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Vorsorge für die "Opa-Generation" am Band

17.11.2011, 13:59 Uhr | dapd

Katharina Braun, Aleksandra Kociper und Susanne Marx sind nah dran am Geschehen beim Nutzfahrzeughersteller MAN Truck Bus in Salzgitter. Wenn sich die Tür ihres Büros öffnet, ist die rege Betriebsamkeit in der Produktionshalle hör- und sichtbar. Nah dran sein wollen die drei aber auch, denn sie machen eine Weiterbildung zu sogenannten Präventionscoaches.

Den praktischen Teil des in Deutschland einzigartigen Ausbildungsprogramms der Wolfsburg AG absolvieren die drei Experten aus den Fächern Sportwissenschaft, Psychologie und Pädagogik seit August bei dem Nutzfahrzeughersteller. Vorerst noch bis Ende Januar beraten sie die Werksangestellten kostenfrei zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Ihr Büro haben sie sich vorübergehend in der Garage der Krankenstation eingerichtet.

"Wenn die Mitarbeiter sich mehr bewegen möchten, wissen wollen, wie sie Stress besser bewältigen können oder ihre Ernährung umstellen wollen, dann können sie zu uns kommen", sagt Marx. Gemeinsam werde dann eine Strategie entwickelt, wie das Ziel erreicht werden kann.

Die von den Motivationsexperten angebotenen Hilfestellungen sind nicht zufällig auch im Sinne des Arbeitgebers. Seit einigen Jahren baut das Unternehmen die Arbeitsplätze in der Produktion im Hinblick auf den demografischen Wandel altersgerecht um.

"Wer sich zu Hause aber nicht bewegt, dem können wir hier auch nicht helfen", sagt Personalleiter Rainer Scharnowski. Genau an dieser Stelle soll die Arbeit der Coaches ansetzen. "Man muss an das Verhalten der Mitarbeiter appellieren", betont er.

In der Verhaltensprävention sieht auch Betriebsarzt Uwe Rohrbeck die Zukunft. "Eine Zeitung hat mal geschrieben, bei uns stehe die Opa-Generation am Band", sagt er. Schon jetzt liege der Altersdurchschnitt der Belegschaft bei 47,4 Jahren.

"Ältere Menschen sind im Durchschnitt länger krank", fügt Rohrbeck hinzu. Damit fielen sie im Krankheitsfall auch länger für den Betrieb aus. Im Idealfall soll dies durch das Präventionscoaching verhindert werden. Davon profitiere das Unternehmen genauso wie der Mitarbeiter selbst und deren Familie.

"Wir setzen mit unserer Arbeit an, bevor man zum Arzt gehen muss", sagt Marx. Zudem könnten auch Probleme angegangen werden, mit denen man sich in der Regel nicht an einen Arzt wendet, die sich aber später negativ auf die Gesundheit auswirkten, wie etwa Stress.

Auch der 52 Jahre alte Betriebsschlosser Bernd Stolle nimmt das Beratungsangebot in Anspruch. Seit 25 Jahren arbeitet er bei MAN. Vor 16 Jahren erlitt er einen doppelten Bandscheibenvorfall. Nach seiner letzten Reha, die durch den Gesundheitsdienst des Werks im Rahmen des Projektes "Job-Reha" eingeleitet wurde, wusste er nicht genau, wie es weitergehen soll. "Ich wollte das Erreichte ja nicht wieder verlieren", sagt er.

Durch einen Flyer habe er von dem Coaching erfahren und das erste Gespräch gesucht, das im übrigen während der Arbeitszeit geführt werden darf. Im persönlichen Gespräch wurde ein Lösung gefunden, so dass Stolle jetzt an einem für ihn passenden Gymnastikprogramm teilnimmt. "Sonst wäre ich vielleicht einfach in irgendeine Muckibude gegangen", sagt er.

Positiv bewertet Stolle die Möglichkeit, den betriebsexternen Coaches unter vier Augen die Probleme schildern zu können. "Es gibt ja auch Krankheiten, bei denen man vielleicht nicht direkt zum Betriebsarzt gehen würde", sagt er. Wegen der unter Umständen vertraulichen Gesprächsinhalte gilt für die Coaches eine absolute Schweigepflicht. Die respektiert auch der Betrieb. "Der Arbeitgeber hält sich hier vollkommen raus", sagt Rohrbeck.

Das wirkt sich auf das Verhältnis zwischen den Angestellten und den Beraterinnen aus. "Wir sind überrascht, wie offen die Mitarbeiter zu uns sind", sagt Marx. Das spreche für die vorhandene Vertrauensbasis. Welches die häufigsten Probleme sind, kann sie nicht sagen. "Meistens kommen die Mitarbeiter mit einem Thema zu uns." Oft entwickelten sich dann noch ganz andere Geschichten. "Wenn die Hemmschwelle erst überwunden ist, kommen die Mitarbeiter mit dem anderen Problem heraus", sagt sie.

Positive Reaktionen bekommt das Projekt auch von Gewerkschaftsseite. "Da die Coaches der Schweigepflicht unterliegen und sie die Mitarbeiter in gesundheitlichen Belangen unterstützen, ist dies erstmal eine gute Geschichte", sagt Uwe Stoffregen von der IG Metall.

dapd  


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