Vom schleichenden Ende der Wende

Verehrte Leserinnen und Leser,

stets, wenn ich über die Energiewende, kann ich nur mit dem Kopf
schütteln. Wie immer wollen wir alles, und – auch wie immer – wollen
wir nichts dafür tun. Aber: Eine "Wende", gleichbedeutend mit einer
"Kehrtwende", impliziert immer auch Anstrengung, die für eine Umkehr
des bisherigen Zustands aufgebracht werden muss. Dabei ist es egal,
ob ein Unternehmen seine Firmenpolitik ändert, ob jeder einzelne
seine Lebensgewohnheiten überdenkt und anpasst oder ob sich eine
Fußballmannschaft aus einer Negativserie befreien will: Bei jeder
Wende spielt die Psychologie eine große Rolle. Die betroffenen
Personen müssen erkennen, dass sie selbst Teil der Lösung, aber auch
Teil des Problems sind. Dass jeder einzelne hart arbeiten und
persönliche Einschnitte verkraften muss, aber letztlich bei einem
erfolgreichen Ergebnis stolz sein kann und zumeist für die Leistung,
egal ob materiell oder immateriell, auch entlohnt wird. Nichts
anderes ist die Energiewende.

In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich, beflügelt von
Tschernobyl und Fukushima, von Al Gore und den Grünen, in
Deutschland der Wille nach grüner, nachhaltiger Energiegewinnung,
der weltweit seinesgleichen sucht. Keine Kohle- oder Atomkraftwerke,
dafür lieber Sonne, Wind und Wasser nutzen. Diese Meinung ist
mittlerweile dermaßen politisch besetzt, dass eine gegensätzliche
Meinung zumindest verpöhnt, wenn nicht tabuisiert wird.
Vordergründig besteht demnach Konsens durch alle politischen Lager,
durch alle Schichten der Bevölkerung: Die Energiewende muss her,
besser gestern als heute.

Trotz dieser auf den ersten Blick friedlichen Einigkeit spalten sich
die Meinungen bei einem wichtigen Punkt ⤓ Wer soll die
Anstrengungen, respektive Kosten, tragen? Schon heute schreibt das
Handelsblatt von wachsender Energiearmut in der Bundesrepublik, etwa
10-15% der Bevölkerung können die explodierenden Strompreise nicht
ohne Probleme begleichen. Jährlich wird daher schon jetzt ca.
600.000 Haushalten der Strom abgestellt.

Eine aktuelle Studie von Trendresearch legt weiterhin offen, dass
nur 40% der geplanten Offshore-Energiegewinnung auch tatsächlich im
Planungszeitraum bis 2020 fertig gestellt werden kann, jüngst musste
auch Siemens einräumen, die Herausforderungen zum Bau des größten
Windparks in der Nordsee unterschätzt zu haben. Und selbst wenn die
extrem teuren Projekte allesamt realisiert werden sollten, dann
reichen Stromnetz und ⤓speicherung nicht aus, weil sich Bürger
nach wie vor gegen die sichtbaren Folgen der doch eigentlich
gewünschten Energiewende vor ihrer Haustür wehren und die Konzerne
den Ausbau hinauszögern. Das führt soweit, dass schon der erste
Ministerpräsident der CDU offen eine Teilverstaatlichung der
Stromnetze fordert, um den Ausbau schneller vorantreiben zu können.
Dennoch ist offensichtlich:




Nach der Pleitewelle im hoch-subventionierten Solargeschäft scheint
auch der Windkraft die Puste auszugehen. Zu teuer, zu kompliziert,
zu ineffizient: Schon in diesem Winter wurde nur durch
Stromlieferungen aus dem europäischen Ausland ein Blackout
verhindert. Das gesamtdeutsche Prestigeprojekt steht also am
Scheideweg. Dennoch:

Nichtsdestotrotz bleibt das Streben nach sauberer Energie ein
ökologisch und moralisch vertretbares Anliegen, und sie kann sich
auch auszahlen. Wir müssen nur verstehen, dass es nicht zum
Nulltarif geht, und dass wir Einschnitte in Kauf nehmen müssen, wenn
die Wende gelingen soll. Ein Beispiel liefert uns der
Fußball-Bundesligist FC Augsburg: Vor einigen Wochen noch
abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz, konnten die Bayern letzte
Woche vorzeitig den Klassenerhalt feiern. Trainer Luhukay begründet
diesen Coup mit einer zusammengewachsenen Mannschaft. Sollten wir es
schaffen, ganz Deutschland inklusive der Unternehmen hinter dem Ziel
Energiewende zu vereinen, so können wir auch hier erfolgreich sein.

Ihr

Alexander Coels

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Alexander Coels,
Profi Analyst

Seit über 15 Jahren analysiert der Diplom-Kaufmann und Buchautor die Kapitalmärkte rund um den Globus. Dabei werden die erfolgversprechendsten Analysen Woche für Woche im Profi-Analyst lesernah aufbereitet. Zudem bietet dieser Börsenbrief eine einmalige Garantie: Wenn nicht mit mindestens einer Empfehlung innerhalb von 12 Monaten ein Gewinn von 500% erzielt wurde, war die Teilnahme kostenlos: www.profi-analyst.de


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