Zum Studieren nach Holland – WESER

Verden. Ursprünglich hatte Antonia während ihrer gesamten Zeit auf dem Gymnasium den Plan, später einmal Jura zu studieren, doch dann schreckte sie ein Test im Internet ab. Das Fach sei ihr doch zu trocken und ein wenig langweilig erschienen, erzählt die 20-Jährige. Der Wunsch nach dem Studiengang Psychologie kam in Antonia erst gegen Ende ihrer Schulzeit auf. "Dabei hat mich das Thema eigentlich schon immer interessiert", sagt sie. Während ihres Auslandsjahres in der elften Klasse, das sie in England absolvierte, sei Psychologie dort sogar ein Schulfach gewesen.

Die Universität Groningen war nicht die einzige Hochschule, die Antonia nach dem Abitur für ihr Studium in Betracht gezogen hatte. "Da die Zulassungsbeschränkungen für das Fach Psychologie meist sehr hoch sind, wollte ich mich vorsichtshalber auch in den Niederlanden bewerben", erklärt sie, denn an den dortigen Unis gebe es grundsätzlich keinen Numerus Clausus (NC). Und obwohl sie auch Zusagen von renommierten deutschen Hochschulen erhielt, entschied sie sich letztendlich für Groningen.

Vor allem die Internationalität habe sie von einem Studium in den Niederlanden überzeugt, sagt die Luttumerin. "Man lernt Leute aus aller Welt kennen, und es ist eine gute Möglichkeit, seine Englischkenntnisse noch weiter zu verbessern", schwärmt sie. Auch die jugendliche Atmosphäre in Groningen gefalle ihr gut. Die Stadt sei zwar nicht so groß, aber schön. "Von ungefähr 150000 Einwohnern sind etwa 50000 Studenten", erzählt Antonia.

Trotzdem sieht sie sich immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert, wegen der nicht vorhandenen Zulassungsbeschränkungen in die Niederlande gegangen zu sein. Sicherlich sei das für einige Mitstudenten der Beweggrund gewesen, so Antonia, doch habe sie auch viele Studenten kennengelernt, deren Abiturnote für einen entsprechenden NC gereicht hätte. "Viele Norddeutsche studieren auch unter anderem wegen der Nähe zur Heimat in Groningen", sagt sie. Antonia selbst besucht ihre Familie in Luttum ungefähr einmal im Monat für ein Wochenende. "Von Bremen fährt ein Bus nach Groningen, mit dem ich nur drei Stunden unterwegs bin. Das ist sehr praktisch."

Schwieriger sehe es da mit dem Wohnungsmarkt am Studienort aus, Wohnungen seien knapp, die Mieten hoch. Auch die Studiengebühren seien verhältnismäßig hoch. "Die Niederländer bekommen eine zusätzliche Studienfinanzierung, die ausländlische Studenten nur kriegen würden, wenn sie 32 Stunden im Monat einem Job in den Niederlanden nachgehen", erklärt Antonia. Sie selbst würde zwar gerne arbeiten, belege in der Uni aber noch zusätzliche Förderkurse, wodurch ihr die Zeit für einen Nebenjob fehle. "Dafür arbeite ich hin und wieder in den Ferien als Postbotin in Paris, um mir etwas für das Studium dazu zu verdienen", sagt die 20-Jährige.

Antonia lebt zusammen mit drei Niederländerinnen in einer Wohngemeinschaft, nicht weit vom Stadtkern entfernt. Verstehen könne sie die niederländische Sprache mittlerweile gut, sprechen leider kaum, bedauert sie. "Ich dachte, das ergibt sich mit der Zeit von selbst, aber viele Einheimische sind froh, wenn sie ihr Englisch ein wenig trainieren können", erzählt Antonia. Sogar im internationalen Studiengang für Psychologie, der in Groningen etwa 200 Studenten umfasst, seien viele Niederländer, obwohl es das Fach auch in deren Sprache gebe.

Sechs Semester dauert Antonias Bachelorstudium, im kommenden Sommerhalbjahr möchte die ehemalige Schülerin des Gymnasiums am Wall ins außereuropäische Ausland gehen. Am liebsten würde sie ein Semester in Südafrika absolvieren, aber das stehe noch nicht genau fest. "Natürlich stand ich vor der Frage, ob ein Studium in Groningen das Richtige für mich ist, vor allem, als ich auch Zusagen aus Deutschland erhalten hatte", erklärt sie. "Aber ich habe es nicht bereut und bin nach wie vor zufrieden mit meiner Wahl."



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