Die überwältigende Mehrheit der Klimaforscher ist sich einig, dass sich das Klima verändert und dass vom Menschen verursachte Kohlendioxidemissionen diesen Prozess beeinflussen. Trotzdem wird in der Öffentlichkeit heftig darüber gestritten - und so mancher lehnt diese These komplett ab.
Psychologen haben Motivation und Einstellungen von Klimawandelleugnern mittels eines Online-Fragebogens untersucht. Wie sie im Fachmagazin "Psychological Science" berichten, baten sie eine Reihe von Klima-Bloggern, auf ihren Fragebogen zu verlinken. Er erschien auf acht englischsprachigen Blogs, die der Wissenschaft positiv gegenüberstehen. Die fünf Skeptiker-Blogs, die sie angefragt hatten, wollten allesamt nicht mitmachen. 1145 vollständige Fragebögen wertete das Team um Stephan Lewandowsky von der University of Western Australia aus.
Es nahmen natürlich nicht nur Klimawandelleugner teil; einige Fragen zeigten auf, wie stark jemand bekannte Fakten zum Klimawandel anerkennt oder ablehnt (etwa: "Ich glaube, dass das Verbrennen fossiler Brennstoffe die Temperatur der Atmosphäre zu einem gewissen Grad beeinflusst").
Mordkomplott und Außerirdische
Wie bei allen Online-Befragungen muss man die Ergebnisse mit einer gewissen Vorsicht betrachten. Schließlich können Forscher nur die Daten von Leuten auswerten, die von sich aus teilgenommen haben - und diese Gruppe unterscheidet sich eventuell auch noch in anderer Hinsicht von Leuten, die so etwas eben nicht tun. Auch kann man nie ausschließen, dass jemand absichtlich falsche Angaben macht. Trotzdem sind die Ergebnisse interessant.
Schon aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass Menschen, die besonders an der Idee des freien Marktes hängen, eher wissenschaftlich anerkannte Theorien ablehnen. Das war zum Beispiel der Fall bei der These, dass Rauchen Lungenkrebs auslöst - und ebenso bei der Feststellung, dass Fluorchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht schädigen. Daher drehten sich einige Fragen um die wirtschaftliche Einstellung der Teilnehmer.
Die Befragten gaben an, ob sie an diverse andere Verschwörungstheorien glauben - etwa, dass die US-Regierung in Area 51 Außerirdische versteckt, die Aids-Epidemie bewusst ausgelöst wurde sowie die Mondlandung nur inszeniert war und dass das britische Königshaus Prinzessin Diana ermorden ließ. Dass der Klimawandel eine Erfindung von Wissenschaftlern ist, die bloß weiter Steuergelder ausgeben wollen, stand auch auf dieser Liste.
Und die Psychologen wollten wissen, ob Klimawandelleugner andere wissenschaftliche Theorien ebenfalls ablehnen - nämlich, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen und das HI-Virus Aids auslösen kann. Ablehnung von Wissenschaft ist nicht das Gleiche wie Skepsis, wie die Forscher betonten. Die Ablehnung passiert ohne Blick auf die Faktenlage. Die Skepsis dagegen fußt auf Fakten und hilft damit letztendlich auch, wissenschaftliche Theorien zu verbessern.
Das Verhalten aufzubrechen, ist schwierig
Starke Befürworter des freien Marktes sind eher Klimawandelleugner und lehnen auch andere wissenschaftliche Theorien häufiger ab - das bestätigte die Auswertung. Die Forscher schreiben von einer "Laissez-Faire-Ideologie, die jede wissenschaftliche Entdeckung ablehnt, die behördliche Maßnahmen nach sich ziehen könnte" - etwa das Einführen von CO2-Zertifikaten.
Ein weiteres Ergebnis: Wer Verschwörungstheorien anhing, sah auch den Klimawandel eher als reine Erfindung der Forscher an und tat die wissenschaftlichen Fakten ab. "Das Ergebnis zeigt, dass der generelle Hang, eine beliebige Zahl von Verschwörungstheorien zu glauben, Menschen dafür prädisponiert, vollkommen unabhängige wissenschaftliche Fakten komplett abzulehnen", schließen die Forscher.
Dieses Verhalten aufzubrechen, ist schwierig - das schreiben auch die Psychologen. Schließlich werde jeder Beleg, der gegen die Verschwörungstheorie vorgebracht wird, als Beleg umgewertet, dass die große Verschwörung existiert.
Eine Idee ist daher, sich eher an die Leute zu richten, die noch nicht einer Verschwörungstheorie Glauben schenken, als an jene, die schon restlos überzeugt sind und daher sowieso keine Argumente mehr gelten lassen.