Wissenschaft Musik Psychologie: Gleicher Musiktakt führt zu unterschiedlichem … – n

Kurznachrichten

Gent (dpa) - Wann läuft man schneller - beim Ohrwurm «Barbie Girl» von Aqua oder bei «Minha Galera» vom Reggae-Weltmusiker Manu Chao?

Wenn man bei beiden im Takt geht, macht man gleich viele Schritte, denn beide Songs haben dasselbe Tempo. Trotzdem kommt man bei «Barbie Girl» schneller voran: Der Popsong lässt einen größeren Schritte machen. Das berichten belgische Musikwissenschaftler im Online-Fachjournal «PLoS One».

Es habe aber wenig mit dem persönlichen Musikgeschmack zu tun, welche Musik einen zur Eile motiviert und welche zum Schlendern verleitet, erläuterte das Team um den Musik-Professor Marc Leman von der Universität in Gent, das nicht nur die Schrittlänge analysiert sondern die Teilnehmer auch befragt hatte.

Manche Musik aktiviert beim Hören, so dass man mit mehr Elan und Kraft geht, dadurch die Schritte vergrößert und somit schneller vorankommt, wie die Forscher belegen. Dagegen wurden die Schritte kleiner, wenn die Musik klanglich sehr komplex war.

Die Wissenschaftler hatten 52 verschiedene Songs aus Jazz, Klassik, Pop, Techno und anderen Musikrichtungen ausgewählt. Allesamt hatten ein Tempo von 130 Schlägen pro Minute und einen Vier-Viertel-Takt. Anschließend erstellten die Forscher drei Musiklisten: Sie enthielten jeweils 30 Sekunden lange Ausschnitte von allen 52 Songs; die Reihenfolge wurde jeweils per Zufall bestimmt. Hinzu kamen sechs Sequenzen von einem Metronom: Der Taktgeber kam an den Anfang, ans Ende und regelmäßig zwischen die Musik-Ausschnitte.

Dann mussten 18 Menschen in einer Sporthalle im Kreis gehen, während sie eine von drei Musiklisten hörten. Ein Sensor über dem rechten Knöchel übermittelte die Laufdaten. Dabei wurde die Geschwindigkeit der Menschen während der Metronom-Sequenzen als persönlicher Durchschnittswert angesetzt. Zwei der 18 Versuchsteilnehmer schafften es nicht, ihre Schritte dem Musik-Tempo anzupassen. Deswegen wurden deren Daten nicht weiter analysiert.

Es stellte sich heraus: Die zehn Songs, bei denen die Probanden die kleinsten Schritte gemacht haben, ergaben eine Laufgeschwindigkeit von elf Prozent unter dem Mittelwert. Hingegen waren die Läufer bei den zehn Songs mit den größten Schritten sieben Prozent schneller als beim Metronom.

Unter den eher flott anmutenden Musik-Schnipseln sind Songs von Tatu, Junior Jack und Peter Katafalk. Pop-Techno sei eher bei den aktivierenden Ausschnitten vertreten, Jazz-Reggae eher in den entspannenden, schreiben die Forscher. Während der klassischen Stücke zeigte sich hingegen eine breite Vielfalt: Beim Stück «Courante» des barocken Komponisten Monsieur de Sainte-Colombe liefen die Versuchsteilnehmer die wenigsten Meter. Bei dem Allegro der Ouvertüre Nummer 5 des italienischen Komponisten Francesco Veracini hingegen kamen die Probanden recht weit. Nur bei zwei Songs machten die Läufer noch größere Schritte.

Quelle: n-tv.de

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