Dicke Luft auf den Uni-Fluren


Bremer Hochschulen

Der Studiengang Psychologie an der Universität Bremen ist einer der beliebtesten der Hochschule. Knapp 1.000 junge Leute studieren das Fach. Trotzdem soll der Studiengang geschlossen werden. Das steht in einem Papier, das im Hause von Bremens Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) geschrieben wurde. Radio-Bremen-Reporter Folkert Lenz hat recherchiert und erklärt die Hintergründe.




Die Luft an der Uni wird dicker.

Radio Bremen: Angeblich haben die Studenten und Professoren der Uni von den Plänen der Senatorin aus den Medien erfahren?

Folkert Lenz: Ja und Nein muss man wohl sagen. Tatsächlich ist es so, dass im Hause der Bremer Wissenschaftssenatorin gerade an der Endfassung des Wissenschaftsplans 2020 gearbeitet wird. Offiziell weiß also noch keiner, was Eva Quante-Brandt sich da ausdenkt. Auf der anderen Seite haben die Hochschulen und auch die Uni ja schon bei verschiedenen Treffen direkt und indirekt an der Erstellung mitgearbeitet. So ganz aus allen Wolken fallen also zumindest die Hochschulleitungen nicht.

Radio Bremen: Herrscht nun dicke Luft auf den Uni-Fluren?

Folkert Lenz hat die aktuellen Sparpläne für die Bremer Hochschulen recherchiert.

Folkert Lenz: Dicke Luft ja. Andererseits kommt das Ganze, wie gesagt, nicht so überraschend. Die Insider wussten schon lange, dass das Standing der Psychologie in der Universität nicht so gut ist. Manche haben schon Ex-Uni-Rektor Wilfried Müller nachgesagt, dass der am ehesten die Psychologie opfern würde, wenn es denn mal nötig wäre.

Radio Bremen: Der Studiengang Psychologie ist bei den Studenten belibt wie nie: Auf knapp 270 Plätze hatten sich für das vergangene Wintersemester rund 5.000 Studienanfänger beworben. Freunde macht man sich da mit der Abschaffung sicher nicht. Warum gerade Psychologie ?

Folkert Lenz: Das Wissenschaftsressort zieht ja ein recht vernichtendes Fazit in seinem Strategiepapier. Die Psychologie-Ausbildung an der Universität liegt laut dem Bericht bei den Hochschulrankings regelmäßig am Ende der Tabellen. Außerdem bescheinigt die Landesregierung der psychologischen Forschung an der Uni auch, nur "schwach aufgestellt" zu sein. Die Psychologie sei in der Forschung nicht vernetzt und trage insgesamt nicht zur Profilbildung der Universität bei. Das sind also die offiziellen Gründe, die genannt werden, warum der Studiengang Psychologie über die Klinge springen soll. Nach dem, was ich bei meinen Recherchen gehört habe, sagen viele aus der akademischen Szene, dass das meiste so dem Grunde nach stimmt.

Uni Bremen schließt Studiengang Psychologie , [3:56]
Gespräch mit Folkert Lenz

Radio Bremen: Welche Rolle spielt die Bremer Kassenlage ?




Wie lange können Studierende in Bremen noch Psychologie belegen? Das Fach soll laut Senatorin abgeschafft werden.

Folkert Lenz: Die Wissenschaftssenatorin hat ganz freimütig bekannt, dass das Land bei der Hochschulfinanzierung "an die Grenzen seiner Möglichkeit gelangt ist". Auf gut Deutsch: Es fehlt Geld, um alles machen zu können, was wünschenswert oder nötig wäre. Und man kann sicher sagen, dass das Ressort schlichtweg auf der Suche nach einem Bereich war, den man relativ schmerzfrei absägen kann. Und bei den Psychologen war das offenbar der Fall.

Radio Bremen: Wie geht es jetzt konkret weiter ?

Nach allem, was man so hört, wird der Plan in den nächsten zwei Wochen an die Hochschulen gehen. Dann wird das Ganze dort diskutiert. Dann geht es in die nächste Runde. Die Hochschulen können sich äußern, und im Sommer  befassen sich auch die Parlamentarier der Bürgerschaft damit. Im Herbst soll der Wissenschaftsplan dann verabschiedet werden. Dann beginnt für die Hochschulen erst die Arbeit. Dann nämlich müssen sie die Vorschläge und Leitlinien in die Praxis umsetzen. Also: Besser kooperieren, Doppelstrukturen abbauen, Studiengänge möglicherweise zusammenlegen, einige ausdünnen. Da werden sicher auch noch einige Tränen fließen.

Radio Bremen: Gibt es weitere Hiobsbotschaften für die Bremer Forschung und Lehre ?

Folkert Lenz: Die Hochschule Bremen soll prüfen, ob sie ihre maritim geprägten Fächer nicht besser gemeinsam mit der Hochschule Bremerhaven neu strukturieren kann. Das betrifft wohl vor allem den Schiffbau und die Nautik. Zur Disposition stehen offenbar auch die Volkswirtschaft, Journalistik, Politikmanagement und die Freizeitwissenschaften. Und ganz klar wird ein Stellenabbau beziffert: Bis 2020 sollen an der Hochschule Bremen 30 Jobs wegfallen.

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