Wohin die Blicke schweifen

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28.05.2013, 12:10 | Wissenschaft | Autor: idw | 0 Kommentare



Lynn Huestegge ist seit April Professor für psychologische Methodenlehre an der Universität Würzburg. Der 37-Jährige befasst sich unter anderem mit der Frage, wie man Blickbewegungen experimentell erfassen kann.

Die Methodenlehre in der Psychologie ist ein weites Feld. Was ist bei Experimenten mit Probanden zu beachten? Wie müssen die Versuche designt werden, wie sind die gewonnenen Daten statistisch und grafisch aufzubereiten? Unter anderem das bringt der neue Professor Lynn Huestegge den Studierenden der Psychologie bei.

„Die Beherrschung der Methodik ist für Psychologen eine Kernkompetenz“, sagt Huestegge. Das entsprechende Wissen sei unabdingbar für eine spätere Tätigkeit in der Forschung, aber auch für andere Berufsfelder: „Viele Psychologen arbeiten an der Schnittstelle zur Medizin oder zu den Naturwissenschaften, und dort ist ihre Methodenkompetenz immer sehr gefragt“.

Schwerpunkt Eye-Tracker-Systeme

Huestegge selbst arbeitet schwerpunktmäßig mit einer sehr speziellen Methodik: der Erfassung von Blickbewegungen durch so genannte Eye-Tracker-Systeme. Dabei wird an Monitoren höchst präzise die Pupillenaktivität von Probanden erfasst, während sie Aufgaben erledigen oder mit Sinnesreizen konfrontiert werden. „Daraus können wir viel Grundlegendes über mentale Verarbeitungsprozesse lernen“, erklärt der Professor.

DFG-Projekt über Multitasking

Die millisekundengenaue Erfassung der Pupillenbewegung hat zum Beispiel neues Wissen übers Multitasking gebracht. Wenn Menschen mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, liefern sie schlechtere Ergebnisse ab als wenn sie die Aufgaben nacheinander bearbeiten – das ist seit längerem bekannt. Werden allerdings beim Multitasking die Augen durch visuelle Reize zusätzlich gefordert, fällt das Arbeitsergebnis noch einmal schlechter aus. Das hat Huestegge in einem laufenden Projekt herausgefunden, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

Experimentelle Leseforschung

Der Grund: „Die Steuerung der Augen nimmt einiges an mentaler Kapazität weg. Sie funktioniert nicht einfach so ‚nebenher‘, wie früher oft angenommen wurde“, sagt der Professor. Das hat sich auch bei seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Leseforschung gezeigt: „Beim Lesen steht hinter fast jeder einzelnen Blickbewegung eine hoch intelligente Entscheidung des Gehirns mit dem Ziel, die Aufnahme von Informationen zu maximieren.“ So gehen die Augen zum Beispiel über häufig vorkommende Wörter viel schneller hinweg als über ungewöhnliche Wörter.

Weitere Forschungsarbeiten

Neben Multitasking und Leseforschung hat Huestegge weitere Arbeitsbereiche. Er beschäftigt sich mit den Themen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis; außerdem untersucht er, wie sich Menschen in technisch-angewandten Zusammenhängen visuell orientieren – zum Beispiel im Straßenverkehr oder beim Betrachten komplexer wissenschaftlicher Grafiken. Daraus lässt sich unter anderem ableiten, wie Grafiken aussehen müssen, um möglichst leicht verständlich zu sein.

Werdegang von Lynn Huestegge

Lynn Huestegge wurde 1975 in Wesel geboren. Er studierte Psychologie (Diplom) und Philosophie (Magister Artium) zuerst in Göttingen, dann an der RWTH Aachen. Dort schloss er beide Fächer ab. Nach der Promotion 2006 in Psychologie an der Universität Bielefeld habilitierte er sich 2011 in Aachen. Im April 2013 folgte er dem Ruf auf die Professur für psychologische Methodenlehre an der Universität Würzburg.

Kontakt

Prof. Dr. Lynn Huestegge, Institut für Psychologie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85273, lynn.huestegge@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw




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