Senat beschließt Wissenschaftsplan 2020 / Psychologie, Politik, Touristik in Gefahr


Bremen - Von Thomas Kuzaj. „Heute haben wir ihn beschlossen, den Wissenschaftsplan 2020“, sagte Bildungs- und Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) gestern Mittag. „Er gibt den Hochschulen Verlässlichkeit.“ Das umstrittene 76-Seiten-Werk stellt Studiengänge auf den Prüfstand. Bremer Studenten haben dagegen demonstriert und tagelang auf dem Marktplatz gezeltet.

Vor Beginn der Senatssitzung gab es gestern wieder Protest, dieses Mal vor dem Rathaus. Einen roten Teppich rollten die Demonstranten den Senatsmitgliedern dort aus. Aufschrift: „Exkrement“. Die Studenten pfiffen und forderten einmal mehr, den Plan nicht zu verabschieden – und stattdessen mehr Geld für Bildung auszugeben. Der Protest lief ins Leere.


Der rot-grüne Senat stimmte dem Plan zu, der – so die Intention – die Lehre verbessern und Forschungsschwerpunkte setzen soll. Kooperationen und Abstimmungen sind gefordert. Das „forschende Lernen“ sei weiter zu stärken, sagte Senatorin Quante-Brandt. Im Vordergrund der Bremer Wissenschaftspolitik stehe die Konzentration auf „die fünf Wissenschaftsschwerpunkte des Landes“: Meereswissenschaften, Materialwissenschaften, Informations- und Kommunikationswissenschaften, Sozialwissenschaften sowie Gesundheitswissenschaften.

Psychologie, Journalismus und Freizeitwissenschaften zählen offenbar nicht mehr dazu. Diese Fächer können Studenten in Bremen möglicherweise bald nicht mehr belegen – Schließung droht. Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter etwa sagte jüngst, in allen Bereichen zu sparen, würde die Qualität der Uni verschlechtern. Einen Studiengang zu streichen, sei eher zu verschmerzen. „Der Studiengang Psychologie ist ein ernstzunehmender Kürzungskandidat.“

„Das Land hat Prüfaufträge an die Hochschulen erteilt, die ergebnisoffen sind“, hieß es dazu gestern im Rathaus. Die betroffenen Studiengänge könnten etwa an andere angeschlossen oder inhaltlich neu ausgerichtet werden. An der Universität geht es um die Psychologie, an der Hochschule um Volkswirtschaft, Journalismus, Politikmanagement, Freizeitwissenschaften und Tourismusmanagement.

„Wir müssen abwarten, was Uni und Hochschule uns zu diesen Prüfaufträgen an Vorschlägen vorlegen“, sagte Quante-Brandt. Einen zeitlichen Rahmen gab sie auch vor – bis zum Beginn des Wintersemesters sollen die „Vorschläge“ kommen.

Bis 2020 wird Bremen etwa 318 Millionen Euro jährlich für die Wissenschaft ausgeben. Zudem soll ein Fonds mit den freiwerdenden Bafög-Mitteln entstehen, wenn der Bund von 2015 an die Ausbildungsförderung komplett übernimmt. Der Wissenschaftsplan sieht vor, dass das Land jedes Jahr 4100 Plätze für Studienanfänger finanziert. Was darüber hinausgeht, soll aus dem Hochschulpakt gezahlt werden – den aber müssen Bund und Länder für den Zeitraum 2016 bis 2020 noch verhandeln. Nein, so Quante-Brandt, es sollen keine Studienplätze wegfallen. Genau das aber befürchten die protestierenden Studenten.

Die Grünen sind da eher auf der Seite ihres Koalitionspartners. Ihre wissenschaftspolitische Sprecherin Silvia Schön: „Der Plan wird den Wissenschaftsstandort Bremen weiter stärken, auch wenn damit nicht alle Probleme im Wissenschaftsbereich gelöst sind. Zuallererst können die Hochschulen in Bremen und Bremerhaven nun verlässlicher für die Zukunft planen.“

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