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«Wollen Sie Sebastian M. als Untermieter?»

Ein fragwürdiges Forschungsprojekt soll die Bevölkerung für psychische Erkrankungen sensibilisieren. 10'000 Basler haben einen Umfragebogen zugestellt bekommen.

Rechnet nicht mit einem grossen Rücklauf der Fragebogen: Universitäre Psychiatrische Klinik

Rechnet nicht mit einem grossen Rücklauf der Fragebogen: Universitäre Psychiatrische Klinik
Bild: Maria Stratmann

Symbolbild (Bild: Keystone )

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  • Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel (UPK) 

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10 000 Stadtbewohner erhielten kürzlich Post von den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK). Der Inhalt: Bevölkerungsumfrage zur Wahrnehmung der Psychiatrie. Auf 16 Seiten sollen sich die Einwohner von Basel-Stadt mit dem Thema Psychiatrie auseinandersetzen. Die Befragung erfolgt im Rahmen eines Forschungsprojekts, das vom Gesundheitsdepartement Basel abgesegnet wurde.

Das Fallbeispiel, um das sich ein Grossteil der Fragen dreht, lautet so:
Sebastian M. wohnt in einer Mietwohnung in Ihrer Nachbarschaft, und er ist etwa 23 Jahre alt. Von Bekannten haben Sie gehört, dass die Familie mit Sebastian immer mehr Sorgen hat. Er soll schon seit einiger Zeit Probleme am Ausbildungsplatz gehabt haben und ihn daraufhin vor Kurzem verloren haben. Sebastian soll sich von Freunden isolieren und kaum mehr Dinge mit anderen unternehmen. Man sieht Sebastian kaum in der Öffentlichkeit und er wirkt nicht mehr so gepflegt, wie man ihn kannte.

Auf der Strasse scheint er Gespräche mit sich selbst zu führen und auf Reize zu reagieren, die andere nicht wahrnehmen. Er scheint sich von anderen verfolgt zu fühlen und blickt sich auf der Strasse misstrauisch um. Sebastian soll den Familienangehörigen erzählt haben, dass er Angst habe, andere könnten seine Gedanken lesen und ihn fernsteuern. Nach Ihrer eigenen Erfahrung und dem, was Sie über Bekannte erfahren haben, hat Sebastian im letzten Monat kein gefährliches Verhalten anderen gegenüber gezeigt (zum Beispiel lautstarke Auseinandersetzung, Schlägerei, Bedrohung). Ebenso gab es im letzten Monat keine Berichte über selbst gefährdendes Verhalten bei Sebastian (zum Beispiel leichtsinniges Verhalten, das zu eigenen Verletzungen führen kann; Verletzungen, die man sich absichtlich selbst zufügt; Selbstmordversuche).

Was bleibt nach der Lektüre dieses Falls? Ein wohl eher etwas kauziger Typ, der irgendwie gefährlich scheint, obwohl gesagt wird, dass er gegenüber Dritten bisher nicht gewalttätig wurde. Die Färbung des geschilderten Falls wirkt eher negativ.

Ein bisschen viel verlangt?

Zu diesem Sebastian sollen die zufällig ausgewählten Adressaten nun Fragen beantworten, wie: «Wenn ich ein Zimmer zu vermieten hätte, würde ich jemanden wie Sebastian M. als Untermieter nehmen?» Oder: «Ich würde jemanden wie Sebastian M. als Arbeitskollegen akzeptieren.» Oder: «Ich würde jemandem wie Sebastian M. meine Kinder für einige Stunden zur Aufsicht anvertrauen.» Und die Lieblingsfrage der Redaktion: «Ich wäre damit einverstanden, dass jemand wie Sebastian M. in meine Familie einheiratet.» Zudem sollen die Empfänger des Fragebogens einschätzen, ob Sebastian an einer psychischen Erkrankung leidet und, falls ja, welche Diagnose es sein könnte.

Ist das nicht etwas viel verlangt? Menschen, die beispielsweise keinerlei Bezug zu solchen Themen haben, dürften sich rasch überfordert fühlen und werfen den Fragebogen wohl eher weg. Die UPK rechnen mit einem eher geringen Rücklauf von zehn Prozent. Und: «Bei der betreffenden Frage geht es nicht um eine korrekte Diagnose, sondern eher um die Einstellung zu einem psychisch kranken Menschen», sagt Undine Lang, Klinikdirektorin der Erwachsenen-Psychiatrischen Klinik der UPK Basel. Die Befragten werden jedoch nicht nur zu Hobby-Psychologen ernannt. Vielmehr soll die angeschriebene Bevölkerung auch angeben, was die mögliche Ursache dieser psychischen Krankheit sein könnte. Zur Auswahl stehen 16 Möglichkeiten. Sie reichen von Stress am Arbeitsplatz über unmoralischen Lebensstil, bis zu Vererbung, Mangel elterlicher Fürsorge oder gar Hexerei. Soll man so einen Fragebogen der UPK ernst nehmen?

Psychische Krankheiten wahrnehmen

Offenbar. «Fast 50 Prozent der Bevölkerung erhalten im Laufe ihres Lebens eine psychiatrische Diagnose – entsprechend viele Menschen dürften mit psychisch Erkrankten Kontakt haben. Ob hier Distanz oder Verständnis herrscht, soll der Fragebogen klären», präzisiert Undine Lang. Was sagt es über die Basler aus, wenn sie Sebastian M. lieber nicht in ihrer Familie haben möchten? Dazu liefern die UPK keine klare Antwort.

Fachleute des Instituts für Evaluationsforschung werden die Antworten auswerten. «Wir versuchen, die Stigmatisierung und Aufklärung über psychiatrische Patientinnen und Patienten und psychiatrische Diagnosen in Basel-Stadt zu erfassen. Ziel ist es, die Stigmatisierung durch verbesserte Aufklärungs- und Kommunikationsmassnahmen abzubauen.» Die Kosten für dieses Psychospiel: rund 78 000 Franken. Undine Lang erläutert den Zweck: «Unsere Vision ist, dass psychische Erkrankungen als Erkrankungen wie jede andere medizinische Erkrankung auch wahrgenommen werden. Damit hoffen wir, dass Menschen sich frühzeitig behandeln lassen.» (Basler Zeitung)

Erstellt: 15.11.2013, 09:25 Uhr


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