Zentrum für Schulpsychologie eröffnet

Mehr Prävention und bessere Netzwerke

Zentrum für Schulpsychologie eröffnet

Der Amoklauf eines Schülers in Winnenden gab den Anstoß. Aber der Bedarf für ein Kompetenzzentrum Schulpsychologie lässt sich umfassender begründen, entnahm man gestern den Redebeiträgen bei der Gründungsfeier.

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Tübingen. Im europäischen Vergleich schneidet die Schulpsychologie in Deutschland, bezogen auf die Relation von Schulpsychologen und Schüler, miserabel ab. Als Mindeststandard nennen Fachleute ein Verhältnis von 1 : 5000, in Deutschland liegt es bei 1 : 16 500, Baden-Württemberg rangiert derzeit noch weit hinten.

Davon war gestern Nachmittag nur am Rande die Rede, alle blickten nach vorne, denn mit dem neuen Kompetenzzentrum, das vom baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport eingerichtet wurde und künftig in der Tübinger Europastraße Platz nehmen wird, soll vieles zum besseren gewendet werden. 2,5 Stellen sind dafür im vorigen Monat zur Besetzung ausgeschrieben worden, teilte Ministerialdirektorin Margret Ruep in ihrer Rede mit.

Knapp 200 Zuhörer/innen drängten sich gestern in den neuen Vorlesungssaal des Fachbereichs Psychologie in der ehemaligen Frauenklinik, wo ihnen von sechs Rednerinnen und Rednern einerseits das Aufgabenspektrum der neuen Einrichtung beschrieben und andererseits dargelegt wurde, wie günstig in Tübingen das wissenschaftliche Umfeld beschaffen ist, um die gewünschten Synergien zu erzeugen. Dies zumal, weil das Kompetenzzentrum für Schulpsychologie auf enge wissenschaftliche Kooperation angelegt ist und die Eberhard-Karls-Universität mit ihrem Konzept einen landesweiten Wettbewerb für sich entscheiden konnte.

In Baden-Württemberg wurden die ersten Schulpsychologen vor 45 Jahren eingestellt, damals noch mit der Aufgabe, Begabungsreserven besser auszuschöpfen, berichtete Wolfgang Ehingen, Vorsitzender des Landesverbandes der Schulpsychologen. In der Zwischenzeit hat die Schulpsychologie zahlreiche neue Aufgaben nicht nur im diagnostischen und therapeutischen Bereich erschlossen, Themen wie Drogenmissbrauch, Amoklauf, Mobbing, Integration von Migranten, Inklusion tragen zum schulpsychologischen Alltag bei. Immer stärker wird auf Prävention und Vernetzung der Beteiligten Wert gelegt, worin sich gerade das neue Kompetenzzentrum durch Aus- und Weiterbildung von Schulpsychologen sowie durch die Entwicklung von Trainingskonzepten für Pädagogen bewähren soll.

Prorektorin Stefanie Gropper und Prof. Hans-Christoph Nürk, Stellvertretender Direktor des Psychologischen Instituts, informierten, wie die Universität zu einem besseren Ausbildungsangebot für künftige Schulpsychologen beitragen wird: ein künftiger Studienschwerpunkt im Bachelor-Studiengang für Psychologen, ein neuer Masterstudiengang, spezielle Möglichkeiten für Postgraduierte und eine baldige W 3-Professur Schulpsychologie. Martin Hautzinger, Professor für Klinische Psychologie und Ulrich Trautwein, Professor für Empirische Bildungsforschung, beschrieben ihre Möglichkeiten, zu der neuen „Forschungs-Praxis-Schnittstelle“ beizutragen.

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