Aimee Copeland: "Ich fühle mich gesegnet"

Es ist das Bild des Triumphes über eine beinah tödliche Krankheit, das die Familie von Aimee Copeland veröffentlicht hat. Nur 49 Tage nach der Horror-Infektion mit Killer-Bakterien hat die Psychologie-Studentin aus dem US-Bundesstaat Georgia erstmals das Krankenhaus verlassen dürfen – für einen kurzen Ausflug ins Freie mit ihren Eltern.

Die Familie lacht in die Kamera. Ein normaler Ausflug, könnte man denken. Nur beim genauen Hinsehen bemerkt man, dass Aimee im Rollstuhl sitzt und ihre Arme verbunden sind. Da, wo ihre Hände sein müssten, sind nur noch Stümpfe.

"Ist es nicht unglaublich, wie weit sie schon ist – und das nur nach sieben Wochen", sagt ihr Vater, der Aimees Fall durch seinem Blog bekannt gemacht hatte. Das Schicksal, aber vor allem der Überlebenswille der 24-Jährigen hatte weltweit bewegt.

Bei einem Kajak-Unfall hatte sie sich eine winzige Verletzung an der Wade zugezogen und war so in Kontakt mit dem Bakterium Aeromonas Hydrophila gekommen. Normalerweise sind die Keime ungefährlich, doch bei Aimee kam es zu einer schweren Überreaktion, die sich Nekrotisierende Fasziitis nennt. Unglaubliche Schmerzen waren die Folge. Die Entzündung war extrem aggressiv, dass sich das betroffene Gewebe rasant zersetzte. Die Ärzte mussten sofort handeln, um Aimees Leben zu retten.

"Ich bedauere nicht, was mir passiert ist"

Denn bei Aimee verlief die Krankheit besonders dramatisch: Das linke Bein, der rechte Fuß, beide Hände und ein Teil ihrer Brust wurden der jungen Frau amputiert. Ihr Vater berichtet in seinem Blog von den vielen Rückschlägen, den vielen Stunden, die er wartend auf eine Wand starrend verbrachte, während seine Tochter operiert wurde. Und er schreibt von den Schmerzen, die Aimee durchleiden musste.

Doch trotz der schlechten Prognose kämpfte sich die 24-Jährige zurück ins Leben – und genoss es nun zum ersten Mal seit Monaten, unter Pinienbäumen zu sitzen, frische Luft zu atmen und mit ihren Eltern über das Leben zu sprechen, berichtet Andy Copeland.

"Ich bedauere nicht, was mir passiert ist. Ich konzentriere mich nicht auf das, was ich verloren habe, sondern auf das, was ich gewonnen habe", soll Aimee während des Spaziergangs gesagt haben. Andy Copeland hätte mit allem gerechnet, schreibt er, mit Wut oder Trauer über den Verlust, aber niemals mit folgendem Satz: "Jetzt habe ich die Chance, anderen Betroffenen zu helfen. Ich fühle mich gesegnet."

Aimee steht jetzt eine aufwendige Reha-Therapie bevor. Sie wird lernen müssen, mit ihren Prothesen zu leben. Ihr Vater berichtet weiter, was sich die junge Frau alles vorgenommen hat. Bis Dezember will sie wieder laufen können, auch ihr Psychologie-Studium will sie beenden.

Thema: Schmerzunterdrückung durch Meditation. "Ich weiß zwar nicht, wie meine Tochter das alles gleichzeitig schaffen will. Aber ich weiß genau, dass sie es schaffen wird."

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