Wird von Mitarbeitern zu viel gefordert?

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Wird von Mitarbeitern zu viel gefordert?

Viele Angestellte klagen über mangelnde Wertschätzung an ihrem Arbeitsplatz. Diese scheint mit dem Strukturwandel abhanden gekommen zu sein. Denn heute wird mit anderen Massstäben gemessen.

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Vielen Angestellten ist Wertschätzung, neben sinnvoller Arbeit, wichtiger als ein hoher Lohn. Viele klagen, dass ihre Leistungen nicht angemessen gewürdigt werden. Was meinen Sie: Wird heutzutage von den Vorgesetzten wirklich nur gefordert, oder stimmen die Erwartungen der Mitarbeitenden nicht mit der Realität überein? Die schwarzen Schafe unter den Vorgesetzten möchte ich ausklammern. M. S.

Liebe Frau S.

Ich vermute, dass das Unbehagen in den Büros, das sich in diesen Klagen äussert, weder aus den zu hohen Ansprüchen der (ebenfalls angestellten) Chefs noch aus unrealistischen Erwartungen der (untergebenen) Angestellten resultiert. Es ist vielmehr das Ergebnis eines Strukturwandels der Arbeitswelt, in der Begriffe wie derjenige der Wertschätzung hoffnungslos überholt sind und die Sehnsucht nach ebendieser Wertschätzung nostalgisch geworden ist. Die Angestellten, die sich über mangelnde Wertschätzung beklagen, leiden gewissermassen unter einem anachronistischen Phantomschmerz.

In der heutigen Angestelltenwelt wird mithilfe von Zielvereinbarungen geführt; die Leistungen werden evaluiert und die Ergebnisse in Mitarbeitendengesprächen kommuniziert, wobei dann auch die Angestellten ihre Chefs beurteilen dürfen müssen. Christoph Bartmann hat diese Veränderungen in seinem Buch «Leben im Büro. Die schöne neue Welt der Angestellten» so beschrieben:

Die Führung, die einst die Führungskräfte für sich beanspruchten, scheint zurückgesetzt auf das Büroindividuum selbst, das sich nun mithilfe von Vereinbarungen und Kontrakten selbst zu steuern hat. Im Büro hat eine Revolution stattgefunden, nämlich die Revolution des Managerismus. Wo einmal das Büro war, ist jetzt «Office» – wir befinden uns im Zeitalter der zweiten, der neuen Bürokratie. Office, so nennen wir die grosse Koalition aus Computersoftware, Betriebswirtschaftslehre und positiver Psychologie, die uns jetzt regiert – oder mit der wir uns selbst regieren.

Bartmanns Befund ist das Ergebnis einer teilnehmenden Beobachtung, denn der Autor ist selbst Angestellter (im öffentlichen Dienst).

Der Angestellte wie sein Chef sind gleichermassen eine Art Subunternehmer des Unternehmens geworden, als das sich selbst öffentliche Verwaltungen inzwischen verstehen. Menschliche Mittel, die es zu managen gilt, wie der Terminus des «Human Resources Manager» nahelegt, zu dem der alte «Personalchef» geworden ist. Und das geschieht, indem man dem Angestellten Vorgaben macht, innerhalb derer er sich selbst zu managen hat. Kontinuierlich wird sein Wert geschätzt, und wessen geschätzter Wert das Ziel nicht erreicht, der hat ein Wertschätzungsproblem. (baz.ch/Newsnet)

Erstellt: 13.06.2012, 11:53 Uhr


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