Was ist nur mit Heidi Klum los? Experte: „Ich erkenne Hang zum Exhibitionismus“


Ein Po in Nahaufnahme mit heruntergezogenem Bikini-Höschen, ein Werbeplakat für die Show „Project Runway“, das in Los Angeles wegen zu viel Nacktheit verboten wurde, zwei Oben-ohne-Fotos am Strand – mit viel Offenherzigkeit in den sozialen Netzwerken sorgte Heidi Klum während der vergangenen Wochen für Aufregung. Da fragen sich Medien wie Kommentatoren auf Facebook und Twitter, woher die erzwungen wirkende Freizügigkeit rührt. Warum hat eine Frau wie Heidi Klum es nötig, sich der Öffentlichkeit so zu präsentieren? Was will sie beweisen? Ist sie am Ende süchtig danach, von allen halbnackt gesehen zu werden?

„Heidi Klum gehört definitiv zur Gruppe der narzisstischen Personen – weil sie auf verschiedene Weisen versucht in die Medien zu gelangen. Dafür arbeitet sie extrem hart und fleißig“, sagt Borwin Bandelow, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Göttingen. „Typisch für eine narzisstische Person ist auch, dass sie zum Beispiel viele freizügige Fotos ins Netz stellt.“ Ihm zufolge fragen sich Narzissten gar nicht, ob die Leute sie so sehen wollen. Sie gingen davon aus und versuchten maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Das äußere sich auf verschiedene Weisen. „Heidi Klum hat ihr ganzes Leben lang mit ihrem Aussehen kokettiert. Sie definiert sich darüber wie Bushido über seine Rüpeleien“, so der Experte.

Auch Dr. Bärbel Wardetzki ist sich sicher: „Der Wunsch, dass andere einen wahrnehmen und gut finden, ist ein narzisstisches Thema. Das trifft auf Heidi Klum zu.“

Die Psychotherapeutin kann sich gut vorstellen, dass der 40. Geburtstag und das Ende einer Beziehung dieses Bedürfnis verstärken. „Eine gescheiterte Ehe kann zur persönlichen Entwertung führen. Wenn das Selbstwertgefühl einbricht, kommt schnell die Frage auf ‚Bin ich nicht mehr attraktiv genug?‘“, erklärt Wardetzki, schränkt aber ein: „Das passiert meist wenige Tage nach der Trennung. Bei Heidi Klum wundert mich diese extreme Zurschaustellung, weil sie eine sehr erfolgreiche Frau ist. Vielleicht stellt sie gerade körperliche Veränderungen an sich fest und muss sich selbst beweisen, dass sie noch toll aussieht.“

Prof. Dr. Borwin Bandelow glaubt, dass sie lediglich mit ihrem Aussehen beeindrucken wolle, so lange sie noch könne. „Bekommen Narzissten Aufmerksamkeit, schüttet das bei ihnen Endorphine aus“, sagt er. Das Internet befriedige dieses Bedürfnis. „Jeder Klick verstärkt das Glücksgefühl“, so Bandelow. Negativkritik würde ausgeblendet. Indem sie genauso weitermache, stelle sie sich über die Nörgler.


Bärbel Wardetzkis Buch 'Weiblicher Narzissmus - Der Hunger nach Anerkennung', erschienen bei Kösel, 2007


Borwin Bandelows Buch 'Wer hat Angst vorm bösen Mann - Warum uns Täter faszinieren', erschienen bei Rowohlt, 2013

"Durch die permanente Bewertung weisen soziale Netzwerke narzisstische Tendenzen auf. Narzissmus, der darauf zielt, mehr Fans zu haben als andere, ist aber nicht unbedingt schlecht. Es stellen sich nur die Fragen ‚Inwieweit bediene ich das?‘, ‚Wie weit gehe ich?‘, ‚Muss ich mich wirklich dafür ausziehen?‘“, schätzt Bärbel Wardetzki die Situation ein.

„Unbedenklich ist Narzissmus dann, wenn man sich etwa über Likes freut. Schwierig wird es, wenn ich sie brauche, um mich gut zu fühlen. Dann wird das Leben sehr anstrengend.“

Aber gibt es so etwas wie Nacktsucht? Da müssen beide Experten schmunzeln und erklären, dass es sich dann um Exhibitionismus handeln würde. „Exhibitionismus wird eher mit persönlichkeits- oder verhaltensgestörten Männern in Zusammenhang gebracht“, fügt Prof. Dr. Borwin Bandelow hinzu.

„Trotzdem lässt sich bei Narzissten wie Heidi Klum ein Hang zum Exhibitionismus erkennen. Bei ihr liegt sicher keine psychische Störung vor, doch sie braucht die Bestätigung von außen schon ihr ganzes Leben lang.“ Und: Die Dosis der Bestätigung müsse sich steigern. Dann reiche keine normale Meldung in den Medien mehr aus, es müsse eben ein Nackt-Skandal sein. „Noch schlimmer wird es, wenn etwa die Einschaltquoten nach unten gehen. In diesem Fall braucht ein Narzisst erst recht positive Reaktionen“, erklärt der Psychotherapeut. „Doch ich finde, bei Heidi Klum ist alles noch im Rahmen des Ästhetischen und nicht so viel Aufregung wert. Schließlich sehen sich viele die Fotos gerne an. Oder?“

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