Weiches Wissen – FAZ

Von 100 psychologischen Studien sind 61 nicht reproduzierbar. Dies ergab eine nun in Science veröffentlichte Untersuchung eines 269-köpfigen Teams um den amerikanischen Sozialpsychologen Brian Nosek. Das Resultat schockiert eine Disziplin, deren Ansehen nach diversen Betrugsfällen ohnehin nicht das beste ist. Dieser Hinweis durfte in keinem Bericht über die Arbeit des Nosek-Teams fehlen, genauso wenig wie die Forderung, es müsse sich dringend etwas ändern in der experimentellen Psychologie, auf dass mehr Geld, Reputation und Mühe in die wiederholende Überprüfung ihrer Studien gesteckt werde.

Ulf von Rauchhaupt



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Das ist sicher richtig. Doch sollte man nicht vergessen, dass die Erforschung menschlichen Verhaltens (oder auch das unserer nächsten Verwandten) nicht an den Standards, sagen wir, der Astronomie oder Chemie gemessen werden darf. Wer Tausende von Sternen vergleichen kann oder Myriaden von Molekülen unter einer kleinen Zahl von Versuchsparametern studieren darf, kommt damit verständlicherweise zu belastbareren Ergebnissen als jemand, der seine Schlüsse aus einer meist sehr überschaubaren Zahl von Individuen ziehen muss. Auch Nosek und seine Kollegen hatten gerade mal 100 Studien aus drei renommierten Fachjournalen untersucht.

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Der Hinweis, dass nicht alle Forschungsfelder Wissen gleicher Härte im Sinne der Erhabenheit gegen vernünftigen Zweifel produzieren können, bedeutet keineswegs, allem die Wissenschaftlichkeit abzusprechen, was keine Atomphysik ist. Auch Wissen, dessen wir uns weniger sicher sein können, ist interessant und – im Bewusstsein dieser Unsicherheit – relevant.

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