Der Wissenschaftsplan steht – WESER

Die Eckdaten für die Entwicklung des Hochschulstandorts Bremen stehen: Lange wurde über den Wissenschaftsplan diskutiert und gestritten, dann wurde er in der Bildungsbehörde noch einmal überarbeitet und jetzt vom Senat beschlossen.

„Aus unserer Sicht ist es gelungen, sicherzustellen, dass es eine stabile Ausstattung für den Wissenschaftsbereich geben wird“, sagte Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). Der Plan setzt den Rahmen dafür fest, wie sich die Hochschulen entwickeln sollen und wie viel Geld dafür zur Verfügung steht. Die Senatorin erklärte, dass in den kommenden Jahren 17 Millionen Euro zusätzlich in die Hochschulen fließen. Sie sprach von einem „gelungenen, transparenten Diskussionsprozess“ auf dem Weg bis zum Beschluss.

Quante-Brandt betonte zentrale Ziele des Plans: Die Hochschulen sollen stärker Profile bilden und besser kooperieren als bislang. Sie sollen sich öffnen für Studienanfänger ohne Abi und mehr auf forschendes Lernen setzen. Eine „veränderte Studienkultur“ solle auch dazu beitragen, dass es weniger Studienabbrecher gebe, so Quante-Brandt. Neu im Wissenschaftsplan ist gegenüber dem Entwurf, dass er nun auch auf die Millionen eingeht, die für Bremen frei werden, wenn der Bund ab 2015 die Ausbildungsförderung BAföG übernimmt. Die Gelder sollen anteilig in einen Zukunftsfonds für Lehre und Studium fließen, heißt es: Hochschulen, die Konzepte für bessere Studienbedingungen vorlegten, könnten Gelder aus dem Fonds erhalten. Wie viel der BAföG-Gelder in die Hochschulen fließen soll, sagte die Senatorin nicht. Die Aufteilung sei noch unklar.

Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter und ein Sprecher der Hochschule Bremen kritisierten den Zukunftsfonds fast wortgleich: Er biete zwar die Möglichkeit, Mittel für befristete Projekte zu beantragen, helfe aber nicht, dauerhaft Stellen zu finanzieren. „Ich hatte sehr gehofft, dass dieses Geld in die Grundausstattung der Hochschulen fließt, denn nur dann nützt es uns, um festes Personal zu finanzieren“, sagte Scholz-Reiter. Gerade für eine bessere Betreuung von Studierenden brauche man dauerhaft Personal, und auch forschendes Lernen funktioniere nur in Kleingruppen gut.

Die Hochschule Bremen soll bis 2020 sechs Professorenstellen mehr erhalten als bislang vorgesehen. „Die Behörde ist uns an dieser Stelle entgegen gekommen, offenbar hat man erkannt, dass die ursprünglichen Sparpläne zu ehrgeizig waren“, sagte Hochschulsprecher Ulrich Berlin.

Dennoch kann von Entwarnung keine Rede sein: Der Wissenschaftsplan 2020 wurde zwar nach den Gesprächen mit Hochschulvertretern und Verbänden umgeschrieben. Doch alle, die den Wegfall von Fächern fürchten, werden wohl weiter bangen. Die Prüfaufträge für fünf Fächer an der Hochschule Bremen und eines an der Hochschule für Künste sind geblieben.

Allerdings ist im Plan nun nicht mehr von einer möglichen Aufgabe des Fachs Psychologie an der Uni die Rede, sondern statt dessen von einer möglichen Neuaufstellung: Die Uni soll prüfen, ob die Psychologie in Kooperation mit einer norddeutschen Uni neu aufgebaut werden könne. Der nahe liegendste Partner dafür wäre die Uni Hamburg, wo man die Psychologie – wenn auch mit anderem Schwerpunkt als in Bremen – neu aufgestellt habe, so Scholz-Reiter.

„Aber die Psychologie bleibt Prüfkandidat, mit dieser Finanzausstattung werden wir Studienplätze abbauen und Studiengänge schließen müssen“, sagte der Rektor. Er erklärte: Eine Neuaufstellung der Psychologie würde rund fünf Millionen Euro im Jahr kosten – etwas weniger als diesen Betrag könnte man einsparen, wenn man das Fach abschaffte. Künftig würden an der Uni jedoch 16 Millionen Euro mehr benötigt als vorgesehen.

Studierende begleiteten den Senatsbeschluss mit Protest: Eine Gruppe von rund 50 Studierenden demonstrierte mit Performances vor dem Rathaus. Sie bombardierten einen selbst gebastelte Kothaufen aus Pappmaché, der für den Wissenschaftsplan stehen sollte, mit Wasserbomben und Farbbeuteln. Später putzten sie die Farbreste rund ums Rathaus gemeinsam wieder weg. Ihr Protest soll aber auch nach dem Beschluss weitergehen, sagten sie.

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