Angst um den Arbeitsplatz, Angst vor Inflation, Angst, nicht gut genug zu sein: Die Deutschen sind Spitze, wenn es darum geht, sich Sorgen zu machen. Doch keine Panik – solange die Angst nicht lähmt oder krank macht, kann sie sogar schöpferische Kräfte in uns wecken.

Selbstzweifel als Antriebsfeder? Wer den Weg heraus geschafft hat, erkennt auch deren positive Wirkung.

Selbstzweifel können als Lebenselixier wirken, weil sie uns antreiben, uns zu überprüfen und zu sortieren. Wie das funktioniert, erklärt der Psychologe Stephan Grünewald, der Geschäftsführer des Rheingold-Instituts. Grünewald sagt: "Angst ist eine deutsche Kernkompetenz. In seinen besten Zeiten war Deutschland daher stets das Land der Träumer und Querdenker." Das Spezielle an den Deutschen sei, so Grünewald, dass sie eben - anders als etwa die Amerikaner mit ihrem "American Dream" - über keine eigene Identität verfügen würden.

Angst und Unsicherheit - typisch Deutsch?

• Dunkelheit, Kälte und Nebel - beängstigende Atmosphäre

Vielmehr seien die Deutschen ständig auf der Suche nach ihrer (National-) Identität. Und diese Suche und Unsicherheit mache sie empfänglicher und sensibler für das Gefühl, dass Umbrüche anstehen und Zeiten sich ändern würden. Damit ist die Angst aber nicht nur etwas Negatives, sondern zugleich - gerade bei uns Deutschen - eben auch die "Quelle unserer Schöpferkraft", sagt Grünewald.

"Das Problem ist nicht die Angst selbst, sondern wie wir mit der Angst umgehen."

• Die Angst vor Spinnen hat einen eigenen Namen: Arachnophobie

Denn immerhin: Patente, Dichtungen und Ingenieurskunst - all das entstammt, je nach Betrachtungsweise, eben auch unseren Ängsten. Nämlich unserem Bestreben diese Ängste zu überwinden. Demnach wäre es, so der Psychologe Stephan Grünewald, der grundsätzlich falsche Weg, die Angst einfach nur zu verdrängen und auszublenden oder gar vor ihr davon zu rennen. Denn dies beseitigt nicht den Dauerstress in den uns Angst versetzt, sondern führt über kurz oder lang nur zur totalen Erschöpfung, aus der es dann wirklich kein Entrinnen mehr gibt.

Angst lässt sich in positive Energie umwandeln

Der Sprung vom Zehn-Meter-Turm - Angst und Herzrasen. Danach: Stolz und Euphorie - die eigene Angst ist überwunden.

Besser also, als der Angst nur davonzulaufen, ist es nach Ansicht des Psychologen, sich ihr zu stellen: Aus dem Hamsterrad auszusteigen, uns selbst zu beobachten und zu fragen, was uns da Angst macht und weshalb. Und dann versuchen, dies in positive Energie umzumünzen. Dann verleiht die Angst tatsächlich Flügel! Dies zu erkennen und danach auch zu handeln, erfordert allerdings zu allererst jede Menge Mut.

• Sich fragen, was einem Angst macht, sich seiner Angst bewusst werden und sich ihr stellen.
• Mit anderen Vertrauten darüber sprechen, sich Unterstützung, Rat und Hilfe suchen. Erkennen, dass man mit seinen Ängsten nicht alleine ist.
• Gemeinsam Strategien überlegen, wie man die Ängste produktiv überwinden kann.