5 Gründe, warum Psychotherapie schief geht!

Von Psychologie aktuell Ressortleiterin Susanne Frisch.

Psychotherapien sind hilfreich, keine Frage. Aber oft entpuppen sie sich auch als Frust und Zeitverschwendung für den Patienten wie auch für den Therapeuten. Doch woran liegt es, wenn eine Psychotherapie zum Reinfall wird? Wir haben für Dich die wichtigsten Punkte zusammengestellt:

1) Die falsche Methode!

Psychotherapie ist nicht gleich Psychotherapie. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man eine Gesprächstherapie, eine Psychoanalyse oder eine Verhaltenstherapie macht. So unterschiedlich, dass man mehrere Bücher über die Differenzen füllen könnte. Wer mit der "richtigen" Störung in der "falschen" Methode landet, der hat Pech gehabt. Klar sollen die Therapeuten das einem vorher sagen. Aber ganz ehrlich? Manche Therapeuten sind wie viele Ärzte: sie überschätzen sich und wollen die Grenzen ihres Tuns nicht wahrhaben.

2) Unklarer Fahrplan und unklares Ziel!

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass der Patient spätestens nach den probatorischen Sitzungen weiß, was ihn erwartet und was er erwarten kann, hinsichtlich des Ziels der Therapie und der Mühen auf dem Weg dorthin. Doch darüber wird oft zu wenig ausführlich informiert.

3) Überzogene Erwartungen!

Dass die verschiedenen, von den Kassen anerkannten Therapiemethoden an sich wirksam sind - das steht außer Frage. Aber was bedeutet wirksam? Schwupps-und-es-ist-weg-Wirksam, mal-schauen-was-geht-wirksam oder versuchen-wir-es-mal-aber-mach-dir-keine-zu-großen-Hoffnungen-wirksam? Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte.

Psychotherapie, gleich welche Form, ist kein Zaubermittel und funktioniert auch nicht wie ein Einrenken beim Orthopäden. Es ist eher vergleichbar mit dem mühsamen Weg bei der Krankengymnastik: Ist diese wirksam? Klar! Kann sie z.B. einen Bandscheibenvorfall wegzaubern? Nein! Also ist die realistische Faustregel: Psychotherapie ist so etwas wie Krankengymnastik für die Seele - und eben genau so (un-)wirksam.

4) Eile!

"Machen Sie bitte meine Depression weg, in sechs Wochen möchte mein Mann mit mir auf Kreuzfahrt", ist kein Satz aus dem Märchenbuch, sondern aus der Praxis eines real existierenden Psychotherapeuten. Abgesehen davon, dass ein Therapeut niemals "etwas weg macht", ist es eine völlige Illusion, eine psychische Störung könne innerhalb weniger Tagen oder Wochen beseitigt werden. Das gilt auch für jene Bereiche, in denen die Psychologie nicht heilt, sondern Probleme lösen soll - etwa in der Paartherapie. Schnell-schnell ist einfach nicht im Angebot der therapeutischen Psychologie.

5) Inkompetenz oder Inkompatibilität!

In jedem Job gibt es talentfreie Pfeifen und das ist auch im Bereich der Psychotherapie natürlich nicht anders. Dafür gibt es in der Regel so genannte "probatorische Sitzungen", innerhalb derer Therapeut und Patient gemeinsam ausloten sollen, ob die "Chemie" passt. Aber natürlich soll der Patient die Gelegenheit auch nutzen, seinem Therapeuten auf den Zahl zu fühlen: Kann der was?

Dabei ist es nicht in erster Linie entscheidend, dass der Therapeut ein Ja-Sager ist und einem in allem zustimmt - der Therapeut ist keine liebe Tante und auch kein lieber Opa, der Kindheitsmängel wegpustet und einen "liebhaben" soll. Vielmehr sollte man prüfen, auf was der jeweilige Seelenkundler spezialisiert ist, welche Fortbildungen er besucht und wie viele Patienten mit ähnlichen Problemen er durchschnittlich im Jahr sieht. Erfahrung und Vertrauen sind hier wichtiger als ein diffuses "Nettsein".

In diesem Sinne wünschen ich und das gesamte Team der Redaktion Psychologie aktuell allen Belasteten eine gute und rasche Besserung!

Buchtipp:
Freie Therapieplätze: Wie man an Psychotherapie kommt. (978-37347-7778-3)

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