Zum Scheitern verurteilt?

Ein Jahr geht zu Ende, und schon sind sie wieder da, die guten Vorsätze: gesünder essen, weniger trinken, mehr joggen, nicht mehr rauchen. Hatten wir das nicht schon mal? Im Zweifelsfall ja. Denn nahezu ebenso sicher wie der gute Vorsatz zum Jahreswechsel ist sein Scheitern. Eine englische Studie mit 3000 Teilnehmern hat ergeben, dass 88 Prozent ihre guten Vorsätze nicht einhalten.

Doch am nächsten Silvesterabend sind die schlechten Erfahrungen mit den guten Vorsätzen wieder vergessen. Seit Jahrtausenden geht das offenbar schon so, denn die wackeren Versuche zur Selbstverbesserung lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Im neuen Jahr sollte schon immer alles anders werden. Und vor allem: besser.

Warum ist das so? Zum einen hat es mit dem Wunsch zu tun, das eigene Leben zu kontrollieren, sagt der Bochumer Professor Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. "Wenn wir das Gefühl haben, wir hätten Kontrolle, dann gehts uns gut, und dann können wir auch sehr viel Stress wegstecken. Wichtig ist, dass es nur um das Gefühl geht! Ob man sein Leben tatsächlich unter Kontrolle hat, spielt keine Rolle - man muss es nur glauben, und schon gehts einem besser." Der Vorsatz, im neuen Jahr mit dem Rauchen aufzuhören, gibt einem auf jeden Fall das Gefühl, dass man aufhören könnte. Man müsste es nur wollen.

Zweiter Punkt: Der Mensch ist ein geborener Optimist. "Wir sind sogar unrealistisch optimistisch", sagt Margraf. In der Evolution hat sich das als Vorteil herausgestellt. "Es hilft Ihnen durch den Tag, es macht Sie auch aktiver, weil Sie ja das Gefühl haben, dass es sich lohnt." Studien haben ergeben, dass Menschen außerdem die Neigung haben, Erfolge auf ihr eigenes Können zurückzuführen - und Misserfolge auf alle möglichen anderen Ursachen. Schließlich, so glaubt Margraf, haben die guten Vorsätze auch noch mit Aberglaube zu tun. "Es ist so eine Art magische Qualität, die der Neuanfang hat." Der erste Erste ist eben was anderes als der 23. Februar.

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