Der Sucht den Kampf angesagt

»In Deutschland gibt es keine Trinkkultur« umreißt die Psychologie Mechtild Donath das Problem mit dem sie sich seit fast drei Jahrzehnten beruflich beschäftigt. »Die Gesellschaft toleriert es, wenn junge Leute auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln trinken, die Gesellschaft toleriert es, wenn jemand schon am frühen Morgen betrunken ist.«

Seit 1988 ist Mechtild Donath bei der Suchtberatung Pankow. »Bereits am 1. März 1981 wurde die Beratungsstelle für Alkohol- und Medikamentenabhängige in Pankow gegründet«, berichte die Psychologin. Vor 30 Jahren wurden mehrere solcher Gesundheitseinrichtungen ins Leben gerufen. Die führenden Genossen hatten erkannt, dass Alkohol und sein Missbrauch zu einem Problem in der Gesellschaft geworden war.

Zunächst wurden Psychotherapeuten später auch Ärzte und Gesundheitsbetreuer eingestellt. »Die Ärzte hatten damals einen Behandlungsauftrag«, erläutert Mechtild Donath den Unterschied zur heutigen Arbeitsweise. »Wichtig war schon damals, das soziale Umfeld des Betroffenen zu betrachten.« In den 80er Jahren kamen 10 bis 15 Patienten zur Beratung, »das Wartezimmer war immer ganz schön voll.« Im europäischen Raum wurde Alkoholsucht zunehmend als Krankheit anerkannt. »Auch das öffentliche Interesse hatte sich geändert«, meinte Mechtild Donath. In Filmen - vor allem im Polizeiruf - wurde das Thema Alkoholismus aufgegriffen.

»Wir bemerken sehr stark, wie die Verelendung in der Gesellschaft wächst«, erklärte die Psychologin. »Es kommen immer mehr Menschen, die jede Hoffnung verloren haben, jemals wieder in Arbeit zu kommen.« Die Hälfte der Klienten in der Pankower Suchtberatung sind Langzeitarbeitslose. Aber die Krankheit kann jeden treffen. Zur Suchthilfe Pankow gehören auch das Betreute Einzelwohnen und die Tagesstätte ( BETA) und das Café 157 in der John-Schehr-Straße.

In diesem Jahr hat die Beratungsstelle STAB bereits 418 Klienten betreut, aktuell sind es rund 300. In jedem Monat kommen bis zu 30 betroffene Menschen dazu.

www.spi-suchttherapie.de, Mühlenstraße 33/34, Tel.: 47 59 82 0

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