und im Netz zappelt“. Positives Denken sei beim Elfmeterschießen die wichtigste Voraussetzung.

Eine Untersuchung des norwegischen Psychologen Geir Jordet kommt zu dem Ergebnis, dass jene Schützen beim Elfmeterschießen sicherer sind, die sich nach dem Pfiff des Schiedsrichters ein paar Sekunden Zeit nehmen. Wohingegen Spieler, die direkt anlaufen, häufiger verschießen. Meichelbeck hält von dieser Theorie allerdings wenig. Er glaubt, dass jeder Elfmeter eine individuelle Sache ist. „Jeder Schütze hat eine andere Persönlichkeitsstruktur, hat andere Erfahrungen gemacht und denkt anders über einen Elfmeter. Es sind Individuen am Werk. Da finde ich es schwierig, zu pauschalisieren.“

Was lässt sich den Teams raten, die im Elfmeterschießen zuverlässig versagen? Meichelbeck sagt: „Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass das neue Ereignis mit den alten Ereignissen nichts zu tun hat. Jedes Spiel ist eine neue Situation.“ Einen Tipp an die Engländer hat der Psychologe trotzdem nicht: „Sonst würden sie uns demnächst vielleicht schlagen.“ Christoph Erbelding

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