Vorurteile können im Schlaf abgebaut werden

Bereits seit lngerem ist bekannt, dass bestimmte Erinnerungen whrend des Schlafs reaktiviert und gestrkt werden knnen. Wurde zum Beispiel in Versuchen eine Lernepisode mit einem Geruch oder einem Klang verknpft und dieser Reiz whrend des Schlafs erneut prsentiert, konnte das Erlernte spter besser abgerufen werden.

Dieses Phnomen wurde etwa fr Fakten und Emotionen untersucht. Xiaoqing Hu von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) und seine Kollegen wollten nun wissen, ob durch diesen Mechanismus auch langjhrig bestehende Denkmuster verndert werden knnen - etwa bestimmte rassistische und sexistische Stereotypen.

In ihrer Studie, die nun im Fachjournal "Science" verffentlicht wurde, arbeiteten die Wissenschaftler mit 40 weissen Frauen und Mnnern. Zunchst stellten die Forscher in einem Test fest, wie sehr die Probanden zu gewissen sexistischen und rassistischen Stereotypen neigen.

Spezielles Training

Dann absolvierten die Testpersonen ein spezielles Training: Sie mussten ein Portrt eines Menschen einem Begriff zuordnen, der ihrem Vorurteil entgegengesetzt war. Ein Frauengesicht musste etwa mit dem Begriff "Mathematik" verknpft werden, ein Gesicht eines Dunkelhutigen mit positiv belegten Wrtern wie "Sonnenschein".

Bei jeder erfolgreichen Paarung von Bild und Begriff erklang ein bestimmter Ton, abhngig davon, ob es um Sexismus oder Rassismus ging. Nach dem Training machten die Probanden einen 90-mintigen Mittagsschlaf. In der Tiefschlafphase spielten ihnen die Forscher entweder den Rassismus- oder den Sexismus-Ton vor.

Mittagsschlaf

Als die Wissenschaftler nach dem Schlfchen erneut die Stereotypen der Testpersonen abfragten, stellten sie eine deutliche Minderung bei der Kategorie von Vorurteilen fest, deren dazugehriger Ton whrend des Schlafens erklungen war. Dieses Ergebnis war auch eine Woche nach dem Training noch messbar.

"Hu und seine Kollegen zeigen, welches bemerkenswerte Potenzial die gezielte Gedchtnis-Reaktivierung whrend des Schlafs hat, wenn es um die Vernderung tief verwurzelter Angewohnheiten geht", schreibt Jan Born von der Universitt Tbingen in einem Kommentar zur Studie. Es gebe aber noch viele offene Fragen, etwa zur Rolle der Lernumgebung.

Solange die Mechanismen nicht vollstndig geklrt seien, bestehe die Gefahr, dass zuvor verlernte Vorurteile wieder erlangt werden. Es sei sogar vorstellbar, dass der genau gegenteilige Effekt erzielt werde - also Vorurteile verstrkt und nicht gemindert werden.

"Der Schlaf ist ein Zustand, in dem ein Individuum ohne willentliches Bewusstsein und somit ungeschtzt gegenber Suggestionen ist", schreibt Born weiter. Deshalb sei es wichtig, bei weiterer Forschung auf diesem Gebiet auch ethische berlegungen mit einzubeziehen.

Hu und seine Kollegen knnen sich vorstellen, dass die Methode der Reaktivierung im Schlaf in Zukunft noch weiterentwickelt wird. Und Menschen dabei helfen knnte, schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, ungesunde Essgewohnheiten und selbstschtiges Verhalten zu ndern. (sda/dpa)

Leave a Reply