Der Senegal ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wieder Ebola-frei. «Die WHO erklärt den Ebola-Ausbruch im Senegal offiziell für beendet und lobt das Land für seine Sorgfalt bei der Beendigung der Übertragung des Virus», erklärte die Organisation in Genf.
Der einzige im Senegal bestätigte Ebola-Fall war ein Student, der auf dem Landweg aus dem Nachbarland Guinea eingereist war. Der junge Mann hatte sich durch den Kontakt zu einem Ebola-Patienten angesteckt, wurde am 5. September – wenige Tage nach der Diagnose – für geheilt erklärt und kehrte zwei Wochen später nach Guinea zurück. Anschliessend traten keine weiteren Fälle im Senegal auf. Um die Epidemie für beendet zu erklären, musste aber die zweifache Dauer der 21-tägigen Inkubationszeit abgewartet werden.
Flüge können wieder aufgenommen werden
Die WHO bezeichnete den Umgang des Senegal mit der Krankheit als «gutes Beispiel». Die Regierung in Dakar habe schnell reagiert, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Nach der Erkrankung des Mannes aus Guinea waren 74 Kontaktpersonen unter Beobachtung gestellt worden. Ausserdem startete das Land eine gross angelegte Aufklärungskampagne.
Guinea zählt mit Liberia und Sierra Leone zu den drei am stärksten von der Ebola-Epidemie betroffenen Ländern, die im Frühjahr erstmals in Westafrika ausgebrochen war. Aus der an Liberia angrenzenden Elfenbeinküste sollen ab Montag wieder Flüge in die drei Staaten aufgenommen werden, wie die Fluggesellschaft Air Côte d'Ivoire ankündigte. Die Airline hatte im August die Flüge in die Länder eingestellt und knapp zwei Wochen später die Landesgrenzen zu Liberia und Guinea geschlossen. In der Elfenbeinküste wurden bislang keine Ebola-Fälle bekannt.
Der ivorische Präsident Alassane Ouattara hatte vergangene Woche erklärt, die Flüge nach Guinea, Sierra Leone und Liberia könnten wieder aufgenommen werden. Er verwies auf die Aufforderung der WHO, die Transportverbindungen zu den Ländern aufrechtzuerhalten.
Konsequenzen aus Pannen
Die Weltgesundheitsorganisation hat derweil Fehler bei der Eindämmung des Ebola-Virus in Westafrika eingeräumt. Der Ausbruch sei unter anderem wegen einer falschen Einschätzung der Krankheit, nicht kompetenter WHO-Mitarbeiter vor Ort und interner Bürokratie nicht schnell genug in seiner Dimension erkannt und angegangen worden, heisst es im Entwurf eines Papiers der UN-Organisation, zu dem die Nachrichtenagentur AP Zugang hatte. Bei diesem jüngsten Ausbruch starben bisher mindestens 4484 Menschen an dem Virus.
US-Präsident Barack Obama zog aus den Pannen um Ebola-Infektionen im eigenen Land Konsequenzen und ernannte Ron Klain zum nationalen Ebola-Beauftragten. Der Rechtsanwalt, der in seiner Karriere verschiedene ranghohe Regierungsposten bekleidete, soll nach Angaben des Weissen Hauses als «Ebola-Zar» das weitere Vorgehen koordinieren.
Klain werde die Bemühungen abstimmen, die «amerikanische Bevölkerung zu schützen, indem Ebola-Patienten in diesem Land entdeckt, isoliert und behandelt werden». Zugleich dürften diese Bemühungen nicht «von dem energischen Engagement ablenken, Ebola an seinem Ursprungsort in Westafrika zu stoppen», hiess es. Klain diente Obama zuvor als Berater, ausserdem war er Stabschef von Vizepräsident Joe Biden sowie des früheren Vizepräsidenten Al Gore. Zuletzt leitete er die Investmentfirma Case Holdings.
Mitarbeiter sollen zu Hause bleiben
Positive Nachrichten kommen dagegen aus Spanien und den USA: Die Infektion der ersten auf spanischem Boden an dem Virus erkrankten Patientin sei «nahezu» unter Kontrolle, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Fernando Simón. Auch der ersten in den USA mit Ebola infizierten Krankenschwester geht es besser. Die 26-jährige Nina Pham wurde dennoch in eine Spezialklinik im US-Staat Maryland verlegt.
Die zweite, in der Klinik Texas Health Presbyterian Hospital von Dallas angesteckte US-Krankenschwester Amber Joy Vinson, wird mittlerweile im Emory-Universitätskrankenhaus in Atlanta behandelt. Aus den offensichtlichen Sicherheitslücken in dem Hospital, in dem der mittlerweile verstorbenen Ebola-Patienten Thomas Eric Duncan behandelt worden war, zogen die Behörden weitere Konsequenzen: Rund 75 Mitarbeiter sollen auf Anweisung vorübergehend zu Hause bleiben.
Entwarnung für Spanien
Für die vier in Spanien neu aufgetretenen Ebola-Verdachtsfälle gab es zunächst eine Entwarnung: Sie seien in einer ersten Runde alle negativ auf das Virus getestet worden, wie die stellvertretende Regierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría mitteilte. Alle vier sollen in den kommenden Tagen erneut getestet werden. Darunter befindet sich auch der Reisende aus Nigeria, dessen Maschine der Gesellschaft Air France am Donnerstag am Madrider Flughafen vorübergehend isoliert worden war.
An Ebola starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits fast 4500 Menschen. Besonders betroffen sind die westafrikanischen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone. Insgesamt wurden laut WHO bislang 8997 Fälle in sieben Ländern festgestellt.
Test für die «globale Bürgerschaft»
US-Aussenminister John Kerry hat die Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika derweil als einen Test für die «globale Bürgerschaft» bezeichnet. Um mit dem tödlichen Virus fertig zu werden, müssten über Grenzen hinweg kollektive Erfahrungen und Fähigkeiten genutzt werden, sagte Kerry bei einem Treffen mit Diplomaten aus aller Welt, bei dem es um die Finanzierung und Ausstattung im Kampf gegen Ebola ging.
Kerry sagte, die Vereinte Nationen hätten gerade mal ein Drittel der zur Eindämmung von Ebola benötigten eine Milliarde Dollar (780 Millionen Euro) zugesagt bekommen. Die internationale Gemeinschaft müsse Bargeld, Lastwagen, Hubschrauber und Besatzungen liefern, darüber hinaus Behandlungszentren, Krankenhausbetten, Generatoren und Verbrennungsanlagen. Vor allem aber müsse medizinisches Personal und Schutzausrüstung in die Seuchengebiete geschickt werden.
«Wenn wir den derzeitigen Ausbruch nicht adäquat angehen, hat Ebola das Potenzial, eine Geissel wie HIV oder Polio (Kinderlähmung)zu werden, die wir schliesslich alle Jahrzehnte bekämpfen müssen», sagte der US-Aussenminister. «Und wir sollten uns nichts vormachen:Diesen Kampf zu gewinnen ist teuer, nötigt uns alles ab, und ist nicht risikolos.» (ajk/AP/AFP/sda)
(Erstellt: 17.10.2014, 20:35 Uhr)