Wie funktioniert Hypnose? Ein Selbstversuch beim Mentalcoach

Was ist es für ein Gefühl, hypnotisiert zu werden? Wie ist es, wenn der Geist sich allmählich Richtung Trance verabschiedet? Irgendwie ist Hypnose ein Mysterium. Eines, dem ich gerne auf den Grund gehen würde. Im Selbstversuch. Die Angst, sich lächerlich zu machen, ist groß. Außerdem muss ich immer an eine Folge der Sitcom "Alf" denken. Der Außerirdische Katzenliebhaber lässt eine Taschenuhr vor Familienkater "Lucky" pendeln und sagt mit ruhiger Stimme: "Deine Augen werden schwer. Du glaubst, du bist ein Krapfen..." 

Doch der Herdecker Mentalcoach und Sport-Psychologe Michele Ufer
hat im Vorfeld erklärt, dass sein Ansatz nichts mit Show-Hypnose zu tun habe. Also lasse ich es auf einen Versuch ankommen. Im Beruf arbeitet Ufer unter anderem mit Profi-Sportlern, Freizeit-Athleten und Managern. Aber auch "normale" Menschen können sich in seine Hände begeben, etwa um Ängste zu bekämpfen..

Der Einstieg in die Welt der Hypnose ist etwas ernüchternd, denn Ufer entmystifiziert den Begriff. "Im Alltag kann jeder einen Zustand der Trance erreichen", sagt der 41-Jährige. Schon das ziellose Starren aus dem Fenster könne zu einer Art Trance führen. Oder bei langen Autofahrten, bei denen Gasgeben, Kuppeln, Bremsen wie automatisiert ablaufen, könnte eine Trance einsetzen.

Mit Selbsthypnose lange Läufe bewältigen

Ufer nutzt Selbsthypnose, um strapaziöse Läufe wie den Marathon am Mount Everest zu absolvieren. Ganz so hoch hinaus will ich nicht, bei mir soll es nur für den Berlin-Marathon reichen. Da stellt sich die Frage: Kann Hypnose das Training oder gar den Lauf am großen Tag erleichtern?



Ufers Räumlichkeiten sind spärlich eingerichtet. Eine Couchgarnitur aus braunem Leder steht am Fenster. An einer Wand stehen zwei knall-orangefarbene, gemütliche Liegesessel. Darüber spendet eine Lampe dezentes Licht in wechselnden Farben. Aber davon, esoterisch zu wirken, ist dieser Raum Ewigkeiten entfernt; sonst hätte ich auch schon längst das Weite gesucht.

Möglichst konkrete Ziele formulieren

Ufer fragt in einem Vorgespräch nach meinen Zielen und was ich durch die Hypnose zu erreichen gedenke. Dabei erklärt der Coach, dass es immer sinnvoll sei, möglichst konkrete Ziele zu haben. "Ich will keinen Stress mehr haben" ist beispielsweise zu pauschal. Wenn man das Ziel umformuliere und konkretisiere, ließen sich jedoch Erfolge erzielen. Bei der Rauchentwöhnung etwa sei Hypnose eine große Hilfe. Brauche ich aber nicht. Oder beim Abnehmen. Brauche ich schon eher.

"Ich hatte eine Kundin, die unbedingt ihr Gewicht reduzieren wollte," erzählt Ufer. Zunächst habe er mit ihr das Ziel genauer definiert: Hatte sie ein bestimmtes Wunschgewicht? Gab es eine bestimmte Hose, in die sie gerne wieder passen würde? Das Ziel solle möglichst bildhaft sein und emotional aufgeladen vor das innere Auge gerückt werden können, erklärt Michele Ufer. Man müsse sich "eine Erinnerung an die Zukunft" schaffen. Diese "Erinnerung" verfestigt Ufer dann mittels Hypnose im Kopf. Die Frau nahm ab, erreichte ihre gewünschte Konfektionsgröße. Ohne Jojo-Effekt.

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