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Zahn mit Durchblick

Von Susanna Patrin.
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In einer spektakulären Operation wurde an der Uniklinik in Basel einem Blinden erstmals in der Schweiz eine künstliche Hornhautprothese mithilfe eines eigenen Zahns eingesetzt. Mit Erfolg.

Tobias Bauer hat im linken Auge eine Hornhautprothese, die aus einem Zahn hergestellt wurde. (Bild: Zvg / Naomi Jones, Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband)

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Hornhautschäden

Weltweit ist Grauer Star die Hauptursache für Blindheit. Die Dritte Welt treibt die Statistik nach oben, denn in hoch entwickelten Ländern kann der Graue Star mit einer Routineoperation geheilt werden. Die zweithäufigste Ursache für Blindheit weltweit ist eine beschädigte Hornhaut. Meistens kann eine Spender-Hornhaut verpflanzt werden. Gewisse Krankheiten führen aber dazu, dass das Auge eine fremde Hornhaut abstösst. In diesen seltenen Fällen kann derzeit nur die oben beschriebene Knochen-Zahn-Hornhautprothese helfen. (spe)

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Er hatte die Hoffnung, je wieder sehen zu können, fast aufgegeben. Am Unispital Zürich wurde Tobias Bauer vor rund zwei Jahren zunächst gesagt, es gebe kein Mittel gegen seine Form von Blindheit. Eine seltene Medikamentenallergie hatte seine Hornhaut zerstört. Und eine gewöhnliche Transplantation kam bei ihm deshalb nicht infrage; sein Auge hätte das fremde Gewebe sofort abgestossen. Auch künstliche Hornhautprothesen sind noch nicht ausgereift.

Jetzt kann der Endfünfziger seit wenigen Monaten wieder ohne Hilfsmittel Bücher lesen, Computer bedienen, spazieren, arbeiten. Bauer sieht zu 80 Prozent auf einem Auge. Darin steckt als Hornhautersatz sein eigener Eckzahn.

Erster Schweizer Patient

Es ist eine verrückte Operation, dank der Tobias Bauer nun trotz allem wieder sehen kann. Wie bei einem Puzzlespiel für Chirurgen werden Teile des Körpers herausgeschnitten und an neuen Orten eingesetzt. Nur zehn Ärzte weltweit sind derzeit in der Lage, diese sogenannte Osteo-Odonto-Keratoprothese (Knochen-Zahn-Hornhautprothese) durchzuführen. Zu diesen wenigen Experten zählt als erster Schweizer neuerdings der 42-jährige David Goldblum, Leitender Arzt an der Augenklinik des Universitätsspitals Basel. Tobias Bauer ist sein erster Schweizer Patient.

Dabei gibt es die Operation schon seit fast 50 Jahren; der Römer Augenarzt Benedetto Strampelli erfand sie 1963. 1995 traf Goldblum, damals noch Assistenzarzt in Bern, auf eine Patientin, die in den 70ern von Strampelli geheilt worden war. Goldblums Interesse war geweckt. «Ich frage mich, was Strampelli geraucht hatte, als er auf diese Idee kam», sagt Goldblum. In seinem Büro zeigt er Videoaufnahmen von der Anfang Jahr in Basel durchgeführten Prozedur: In einer ersten, rund achtstündigen Operation sägt der Kieferchirurg Christoph Kunz dem Patienten einen Zahn samt Kieferknochen heraus. Das Loch wird mit einem Stück Beckenknochen gefüllt – sechs Monate später kann sich der Patient zudem ein Zahnimplantat einsetzen lassen.

Körpereigenes Gerüst

Den entnommenen Zahn mitsamt dem Knochen schleift Goldblum zurecht, bohrt in der Mitte ein 3,5 Millimeter grosses Loch und klebt eine künstliche Augenlinse aus Plexiglas ein. Zahn und Kieferknochen werden so zu einem körpereigenen Gerüst, die Kunststofflinse wird dadurch nicht abgestossen. Dann schneidet Goldblum dem Patienten ein Stück Schleimhaut aus dem Mund und setzt sie aufs zuvor von Verwachsungen befreite Auge. Sie wird die Prothese überdecken und ihr Feuchtigkeit und Schutz geben. Schliesslich wird die angehende Prothese in das Unterlid des rechten Auges genäht, damit sich auf dem Knochen Blutgefässe bilden können.

Nach drei Monaten folgt im März der zweite Teil der Operation: Goldblum entfernt dem blinden Mann Iris, Linse und Glaskörper. Erst jetzt wird die Zahnfassung samt Kunstlinse ins linke Auge gesetzt. Zwei Tage später öffnet Tobias Bauer das operierte Auge – und sieht wieder. «Es war wahnsinnig», zitiert ihn die Zeitschrift «Der Weg» des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. «Ich kann wieder selbstständig funktionieren.» Nach und nach kann Bauer mithilfe einer normalen Brille wieder fast alles tun ausser Auto fahren. Die neue Pupille erfasst ein eingeschränktes Gesichtsfeld von nur 90 statt der üblichen 150 Grad.

Aufwändig und kostspielig

Weshalb wagen sich so wenig Ärzte an diese Operation? «Wahrscheinlich, weil sie so kompliziert ist wie mehrere zusammen, gemeinsam mit einem Kieferchirurgen gemacht werden muss und nur angewendet werden kann, wenn beim Patienten Netzhaut und Sehnerv intakt sind», sagt Goldblum. Nicht zuletzt lohne sich der Aufwand für ein Spital finanziell nicht.

Beigebracht hat Goldblum diese Methode der einzige deutsche Arzt, der sie beherrscht: Professor Konrad Hille. Während eines Jahres assistierte Goldblum ihm regelmässig in Offenburg – gemeinsam mit dem Basler Kieferchirurgen. Nun rechnet er mit drei, vier eigenen Patienten jährlich, bei denen die üblichen Methoden versagen. Falls es die Versicherungen zulassen, könnte er zusätzlich Blinde aus Frankreich behandeln, wo es für dieses Augenleiden noch keinen Arzt gibt.

Irislose Pupille

Der Eingriff birgt Risiken, weshalb nur ein Auge operiert wird. Doch die Erfolgschancen betragen laut Goldblum fast 90 Prozent. Einzig optisch macht das gerötete Auge mit der starren, irislosen Pupille nicht viel her. Deshalb entscheiden sich viele Patienten, ein Glasauge obendrauf zu setzen.

Im September wird David Goldblum dem nächsten Patienten ein Stück Zahn ins Auge setzen. Wenn alles gut geht, wird der Mann nach 20 Jahren Blindheit wieder sehen können. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 13.08.2012, 11:55 Uhr


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