30 unter dreißig: 20. Marina Weisband

Politik Sie kann gar nichts dagegen machen. Obwohl Marina Weisband auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei leise und alles andere als polternd ihre Rede hielt, galt die Politische Geschäftsführerin seit diesem Moment im Dezember als "Lichtgestalt" der Piraten.

Das ist natürlich übertrieben. Schließlich wirkte Weisband zart und zerbrechlich, wie sie da vor 1300, meist männlichen Piraten stand. Aber die 24-jährige Psychologie-Studentin aus Münster schafft, woran andere in der Partei scheitern: Auf Weisband können sich die zerstrittenen Lager der Newcomer-Partei des vergangenen Jahres einigen. Warum? Das Erfolgsrezept beschreibt Weisband am besten: "Ich mag es zuzuhören. Unterschiedliche Lager in der Partei sollen mich beeinflussen - das ist ja meine Aufgabe als Geschäftsführerin. Ich versuche dann, einen gesunden Mittelweg zu finden und dies dann zurück in die Arbeitsweise der Partei zu geben." Es wirkt ein bisschen altklug, wenn sie ihren Erfolg begründet. Doch das ist wohl das Geheimnis von Weisband: Sie ist jung, schlau und hat keine Scheu, dies zu zeigen. Sie ist damit auch typisch für eine Generation, die früh erkennt, dass für sie im Leben nichts mehr sicher ist, der Augenblick zählt und man sich am ehesten auf sich selbst verlassen kann.

Weisband kam 1994 mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Deutschland. Zunächst sprach sie kein Wort Deutsch. Hatte wenige Freunde. Mit 13 Jahren bekam sie ihren ersten Computer - und kam durchs Internet zu ihren meisten Freunden. Bis vor einem Jahr hatte sie nach eigener Aussage noch keine Ahnung von Politik. Dann hielt sie auf dem Parteitag im vergangenen Mai eine Rede, die begeisterte - und kam in ihr Amt. In den kommenden Monaten will sie ihre Abschlussarbeit fertig bekommen. Im April läuft ihr Bafög aus. Dann müsste sie Geld verdienen. Ihr Posten bei den Piraten ist nur ein Ehrenamt. Sie weiß nicht, wie lange sie ihn sich noch leisten kann. Dabei hat Weisband wie alle Piraten ein großes Ziel: die Bundestagswahl 2013. Die Umfragen sagen derzeit ihren Einzug ins Parlament voraus.

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