Zeitung Heute: Ein fruchtbares Miteinander

Sie bilden heute die drei Forschungsbereiche „Adaptives Verhalten und Kognition“, „Entwicklungspsychologie“ und „Geschichte der Gefühle“. Das hängt auch mit Koryphäen wie dem Psychologen und Geschäftsführenden Direktor Professor Gerd Gigerenzer, dem Leibniz-Preisträger Professor Ulman Lindenberger oder der Historikerin Professor Ute Frevert zusammen, die mit ihrem Eintritt ins MPI Akzente gesetzt haben.

Viele der MPI-Forscher lehren an der Freien Universität Berlin und arbeiten mit Universitätskollegen in gemeinsamen Projekten –  etwa im großen Exzellenzcluster „Languages of Emotion“. So plant Ute Frevert mit dem Historiker Andreas Bähr von der Freien Universität ein Clusterprojekt über historische Grundlagen der Gottesfurcht im 17. Jahrhundert. „Sicherlich hat die Exzellenzinitiative dazu beigetragen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit noch zu intensivieren“, sagt Frevert.

Die Freie Universität hat auf dem Forschungscampus Dahlem, dessen vielfältige Kooperationen auch in der erneuten Bewerbung als Exzellenzuniversität zum Tragen kommen, also zahlreiche Fäden zu den Max-Planck-Bildungsforschern gesponnen. Eine starke Verbindung bildet der wissenschaftliche Nachwuchs: Neben den vielen Studierenden, die als Hilfskräfte am MPI erste wissenschaftliche Erfahrungen sammeln, findet ein reger Promovenden-Austausch statt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die International Max Planck Research Schools (IMPRS). Vor wenigen Tagen hat die MPG die Weichen gestellt für eine neue IMPRS zum Thema „Moralische Ökonomien moderner Gesellschaften“, die 2012 ihre ersten Doktoranden aufnehmen wird. Principal Investigators des Instituts und der Freien Universität Berlin sowie der Humboldt-Universität und der Technischen Universität werden hier gemeinsam forschen und lehren. Vereinbart wurde dabei eine enge Kooperation mit der University of Chicago und der University of California, Berkeley.

Dass dieses Modell erfolgreich ist, beweist seit rund zehn Jahren die „International Max Planck Research School on the Life Course“ (IMPRS LIFE). Ihr Sprecher ist Ulman Lindenberger, Leiter des Forschungsbereichs Entwicklungspsychologie am MPI; stellvertretender Sprecher ist Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutsches Zentrum für Altersfragen und außerplanmäßiger Professor für Gesundheitspsychologie an der Freien Universität. Im Rahmen von LIFE werden derzeit 56 international angeworbene Doktoranden ausgebildet, die meisten von ihnen sind Psychologen. Sie untersuchen die menschliche Entwicklung verschiedener Alterstufen in einer sich wandelnden Umwelt.

Partner sind neben der Freien Universität und der Humboldt-Universität die Universität Zürich sowie die USHochschulen University of Michigan in Ann Arbor und University of Virginia in Charlottesville. Zweimal im Jahr treffen sich die Jungwissenschaftler aller Partnerstädte, diskutieren ihre Projekte und sondieren Möglichkeiten, bei den Kollegen im Ausland zu forschen. „LIFE bietet seinen Doktorandinnen und Doktoranden ein weltweit einmaliges internationales Netzwerk, um Spitzenforschung über die Entwicklung menschlichen Verhaltens kennenzulernen und selbst zu dieser Forschung beizutragen“, sagt Ulman Lindenberger. Doch auch über die Research Schools hinaus arbeiten Freie Universität und MPI zusammen. Professor Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität, erklärt: „Durch unser Karrierewege-Modell im Zukunftskonzept der Exzellenzinitiative, an dem das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beteiligt ist, schaffen wir neue Möglichkeiten der Nachwuchsförderung in verschiedenen Phasen der akademischen Laufbahn – auch durch gemeinsam finanzierte Postdoktoranden-Stellen und Nachwuchsgruppen.“

Hauke Heekeren, bis vor einem Jahr noch Nachwuchsgruppenleiter am MPI, ist Professor für Emotionspsychologie und affektive Neurowissenschaft an der Freien Universität. Seine Arbeitsgruppe am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie beschäftigt sich mit Entscheidungsstrategien in verschiedenen Lebensaltern: Welche Rolle spielen Risikofaktoren bei Entscheidungen und welche Rolle die Ratschläge, die die Probanden erhalten? Heekeren kooperiert auch mit Gerd Gigerenzer, der am MPI zusätzlich das dort beheimatete Harding-Zentrum für Risikokompetenz leitet. Beide Wissenschaftler vertreten durchaus unterschiedliche Meinungen: Gigerenzer, der zahlreiche Bücher zu dem Thema verfasst hat, setzt auf die Bedeutung des Bauchgefühls und der Intuition. Heekeren arbeitet in seiner Forschungsgruppe mit einem logisch-rationalen Modell des Entscheidens, dem viele Parameter zur Verfügung stehen. „Das sind heftige und sehr fruchtbare Diskussionen, die beide Seiten weiterbringen“, schwärmt Heekeren.

Im Internet:

www.imprs-life.mpg.de

www.mpib-berlin.mpg.de

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