Wie wird man eigentlich depressiv?

Aus der Redaktion Psychologie aktuell.

Seitens der Psychologie kennt man bestimmte Charaktertypologien, die besonders anfällig für die Entwicklung einer Depression sind. Vor allem Menschen mit hohem Leistungserwartungen an sich und an andere, die zudem perfektionistisch sind oder ausgeprägten Wert auf Harmonie legen, sind in größerer Gefahr Enttäuschungen und Misserfolge zu erleben.

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Nun weiß man, dass Gefühle des Versagens (Enttäuschungen, Misserfolge, Demütigungen) zu Zuständen anhaltender seelischer und auch körperlicher Anspannung führen. Diese wiederum begünstigen den Ausbruch genetisch angelegter, depressiver Strukturen.

Insofern spielen psychische Ursachen bei der Entwicklung einer Depression tatsächlich auch eine gewisse Rolle. Allerdings ist die Annahme, dass Stress alleine eine Depression auslösen könne zu kurz gesprungen. Diese weitverbreitete Annahme gehört in den Bereich der medizinischen Folklore, da sie mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Jahres 2015 nicht in Deckung zu bringen ist.

Vielmehr scheint es sich um ein multifaktorielles Geschehen zu handeln, bei dem ein Mensch (der eine Anlage zur Depressivität hat) durch externe Faktoren wie Stress oder Umweltfaktoren unter einen „Druck" gerät, der zum Ausbruch der genetisch angelegten Erkrankung führt.

Hängen Stress und Depression zusammen?

Somit ist es kein Wunder, dass Depressionen gehäuft in belastenden Lebensphasen auftreten. Es wäre aber ein Fehler, diese beschwerenden Lebensphasen als alleinige Auslöser zu sehen.

Sie tragen zum Ausbruch einer Depression ungefähr dasselbe bei, was Kälte zum Ausbruch einer Erkältung beisteuert: Bei Kälte ist die Immunabwehr durch Unterkühlung geschwächt und in der Konsequenz daraus können sich bestimmte Viren einnisten und einen Infekt auslösen. Die Nase läuft, der Husten bellt - aber es war nicht „die Kälte", sondern ein Virus.

Die „Kälte" hat dem Virus nur die Tür geöffnet. In diesem Fall davon zu sprechen, die Kälte sei die Ursache der Erkrankung, ist daher falsch. Die Rolle der „Kälte" spielt im Falle der Depression „der Stress" (anhaltende Anspannung), die Rolle des Virus übernehmen bestimmte Gene oder Stoffwechsellagen.

Die Depression ist also eine Erkrankung, die seelisch begünstigt, aber nicht seelisch bedingt ist. Wenn depressive Symptome erst einmal erscheinen, dann sind die psychologischen und biologischen Auffälligkeiten durchgängig ähnlich.

Man vermutet daher, dass zwar es verschiedene auslösende Ursachen für eine Depression gibt, die meist auch noch zusammenwirken müssen, um eine Depression „loszutreten" - dass diese dann allerdings in einen relativ gleichartigen Krankheitserhaltungsprozess münden. Auffallend ist, dass dieser Prozess wie eine Schleife anmutet.

Wenn man erst einmal in sie hinein geraten ist, dann kommt man selbst nicht so leicht wieder aus ihr heraus. Je mehr die depressiven Symptome zunehmen, desto stärker wird die Depression zu einem sich selbst verstärkenden System.

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