«Das ist ein grosser Hype»



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«Das ist ein grosser Hype»

Von Felix Straumann.
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Ein Gelähmter, der dank einer Zellbehandlung wieder gehen kann, sorgt für grosse Begeisterung. Doch so ungewöhnlich, wie man meinen könnte, ist der Fall nicht.

Nach der geglückten Operation: Der Bulgare Darek Fidyka geht mit Hilfe von Beinschienen und einer Stütze über eine Brücke.

Nach der geglückten Operation: Der Bulgare Darek Fidyka geht mit Hilfe von Beinschienen und einer Stütze über eine Brücke.
Bild: AFP

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  • Gelähmter kann nach Operation wieder gehen

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Es klingt wie ein biblisches Wunder: «Gelähmter Mann kann nach Zelltransplantation wieder gehen», berichtet die britische BBC am Dienstag. Der 38-jährige Darek Fidyka aus Polen war gelähmt, nachdem ihm 2010 bei einer Messerattacke mehrmals in den Rücken gestochen worden war. Doch nachdem polnische Chirurgen ihm Stammzellen aus dem Riechkolben ins Rückenmark gespritzt haben, kann sich der Patient nun mit Gehhilfe wieder fortbewegen. Das sei beeindruckender als ein Mondspaziergang, sagte Geoff Raisman gegenüber der BBC. Der Spezialist für Neuroregeneration am University College London (UCL) war beim im Fachblatt «Cell Transplantation» veröffentlichten Eingriff beteiligt.

Weniger enthusiastisch ist Armin Curt, Direktor des Zentrums für Paraplegie der Uniklinik Balgrist in Zürich. «Das ist ein grosser Hype», urteilt er. Curt hat den Nachmittag damit verbracht, mit aufgeregten Journalisten aus dem In- und Ausland zu telefonieren. Die durch die Zelltransplantation erzielten Verbesserungen beim Patienten seien relativ bescheiden. Zudem sei in einer 2013 veröffentlichten Studie der gleichen Forscher mit sechs Patienten bereits gezeigt worden, dass das Verfahren funktioniere.

Immerhin konnte das polnisch-britische Team nun am Menschen zeigen, dass Stammzellen aus dem Riechkolben sich für eine Transplantation ins Rückenmark eignen. «Das ist ein wissenschaftlich wichtiger Durchbruch, reicht aber nicht, um zu sagen, dass die Zellen tatsächlich heilen», sagt Curt.

100 Mikroinjektionen

Operiert wurde Darek Fidyka 2012, nachdem bei ihm verschiedene Rehabilitationsprogramme während fast zwei Jahren kaum Wirkung zeigten. Die Chirurgen entnahmen ihm in einer Operation einen seiner beiden Riechkolben, um daraus Stammzellen zu gewinnen. Der Geruchssinn von Fidyka wurde dadurch nicht beeinträchtigt, da er ursprünglich gar nicht riechen konnte wegen Polypen in der Nase und einer chronischen Nebenhöhlenentzündung.

Die Stammzellen vermehrten die Mediziner während zwei Wochen in einer Zellkultur und spritzen sie anschliessend mit rund 100 Mikroinjektionen in die acht Millimeter breite Lücke im Rückenmark. Nach drei Monaten begann der eine Oberschenkelmuskel zu wachsen, nach sechs Monaten konnte der Patient mit der Hilfe eines Physiotherapeuten gehen. Heute, zwei Jahre später, könne er sich mit Gehhilfe alleine fortbewegen – allerdings unter grosser Anstrengung, heisst es in einer Mitteilung des UCL. Zudem hätten sich die Blasen- und die Sexualfunktion verbessert.

Am Balgrist läuft seit 2011 eine Studie mit zwölf querschnittgelähmten Patienten, denen ebenfalls Stammzellen ins Rückenmark gespritzt wurden. «Wir beobachten bei unseren Patienten ähnliche Veränderungen», sagt Curt. Es gebe vor allem Verbesserung bei der Sensibilität und in geringem Umfang bei der Motorik. Anders als bei dem Verfahren der britisch-polnischen Mediziner kommen bei der Balgrist-Studie gespendete neuronale Stammzellen zum Einsatz. Patienten müssen deswegen während neun Monaten Immunsuppressiva einnehmen, um Abstossungsreaktionen zu verhindern – ein Nachteil. Bei Zellen aus dem Riechkolben besteht hingegen der Verdacht, dass sich Tumore bilden können. «Es muss sich noch zeigen, welches der beiden Verfahren am Ende besser ist», so Curt.

In einer Video-Dokumentation wird der Eingriff erklärt.

(Bernerzeitung.ch/Newsnet)

Erstellt: 21.10.2014, 19:01 Uhr


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