Ältere Berufstätige – ein Gewinn für Unternehmen

Ältere Berufstätige gehen aktiver mit beruflichen Belastungen um und sind deshalb weniger gestresst als ihre jüngeren Kollegen. Zu diesem Schluss kamen Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in einer aktuellen Studie.


Obwohl der demografische Wandel viele Unternehmen zu einem Umdenken zwingt, herrschen bezüglich älterer Arbeitnehmer immer noch negative Vorurteile vor: Sie seien nicht anpassungs- und leistungsfähig, weniger motiviert und öfter krank. Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hinterfragten in einer aktuellen Studie nun diese Vorurteile – und brechen eine Lanze für ältere Berufstätige.

Beanspruchung und Bewältigungsstrategien

In einer Online-Befragung wurden 634 Arbeitnehmer im Alter von 16 bis 65 Jahren aus verschiedenen Branchen zu ihrer beruflichen Belastung und Beanspruchung bei der Arbeit sowie zu ihren Bewältigungsstrategien im Umgang mit beruflichen Problemen befragt. Die Wissenschaftler unterschieden dabei drei Arten von Bewältigungsstrategien: aktives Problemlösen („Ich konzentriere all meine Anstrengung auf die Lösung des Problems“), aktives Verändern der eigenen Einstellungen („Ich lerne aus der Erfahrung und wachse daran“) und Vermeidungsstrategien („Ich kann nichts an der Situation ändern und belasse es dabei“). Zusätzlich beantworteten die Teilnehmer Fragen zu ihrem Handlungsspielraum und zu ihren Arbeitsbedingungen. Die Befragung wurde nach einem Zeitraum von acht Monaten wiederholt.

Weniger Stress durch aktives Problemlösen

Ältere Berufstätige berichteten durchweg weniger Stress als jüngere – ein Unterschied, der sich auch dann zeigte, wenn unterschiedliche Arbeitsbedingungen berücksichtigt wurden. Einen entscheidenden Einfluss hatte hingegen die Art der Bewältigungsstrategien: Ältere Berufstätige gingen berufliche Probleme im Vergleich ihren jüngeren Kollegen aktiver an.
Die Wissenschaftler analysierten zudem, ob sich die bei der ersten Befragung berichteten Bewältigungsstrategien auf die wahrgenommene Beanspruchung acht Monate später auswirkte: Dabei zeigte sich, dass Berufstätige, die zum ersten Zeitpunkt mehr aktive Bewältigungsstrategien angewandt hatten, ihren Beruf acht Monate später als weniger beanspruchend und stressvoll empfanden.

Weniger Konflikte mit den eigenen Zielen

Die Forscher schließen, dass ältere Berufstätige zu oft unterschätzt würden: Sie hätten sich im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit ein Repertoire an Verhaltensweisen zum Umgang mit Problemen angeeignet, auf das sie flexibel zurückgreifen könnten. Frühere Studien hatten zudem zeigen können, dass ältere Berufstätige weniger Konflikte zwischen ihren bewussten Zielen und ihren unbewussten Bedürfnissen – nach sozialer Bindung, Erfolg oder Macht – erfahren und dadurch eine höhere Arbeitszufriedenheit erleben. Zudem können sie sich selbst besser einschätzen und motivieren und haben höhere Selbstmanagement-Fähigkeiten. Diese Potenziale sollten von Arbeitgebern stärker wahrgenommen und gezielt genutzt werden: Ältere Berufstätige haben eine Menge zu bieten.

Literatur

Hertel, G., Rauschenbach, C., Thielgen, M. M., Krumm, S.(in press). Are older workers more active copers? Longitudinal effects of age‐contingent coping on strain at work [Abstract]. Journal of Organizational Behavior.

Thielgen, M. M., Krumm, S. Hertel, G. (in press). When being old pays off: Age mitigates adverse effects of low implicit–explicit motive congruency on work motivation [Abstract]. Journal of Career Assessment.

Thielgen, M. M., Krumm, S., Rauschenbach, C. Hertel, G. (2015). Older but wiser: Age moderates congruency effects between implicit and explicit motives on job satisfaction [Abstract]. Motivation and Emotion, 39 (2), 182-200.

2. April 2015
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie
Foto: © fovito – fotolia.com

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