Das rät der Experte – Echo


MARBURG.

Mehr als 2000 Kinder und Jugendliche hat die Begabungsdiagnostische Beratungsstelle (kurz: Brain) an der Philipps-Universität Marburg seit ihrer Gründung 1999 auf Hochbegabung getestet. Brain ist die einzige neutrale Beratungsstelle ihrer Art in Hessen und wird vom Kultusministerium gefördert.

„38 Prozent unserer getesteten Kinder und Jugendlichen waren tatsächlich hochbegabt“, sagt der Brain-Leiter und Psychologie-Professor Detlef H. Rost. Das sei ein guter Schnitt, wenn man bedenke, dass nur 2 Prozent der Bevölkerung überdurchschnittlich begabt seien. Die kostenfreie Untersuchung umfasse einen Intelligenztest und, je nach Fragestellung, andere Diagnoseverfahren, etwa zur emotionalen Entwicklung oder dem Sozialverhalten.

Am Ende des Verfahrens, das in der Regel 18 Stunden, verteilt auf drei Termine dauert, gibt Brain eine ausführliche Empfehlung, wie das Kind weiter gefördert werden soll.

Hauptanzeichen für eine Hochbegabung ist laut Rost, wenn ein Kind ein breit gefächertes Interesse hat und sich viel merken könne, kurz: „Wenn es mehr weiß als die Eltern.“ Zu Brain kommen Familien jedoch meist, wenn das Kind Probleme in der Schule habe oder wenn die Eltern nicht sicher sind, ob es eine Klasse überspringen soll.

Ob das Überspringen sinnvoll ist, können die Experten von Brain allerdings nicht entscheiden, betont der Professor: „Das hängt von sehr vielen Faktoren ab, etwa, ob das Kind emotional und sozial gefestigt ist, vor allem aber von den Lehrern.“ Das letzte Wort solle bei dieser Entscheidung immer das Kind haben.

Hochbegabte in eigens für sie eingerichteten Schulen zu unterrichten, hält Rost für keine gute Idee. „Inklusion von schwächeren Schülern in die Regelschulen ist mittlerweile politischer Konsens“, sagt er, „das muss auch für die Stärkeren gelten.“

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