Was den Präsidenten der USA antreibt: Obamas unbedingter Wille zur Macht

Barack Obama hat es geschafft. Er ist das alte und neue Staatsoberhaupt der USA – und bleibt damit der mächtigste Mann der Welt. „Obama wird heute ausschließlich reine Freude fühlen“, sagt Rolf van Dick. Er ist Professor für Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt und hat für den unterlegenen Rivalen wenigstens etwas Trost parat: Dem Verlierer Mitt Romney werde es heute zwar schlecht, aber immerhin besser gehen, als es Obama nach einer Niederlage gegangen wäre. Denn für den Präsidenten wäre der Machtverlust sicher schmerzhafter gewesen, als es für seinen Herausforderer das Nicht-Gewinnen ist. „Den Verlust fürchten Menschen generell mehr als etwas nicht zu bekommen, was sie noch nie hatten“, erklärt van Dick. Das seien stabile psychologische Befunde, die für alle Lebensbereiche und nicht nur für Politiker gelten.

Machterhalt wird Obama beflügeln

Dass Obama in diesem Moment des Sieges die enorme Verantwortung und die Bürde des Amts spürt, sei dagegen eher unwahrscheinlich. Denn der Triumph liefere laut van Dick gleich eine doppelte Motivation: Die zweite Amtszeit ermögliche es dem wiedergewählten Präsidenten nicht nur, weiterhin aktiv zu gestalten – der Wahlerfolg sei zudem eine Bestätigung seiner geleisteten Arbeit in den vergangenen vier Jahren. Für Machtmenschen wie Obama sind das ideale Bedingungen. Denn auch wenn der Präsident auf den ersten Blick eher wie ein Sunnyboy wirkt – das Bedürfnis nach Macht und Kontrolle dürfte bei ihm, wie bei fast allen Politikern, stark ausgeprägt sein. „Ohne ein enormes Machtmotiv könnten Politiker auf höherer Ebene nicht erfolgreich sein. Da ist Obama keine Ausnahme“, sagt van Dick.

Bedürfnis nach Kontrolle und Führung

Typisch für Machtmenschen sei, dass sie gerne für andere entscheiden, in Gruppen sofort in die Führungsrolle schlüpfen und lieber ihre Mitmenschen kontrollieren als selbst über sich bestimmen zu lassen. Denn Macht und Kontrolle seien zwei Bedürfnisse, die eng miteinander verknüpft – und sogar gesund für die menschliche Psyche sind. „Wer ein eher geringes Kontrollbedürfnis hat, ist nämlich anfälliger für psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen“, sagt der Psychologe.

Oft zeige sich schon in der Jugend, während der Schulzeit und im Studium, ob es jemandem leicht fällt, Führungsaufgaben zu übernehmen. Barack Obama beispielsweise war als Student sehr engagiert und damals sogar der ersten schwarze Präsident der rechtwissenschaftlichen Zeitschrift „Harvard Law Review“.

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