Welttag der Suizidprävention – Was mache ich, wenn jemand mit Suizid droht?

Wie kann man jemandem helfen, der seinen Lebensmut verloren hat? Ein Freund oder Familienmitglied zieht sich zurück, wirkt depressiv, äußert gar Suizidgedanken. Mit dem Welttag der Suizidprävention soll die Aufmerksamkeit für solche Warnsignale erhöht werden.

Äußert ein Mensch Suizidgedanken oder zunehmend Selbstzweifel, sollten Angehörige und Freunde das als Hilferuf verstehen und keinesfalls ignorieren. Am Welttag der Suizidprävention, dem 10. September, will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Aufmerksamkeit für solche Warnsignale erhöhen. Das Wichtigste sei, den Betroffenen offen darauf anzusprechen, sagte Christa Roth-Sackenheim vom Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP). Damit der Betroffene keine Schuldgefühle bekommt, sollten Angehörige Ich-Botschaften senden und keine Vorwürfe machen. Zum Beispiel könne man zu ihm sagen: „Ich habe Angst, dass du dich umbringst.“ Oder ihn fragen: „Hast du schon daran gedacht, dass du lebensmüde bist?“

Überfordert, eine Lösung zu finden

Am besten suchen Angehörige zusammen mit dem Betroffenen nach einer Lösung und raten ihm zum Beispiel, sich beim Arzt eine Krankschreibung zu holen. Oft wolle der Suizidgefährdete nicht sterben, sondern sei überfordert, eine Lösung für seinen Leidensdruck zu finden, sagt Roth-Sackenheim. Professionelle Hilfe erhält er beim Hausarzt, bei einem Psychiater oder im Krankenhaus. Auch eine telefonische Beratung per Telefonseelsorge oder Krisentelefon ist möglich.

Depression, Schizophrenie, Suchterkrankung

Bei 80 Prozent der Suizide liegen laut Roth-Sackenheim psychische Erkrankungen vor. Ursache sei meistens eine Depression, aber auch eine Schizophrenie oder Suchterkrankung. Bei manchen Menschen erkenne man die Selbstmordabsicht allerdings nicht, sagt Roth-Sackenheim. Erste Anzeichen könnten vermehrte Selbstzweifel wie „Ich bin ein schlechter Mensch“ oder „Ich habe in meinem Leben alles falsch gemacht“ sein. Auch Kontaktabbrüche, aggressives Verhalten oder erhöhter Alkoholkonsum sind Alarmsignale.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nehmen sich in Deutschland pro Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben. Die WHO veröffentlichte im Vorfeld des Welttages der Suizidprävention am 10. September den ersten globalen Bericht zum Thema.(dpa/tmn)

In Deutschland bieten mehr als Hundert Telefonseelsorgestellen jederzeit anonyme Beratung unter den bundeseinheitlichen und kostenlosen Telefonnummern 0800 1110111 oder 0800 1110222. Die Mitarbeiter hören zu, nehmen Anteil und verweisen bei Bedarf an andere Einrichtungen, erklärt Georg Fiedler vom Nationalen Suizid-Präventionsprogramm. In Krankenhäusern und psychiatrischen Kliniken gibt es in der Regel Ambulanzen, an die man sich wenden kann, und einen diensthabenden Arzt, der auch in den Nachtstunden erreichbar ist.

1. Was genau ist eine Depression?

Jedenfalls nicht „das Traurigsein, das Bedrücktsein, das wir aus dem Alltag kennen“, sagt Prof. Ulrich Hegerl. Und auch nicht die Melancholie oder Herbstdepression. Der Mediziner von der Universität Leipzig beschreibt die Krankheit vielmehr als „hässlichen, kalten Zustand“, verbunden mit dem Gefühl, dass „die Luft raus“ ist. Dazu zeigt er das Bild eines aufblasbaren Plastikkrokodils, das schlaff am Boden liegt.

Foto: dpa


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