Ordnung ist das halbe Leben - und Unordnung die andere Hälfte, sagt der Volksmund. Fest steht, dass beide Zustände unser Verhalten positiv oder negativ beeinflussen. Wobei natürlich derjenige bessere Arbeitsvoraussetzungen zu haben scheint, dessen Büro und Schreibtisch ordentlich und aufgeräumt sind. Überdies gilt er als korrekt und anständig, während der Unordentliche in seinem Chaos zwangsläufig untergeht. Ordnung ist eben gut, Unordnung schlecht.
Doch so einfach scheint die Sache doch nicht zu sein. US-Psychologen wollten herausfinden, ob nicht Ordnung wie Unordnung gleichermaßen ihren Sinn haben, ob es sich dabei möglicherweise lediglich um zwei verschiedene psychologische Konzepte handelt. Sie unterzogen 34 holländische und 48 amerikanische Studenten Experimenten in ordentlichen und unordentlichen Büroräumen. Zunächst wurden die Probanden in den jeweiligen Büros gefragt, ob und wie viel sie für bedürftige Kinder spenden würden. Anschließend wurden ihnen Äpfel und Schokoriegel angeboten.
Die meisten Punkte im Büro mit Unordnung
Ergebnis: 82 Prozent der ordentlichen Gruppe spendeten (unordentliche Gruppe 47 Prozent) und zwar mehr als doppelt so viel wie in der unordentlichen Gruppe. Über zwei Drittel der Ordnungsgruppe nahmen einen Apfel, in der anderen Fraktion war es nur ein Fünftel. Die Forscher schlossen daraus, dass Ordnung Eigenschaften fördert, die mit Tradition und einer konservativen Lebenseinstellung verbunden werden wie Großzügigkeit und eine gesunde Lebensweise. Im zweiten Test sollten die Studenten in den verschiedenen Büros neue Einsatzmöglichkeiten für Tischtennisbälle finden. Resultat: Die deutlich meisten Punkte für ihre Kreativität bekamen die Studenten der Chaos-Gruppe. Ein unordentlicher Schreibtisch fördert also offenbar die Kreativität, so die Wissenschaftler.
Sie zogen das Fazit, dass die Einteilung von guter Ordnung und schlechter Unordnung zu oberflächlich und dass der Effekt beider Zustände auf das Gehirn größer und nuancierter ist. Unordentliche Umgebungen scheinen Menschen anzuregen, frische Impulse zu entwickeln. Ordentliche Umfelder hingegen fördern ein Verhalten, das auf Konventionen baut und die Menschen lieber auf Nummer sicher gehen lässt. In beiden Fällen, so die Forscher, kann dieses Verhalten gute, schlechte oder neutrale Folgen haben.