Was Glücksforscher und Psychologen für 2013 raten

Am Ende eines Jahres stehen die guten Vorsätze für das neue. Hatten wir das nicht schon mal? Im Zweifelsfall ja. Denn nahezu ebenso sicher wie der gute Vorsatz zum Jahreswechsel ist sein Scheitern. Eine englische Studie mit 3000 Teilnehmern hat ergeben, dass 88 Prozent ihre guten Vorsätze nicht einhalten.

Doch am nächsten Silvesterabend sind die schlechten Erfahrungen mit den guten Vorsätzen wieder vergessen. Seit Jahrtausenden geht das offenbar schon so, denn die wackeren Versuche zur Selbstverbesserung lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Im neuen Jahr sollte schon immer alles anders werden. Und vor allem: besser.

Warum ist das so? Zum einen hat es mit dem Wunsch zu tun, das eigene Leben zu kontrollieren, sagt der Bochumer Professor Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

"Wenn wir das Gefühl haben, wir hätten Kontrolle, dann geht"s uns gut, und dann können wir auch sehr viel Stress wegstecken. Wichtig ist, dass es nur um das Gefühl geht! Ob man sein Leben tatsächlich unter Kontrolle hat, spielt keine Rolle – man muss es nur glauben, und schon geht"s einem besser." Der gute Vorsatz, im neuen Jahr mit dem Rauchen aufzuhören, gibt einem auf jeden Fall das Gefühl, dass man aufhören könnte. Man müsste es nur wollen.

Zweiter Punkt: Der Mensch ist ein geborener Optimist. "Wir sind nicht nur optimistisch", sagt Margraf, "wir sind sogar unrealistisch optimistisch." In der Evolution hat sich das offenbar als Vorteil herausgestellt. "Es hilft Ihnen durch den Tag, es macht Sie auch aktiver, weil Sie ja das Gefühl haben, dass es sich lohnt." Studien haben ergeben, dass Menschen außerdem die Neigung haben, Erfolge auf ihr eigenes Können zurückzuführen – und Misserfolge auf alle möglichen anderen Ursachen.

Psychologen und Glücksforscher halten jedoch nicht nur Erklärungsansätze bereit, sondern auch Tipps, wie es vielleicht doch klappen könnte, den einen oder anderen Vorsatz einzuhalten.

Die Bremer Glücksforscherin Hilke Brockmann rät allen, die gute Vorsätze für das Jahr 2013 gefasst haben, bloß nicht zu streng mit sich zu sein. Ehrgeizige Ziele sollte man ruhig ins Auge fassen, sagt die Soziologie-Professorin von der privaten Jacobs University im Interview. Denn mit der richtigen Einstellung könne das allein schon glücklich machen. Wichtig sei es auch, seine Zeit mit guten Freunden zu verbringen, Sport zu treiben und viel zu schlafen.

Mit dem neuen Jahr verbinden wir oft große Hoffnungen. Wir wünschen uns zum Beispiel mehr Erfolg im Job oder, dass es mit der Liebe endlich klappt. Kann das überhaupt glücklich machen?

Brockmann: "Das sind hohe Erwartungen, und wenn sich diese nicht erfüllen, ist das enttäuschend. Das kann unglücklich machen. Man sollte schon Ambitionen haben. Das hilft, sich zu orientieren, sich auszurichten. Aber man sollte sich nicht zu sehr grämen, wenn man nicht alle Ziele erreicht."

Also besser nicht zu viel erwarten und keine guten Vorsätze fassen?

Brockmann: "Dagegen spricht nichts, solange man tolerant für Enttäuschungen ist. Mit Erwartungen sind Gefühle wie Vorfreude verbunden, die auch schon glücklich machen. Sich seine Ziele auszumalen, kann sehr erfreulich sein, und auf dem Weg dahin kann man schon das ein oder andere Positive erleben."

In Deutschland geht es uns verglichen mit Menschen in anderen Ländern doch richtig gut. Müssten wir nicht viel glücklicher sein?

Brockmann: "Ich glaube, der Vergleich mit vielen Ländern in Südeuropa macht uns schon klar, wie privilegiert wir zur Zeit sind und wie gut wir durch die Finanzkrise bisher gesteuert sind. Aber natürlich vergleicht man sich nicht mit der Lebenssituation im Kongo oder in Afghanistan, sondern mit seinem persönlichen Umfeld. Da gibt es immer eine Möglichkeit, sich benachteiligt oder als Versager zu fühlen."

Was sind die Voraussetzungen für ein glückliches Leben?

Brockmann: "Jeder Mensch hat sein eigenes Glücksrezept, aber die Zutaten ähneln sich. Runtergebrochen sind diese: Haben, Lieben, Sein – wobei der Schwerpunkt auf den letzten beiden liegt. Bei den Grundbedürfnissen ist mehr zu haben gut, also wenn man nicht frieren oder hungern muss. Aber auf dem Niveau befinden sich viele in unserer Gesellschaft nicht, und dann ist immer mehr zu haben nicht so befriedigend wie es auf den ersten Blick scheinen mag."

Ein dickes Konto oder ein schickes Auto machen also nicht glücklich?

Brockmann: "Besitz hat keinen nachhaltigen Effekt auf unser Wohlbefinden – noch Tausend Euro mehr oder ein noch größeres Auto, das ist kein langanhaltender Glücksbringer. Wovon man aber nie genug bekommen kann und wo der Nutzen nie abnimmt, das sind soziale Beziehungen, das sind Freunde, das Miteinander in Gemeinschaft. Das andere ist – was mit Sein überschrieben werden kann – was Sinnvolles zu machen, sich als Teil eines größeren Ganzen zu empfinden. Dass es nicht egal ist, ob man da ist oder nicht."

Die neuen Medien und Techniken machen es leichter, Beziehungen mit vielen Menschen rund um den Globus zu pflegen. Sind wir dank Facebook Co glücklicher?

Brockmann: "Ich glaube, kurzfristig gesehen ist das durchaus angenehm, Leute über soziale Netzwerke wiederzufinden und sich ohne großen Aufwand austauschen zu können. Die Frage ist aber, wie viel Zeit man aufwendet, diese virtuellen Kontakte zu pflegen – Zeit, die einem dann in der realen Welt fehlt. Wie sich das in der Summe verhält, ist schwer zu sagen."

Ist Glück eine Frage des Alters?

Brockmann: "Ja, besonders glücklich sind die ganz Jungen und die Alten. Im mittleren Alter sinkt die Glückskurve ab – trotz der vielen sozialen Beziehungen, der familiären Situation und des gesellschaftlichen Statusses. Das ist eine Frage der Referenzpunkte: Wie stark vergleichen sich die Leute mit anderen, und wie stark sind sie aufgerieben zwischen den vermeintlichen Möglichkeiten und den Zwängen?"

Was ist Ihr Tipp für ein kleines Glücksgefühl?

Brockmann: "Lange schlafen, Sport machen, anderen nah sein. Das ist etwas, das man selbst gut im Griff hat. Viele Dinge, die glücklich machen, kann man eben nicht beeinflussen. Deshalb sollte man sich von den ganzen Glücksratgebern auch nicht verrückt machen lassen."

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