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Zweifel am Wundermittel Vitamin D

Bei vielen Krankheiten stellen die Ärzte einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel fest. Gemäss neuen Studien könnte dies aber nicht die Ursache, sondern die Folge einer Krankheit sein.

Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt ungeklärt: Es bestehen Zweifel bezüglich der Abgabe von Vitamin D.

Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt ungeklärt: Es bestehen Zweifel bezüglich der Abgabe von Vitamin D.
Bild: Keystone

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Das Image von Vitamingaben als Allzweckwaffe gegen jede erdenkliche medizinische Unbill hat in den letzten Jahren gelitten. Vitamin D dagegen gilt weiterhin als Wundermittel: Vor Krebs soll es schützen, vor Diabetes und Gefässerkrankungen, vor Depressionen und manchem mehr. Tatsächlich haben zahlreiche epidemiologische Untersuchungen Zusammenhänge zwischen niedrigen Blutspiegeln von Vitamin D und einem erhöhten Erkrankungsrisiko durch diverse Volksleiden aufgezeigt. Das schien bislang vielen Fachleuten Beleg genug, um Vitamin D weitreichende präventive Wirkung zuzuschreiben.

Die Frage nach Ursache und Wirkung allerdings wurde dabei meist unterschlagen. Mediziner vom internationalen Vorsorgeforschungsinstitut (ipri) in Lyon haben nun in einer Querschnittsstudie herausgefunden, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel nicht ein Grund genannter Erkrankungen seien, sondern die Folge.«Menschen, die Vitamin-D-Präparate einnehmen, sind nicht besser vor Gefässerkrankungen, Diabetes oder Krebs geschützt», stellt Hauptautor Philippe Autier fest. Die Wissenschaftler werteten knapp 300 einschlägige Untersuchungen aus. Die meisten Studien bestätigten zwar die Beziehung zwischen niedrigem Vitamin D und erhöhten Erkrankungsrisiken. Sogenannte Interventionsstudien allerdings – also solche, die den Effekt aktiver Massnahmen überprüfen – konnten nicht belegen, dass die vorsorgliche Gabe von Vitamin D vor den Leiden schützt. «Demzufolge sind die beobachteten niedrigen Vitaminspiegel am ehesten eine Folge der assoziierten Krankheiten», schliesst Autier aus seiner im Fachblatt «The Lancet Diabetes Endocrinology» erschienenen Studie. Das Vitamin-D-Defizit könne Ausdruck chronischer Entzündung sein, da bestimmte Immunzellen die Substanz abbauen würden.

Umstrittene Schlussfolgerung

Diese Schlussfolgerungen kann der deutsche Hautarzt Jörg Reichrath vom Universitätsklinikum des Saarlandes «nicht nachvollziehen». Es sei umgekehrt gut untersucht, wie der Vitamin-D-Rezeptor verschiedene Abwehrfunktionen des Körpers unterstütze. Auch Geriatrie-Professorin und Vitamin-D-Expertin Heike Bischoff-Ferrari vom Universitätsspital Zürich glaubt an den positiven Einfluss des Kalziumreglers: «Vitamin D wirkt antientzündlich und blutdrucksenkend.»

Vitamin D ist eigentlich ein Hormon und hat eine wichtige Funktion bei der Regulierung des Kalziumhaushalts. Unbestritten sind denn auch die Vitamin-D-Mangelsyndrome Rachitis beim Kind und Osteomalazie bei Erwachsenen. Diese treten in hochzivilisierten Ländern allerdings nur selten auf. Dabei kommt es zu Verformungen der Knochen und Schmerzen, da bei sehr niedrigen Vitamin-D-Serum-Konzentrationen der Körper nicht mehr genug Kalzium aus dem Darm aufnimmt. Zur Rachitisprophylaxe erhalten Babys und Kleinkinder deshalb Vitamin D. Eine wichtigere Rolle noch vor der Ernährung spielt bei diesen Krankheiten jedoch Lichtmangel, denn der Körper stellt Vitamin D unter Einfluss von Sonnenlicht selber her.

Experten wie Jörg Reichrath oder Heike Bischoff-Ferrari sind jedoch überzeugt, dass Vitamin D über seine Rolle als Kalziumregulator eine schützende Wirkung hat. Zudem glauben sie, dass rund 60 Prozent der Bevölkerung an Vitamin-D-Mangel leiden und deshalb nicht ausreichend geschützt seien.

Diese Zusammenhänge stellen ihre Befürworter aus den genannten epidemiologischen Beobachtungen her sowie aus Zell- und Tierexperimenten. «Daraus kann man aber nicht ohne weiteres auf die Effekte im menschlichen Organismus schliessen», wendet Jakob Linseisen vom Institut für Epidemiologie des Helmhotz-Zentrums München ein. Linseisen verfasste vor drei Jahren eine entsprechende Stellungnahme für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Darin konnte er den Schutzeffekt des Vitamins gegen Krebs, Diabetes und Gefässerkrankungen nicht bestätigen. Nach umfangreicher Literaturrecherche kam er zu dem Fazit, dass Vitamin-D-Gaben lediglich bei Personen über 65 Jahren das Risiko von Stürzen, Knochenbrüchen und vorzeitigem Tod senken.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen sind Forscher aus Neuseeland nach einer weiteren Metaanalyse gelangt. Ihnen zufolge profitieren nur ältere Pflegeheimbewohner von einer Vitamin-D-Prophylaxe und erleiden dadurch seltener Hüftfrakturen. Bei anderen untersuchten Personengruppen sowie auf Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs zeigte sich kein Einfluss.

Neue Grossstudie geplant

«Alte Menschen in Pflegeheimen, Schwangere und Babys benötigen extra Vitamin D», sagt auch Philippe Autier. Die Idee vom grassierenden Mangel hält er hingegen für eine Werbebotschaft: «Es gibt einen starken Einfluss der Hersteller von Vitaminpräparaten, Messgeräten und auch der Solariumsindustrie.» Letztere wollten über die Betonung des Nutzens ultravioletter Strahlung das schlechte Image ihrer Produkte als Krebserzeuger korrigieren.

Jörg Reichrath, der im vergangenen Jahr Tagungspräsident des industriegesponsorten «Vitamin-D-Updates» in Berlin war, weist Verzerrungen durch kommerzielle Einflussnahme zurück. Sponsoring sei erstens normal und zweitens im Fall der Vitamin-D-Forschung gering. Gerade weil das so sei, gebe es bislang keine hochqualitativen Studiendaten, welche die weitgehenden präventiven Effekte eindeutig zeigen könnten. Das soll nun eine grosse, EU-geförderte Untersuchungen ändern, die Heike Bischoff-Ferrari leitet und deren Ergebnisse in drei Jahren erwartet werden. Die Frage nach Ursache und Wirkung wird die Diskussion weiter prägen. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 07.03.2014, 10:45 Uhr


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