Von "Alien" bis Hitchcock: So wirkt filmischer Suspense

Forscher maßen die Gehirnaktivität von Probanden beim Anschauen spannungsgeladener Filmszenen

Atlanta – Wenn jemand nach einem spannungsgeladenen Film aus dem Kino kommt und bekennt, dass ihn die Handlung "voll reingezogen" habe, dann ist das gar keine so schlechte Beschreibung dessen, was in seinem Gehirn während der Vorstellung abgelaufen ist. Das berichten Forscher des Georgia Institute of Technology in einer neuen Studie, die im September im Magazin "Neuroscience" erscheinen wird.

Für ihr Experiment zur Wahrnehmung legten die Forscher um den Psychologen Matt Bezdek Probanden in einen Magnetresonanztomographen und ließen sie Szenen aus zehn Suspense-geladenen Filmen anschauen – darunter "Alien", "Misery" und der Alfred-Hitchcock-Klassiker "Der unsichtbare Dritte" mit dem legendären Flugzeugangriff über einem Maisfeld. Die Szenen waren dabei von einem Rahmen aus einem psychedelisch blinkenden Schachbrettmuster umgeben (hier zu sehen).

Fokus aufs Wesentliche

Die Messung der Gehirnaktivität der Probanden zeigte, wie sich ihre Wahrnehmung in Momenten höchster Spannung einengt und komplett auf das Geschehen fokussiert. Umgebungsreize (wie hier die flirrenden Leuchtfelder des Karo-Rahmens) werden dann ausgeblendet – während in weniger fordernden Szenen ein Teil der Aufmerksamkeit immer auch auf der Umgebung liegt.

Es kommt zu einem Auf und Ab der Aktivität im Sulcus calcarinus, einem Teil des visuellen Cortex, der als erster visuelle Informationen erhält und verarbeitet. Diejenigen Teile dieses Sulcus, die periphere Wahrnehmungen verarbeiten, verringern ihre Aktivität, wenn es spannend wird. Folgt auf den Suspense eine entspannende Szene, verbreitert sich die Wahrnehmung wieder.

Bezdeks Kollege Eric Schumacher spricht von einem Tunnelblick, den uns Suspense-Szenen bescheren. (red, 9. 8. 2015)

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