Zeit für Sex und Hobbies – So bleibt die alte Liebe jung

Wer die Liebe am Leben halten will, sollte ihr viel Zeit widmen: Langjährige Paare sollten sich zu gemeinsamen Unternehmungen und Gesprächen treffen - und zum Sex verabreden.

Älter werden ist eine Herausforderung - auch für die Beziehung von Paaren. Ehescheidungen kommen bei der 60-plus-Generation heute häufiger vor als früher. Denn viele haben sich im Laufe der Zeit aus den Augen verloren. „Das kann für einen der beiden Partner sehr bitter sein, wenn er den Weg durchs Alter allein antreten muss”, sagt Hans Jellouschek, Paartherapeut und Autor in Tübingen.

Unternehmungen, Gespräche und Sexualität sind essenziell für die Beziehung

Das Wichtigste ist deshalb, sich zu fragen: Wie machen wir unsere Beziehung wieder lebendig? Eine Partnerschaft müsse ganz bewusst gepflegt werden, sagt Jellouschek. Dies sei in den Jahren mit Kindern, Berufen und Existenzaufbau oft in den Hintergrund getreten. Umso wichtiger ist es, dass Paare sich Zeit für gemeinsame Unternehmungen, für Gespräche, Zärtlichkeit und Sexualität nehmen.

Zeit und Raum gibt sich das Ehepaar Lindner aus Münsingen, das seit 50 Jahren verheiratet ist. „Wir stehen morgens auf und fragen uns: „Was können wir uns heute Gutes tun?” Dann planen wir eine Radtour oder gehen ins Thermalbad, ins Fitness-Studio oder in die Stadt, einen Kaffee trinken”, erzählt der 70-Jährige Gunter Lindner.

Ein gemeinsames Hobby fördert die Liebe im Alter

Paare brauchen laut Jellouschek in der Ruhestandsphase oft wieder ein neues Drittes: ein gemeinsames Hobby, ein soziales Engagement oder ein Haustier. Bei den Lindners ist es das gemeinsame Entdecken. „Wir verreisen gern mit dem Wohnmobil”, sagt er. Nur der Radius werde mittlerweile kleiner, weil seine Frau lange Reisen wegen des Rückens nicht mehr machen könne.

Sich gemeinsam darauf zu konzentrieren, was noch geht - ein gelassener Umgang mit abnehmenden Fähigkeiten im Alter wirkt sich ebenfalls positiv auf die Partnerschaft aus, meint Jellouschek. Wichtig sei für ältere Paare außerdem, Kontakte nach außen zu pflegen, rät Katharina Ley. „So hat man sich etwas zu erzählen.”

Bei den Lindners sieht das so aus: „Unsere Kinder und Enkelkinder wohnen im gleichen Ort, außerdem sind wir mit anderen Paaren befreundet. Und wir haben eigene Freiräume - meine Frau mit ihren Sauna-Freundinnen und ich mit meinen Volleyballern”, erzählt Gunter. Darauf komme es an: Eine eigenständige Person mit eigenen Interessen sein und den anderen dabei nicht ausschließen, sagt Jellouschek.

Ein weiteres Rezept für glückliche Partnerschaften sieht Katharina Ley in einer versöhnlichen Haltung. Wenn man mit sich selbst und seiner Vergangenheit im Reinen sei, kehre ein Gefühl des Friedens ein. Im Alter gelinge es oft besser, großzügiger mit dem Partner umzugehen und ihm kleine Marotten zu verzeihen.

Paare sollten sich einen Raum für körperliche Liebe schaffen

Nicht außer Acht lassen dürfen Paare, dass Zuwendung auch noch unter der Bettdecke stattfindet. Nach Ansicht von Paartherapeut Jellouschek gibt es im Alter durchaus die Möglichkeit für Erotik und Intimität, die erfüllter und befriedigender ist als in früheren Jahren. „Man hat mehr Zeit und muss nicht mehr auf einen Orgasmus losstürmen.” Langsamer Genuss stehe im Vordergrund.

Die Vorteile von Slow Sex zu entdecken, sei eine große Chance. Beginne die sexuelle Kraft beispielsweise beim Mann nachzulassen, habe das für den Sex durchaus Vorteile. Vielleicht gehe es nicht mehr so schnell, was viele Frauen als angenehm empfinden. Streicheln, oraler Sex, das Stimulieren erogener Zonen können sehr befriedigend sein. Von selber passiere das aber natürlich nicht.

„Paare müssen sich Raum dafür schaffen”, sagt Jellouschek. Zum Beispiel, indem sie sich bewusst für Sex verabreden. Das zeige ihnen: Wir gehören auch erotisch noch als Paar zusammen.

Woran erkennt man, dass die Beziehung kriselt? Unsere Bildergalerie verrät es:

1. Geringe Einsatzbereitschaft

Spricht einer der beiden Partner oft von Trennung oder trifft er Entscheidungen für die Zukunft (zum Beispiel einen Jobwechsel) ohne den anderen, ist seine Einsatzbereitschaft gering. Einsatzbereit ist der Partner dagegen, wenn er sich an Abmachungen hält, zum Beispiel anruft, wenn es bei der Arbeit später wird.

Foto: dpa


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