Zügig, lebendig: "Parsifal" in Karlsruhe

Eine spannende Deutung: Der "Parsifal" am Badischen Staatstheater Karlsruhe konzentriert sich auf die Psychologie der Figuren.

Erik Nelson Werner (Parsifal) und Christina Niessen (Kundry).

Foto: Jochen Klenk

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Erik Nelson Werner (Parsifal) und Christina Niessen (Kundry). 

Ein Kuss, schon ist Parsifal zu einer allumfassenden Erkenntnis gelangt. So blitzartig geht das nur in Richard Wagners letzter Oper, "Parsifal". Fr das Badische Staatstheater Karlsruhe hat Regisseur Keith Warner eine spannende Deutung in Szene gesetzt.

"Parsifal" stellt Regie, Snger und Orchester vor eine Herausforderung, schlielich geht es weniger um eine Sage als um die Anschauungen des Komponisten. Bhnenbildner Tilo Steffens fand fr die geschlossene Welt der Gralsritter eine gelungene Umsetzung. Um die zentrale Kuppel reihen sich halbrunde Rume. Warner fllt die Bhne mit Leben, was keine geringe Leistung ist. Er konzentriert sich auf die Psychologie der Figuren.

Gurnemanz wird im ersten Aufzug zur zentralen Figur. Alfred Reiter gestaltet diesen Charakter mit einer geschmeidigen Stimme, die zu nachdenklichen Tnen ebenso fhig ist wie zu aufbrausendem rger. Diesen rger zieht vor allem Parsifal auf sich. Erik Nelson Werner vermittelt die Wandlung vom Hallodri zum Retter. Sein kraftvoller, baritonal gefrbter Tenor klingt erfreulich unangestrengt. Christina Niessen ist als Kundry mit Intensitt prsent und meistert die enormen Ansprche ihrer Partie mit einer schlanken, tragenden Stimme.

Dass der Regisseur viel Freude am Kino hat, merkt man an Verweisen auf Harry Potter und Herr der Ringe. Die mystische Gralsenthllung konterkariert er durch die Verpackung: Die Truhe in der Truhe in der Truhe, bis aus dem letzten Kstchen der heilige Becher geholt wird. Doch als Parsifal dieses ffnet, ist, o Wunder, gar nichts mehr darin. Das ist der Clou: Der Gral als Instrument der Erlsung hat ausgedient, ebenso wie die Gralsgemeinschaft. Dafr wird die bisher in Wei, Grau und Schwarz gehllte Gemeinschaft bunt. GMD Justin Brown und die Badische Staatskapelle schaffen eine fast magische Klangwelt. Der weiche Streicherklang, der dunkle Glanz der Blechblser, die Klangschnheit der Holzblser fgen sich zu einem bewegten, differenzierten Bild. Selten wirkt "Parsifal" so zgig.

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