Im Kampf gegen die Ebola-Seuche in Westafrika haben Forscher in einem Feldversuch einen Impfstoff getestet, der sich als wirksam erwiesen hat. An der von der Weltgesundheitsorganisation WHO organisierten Impfstudie sind auch Schweizer Forscher massgeblich beteiligt.
Zwar sind die Ebola-Fallzahlen in Westafrika seit Jahresbeginn zurückgegangen, doch besiegt ist die Epidemie noch nicht. Einzelne Krankheitsfälle könnten die Seuche, der mittlerweile rund 11'300 Menschen zum Opfer gefallen sind, wieder aufflammen lassen.
Wirksame Eindämmung
Aus diesem Grund wurden unter Hochdruck zwei Impfstoffe entwickelt und an Menschen erprobt. Einer der beiden Impfstoffe, genannt «rVSV-Zebov», wurde erstmals in einer Impfstudie im westafrikanischen Guinea getestet.
Die Ergebnisse der Tests zeigten, dass der eingesetzte Impfstoff die weitere Ausbreitung des Ebola-Virus wirksam eindämmen könne, schreibt die Universität Bern in einer Mitteilung. Die Resultate der Feldstudie wurden in den Fachblättern «Lancet» und «British Medical Journal» publiziert.
«Dies könnte endlich das Ende der Ebola-Epidemie in Westafrika einleiten und auch in Zukunft für die Bekämpfung dieser Krankheit nützlich sein», wird Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern in der Mitteilung zitiert. Egger ist zusammen mit Sven Trelle sowie weiteren Mitarbeitenden des klinischen Studienzentrums der Universität Bern und des Inselspitals Bern an der Studie beteiligt.
Schutzringe gegen Ebola
Die internationale Forschergruppe identifizierte in einem ersten Schritt Personen, die engen Kontakt zu einer frisch an Ebola erkrankten Person hatten, etwa Angehörige, Mitbewohner oder Krankenpfleger. In einem zweiten Schritt wurden auch indirekt gefährdete Personen ausgemacht, etwa Nachbarn oder Arbeitskollegen.
Diese Kontaktpersonen werden als Ring bezeichnet. Aus diesen Personen wurden diejenigen ausgewählt, die für die Test-Impfung in Frage kamen. Von April bis Juni 2015 konnten die Forscher 90 Ringe bestimmen und untersuchen.
Impfung mit Wartezeit
Die Ringe wurden nach dem Zufallsprinzip in Gruppen unterteilt: eine Gruppe wurde sofort geimpft, die andere erst nach einer Wartezeit von 21 Tagen. So lange beträgt die Inkubationszeit des Ebola-Virus.
Die Ergebnisse zeigten nach Angaben der Universität Bern, dass bei den sofort Geimpften nach zehn Tagen keine Ansteckung mehr erfolgte. Bei den später Geimpften traten entweder vor oder bis sechs Tage nach der verzögerten Impfung 16 Ebola-Fälle auf.
«Wir können also sagen, dass der Impfstoff nach etwa einer Woche zu hundert Prozent vor einer Ebola-Ansteckung schützt», wird Trelle in der Mitteilung zitiert. Innerhalb der Ringe, in denen sich auch nicht Geimpfte befanden, betrug die Schutzwirkung nach Angaben der Universität Bern immer noch rund 76 Prozent und die Ansteckungskette konnte in vielen Fällen unterbrochen werden.
WHO leitet Reformen ein
Die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sprach von einer «vielversprechenden Entwicklung». Sollte der Impfstoff seine Wirksamkeit unter Beweis stellen, sei dies eine Wende bei der Bekämpfung der gegenwärtigen Seuche und von künftigen Ebola-Ausbrüchen.
Allerdings könnte der Einsatz des Impfstoffs in der Region problematisch sein, da das Mittel kalt gelagert werden muss. Bisher gibt es noch keine zugelassene Ebola-Impfung. Verschiedene Impfstoffe sind derzeit in unterschiedlichen Testphasen, wie die WHO auf ihrer Homepage schreibt.
Weitere Massnahmen
Die Weltgesundheitsorganisation setzt nicht nur auf einen Impfstoff, um künftig Ebola-Krisen zu verhindern. Nach Chans Worten ist die 194 Mitgliedstaaten umfassende Organisation dabei, ihre Strukturen und Ressourcen auf eine potente Krisenreaktion auszurichten. Die WHO habe mit dem Aufbau einer neuen ständigen Arbeitsgruppe für globale Gesundheitsnotlagen begonnen, die in solchen Fällen Ressourcen mobilisieren und Hilfe koordinieren soll.
Derweil gab UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York bekannt, dass die auf dem Höhepunkt der Ebola-Krise in Westafrika eingesetzte Sondermission UNMEER ihre Arbeit einstellt. Vom 1. August an könne die Koordinierung des Kampfes gegen die Ebola-Epidemie wieder vollständig von der WHO gewährleistet werden. (dia/sda)
(Erstellt: 31.07.2015, 13:59 Uhr)