Villingen-Schwenningen: Neuer Chefarzt baut auf Medizin und Psychologie

VS-Tannheim (bn). "Es war nicht einfach, aber wir haben es geschafft." Roland Wehrle, Leiter der Nachsorgeklinik, war die Erleichterung über die Einstellung eines neuen Chefarztes zum 1. Juli gestern anzumerken. Hans-Peter Grüttner wird die Nachfolge von Roland Dopfer antreten.

Grüttner ist bereits seit 1. April in Tannheim und froh über die Übergabezeit von drei Monaten. "Man hat mich gefragt, und ich habe Ja gesagt", sagt der gebürtige Frankfurter, der seit 1985 an der Universitätskinderklinik Frankfurt als Oberarzt der Diabetologie und Pädiatrischen Onkologie tätig war und 2007 den neugeschaffenen Titel Kinderhämatologe und -onkologe erlangte.

Vor allem die Ganzheitlichkeit seiner Arbeit zeichne Grüttner aus, sagen Wehrle und der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Mehl. Nicht nur die medizinische, auch die psychologische Seite ist dem 52-Jährigen ein Anliegen, habe man es in Tannheim doch mit "den höchst belasteten Familien Deutschlands" zu tun. Ihn habe die Komplexität der Aufgabe und die hervorragende Ausstattung der Klinik beeindruckt, sagt Grüttner und nennt als Beispiel ein Gerät zur Langzeit-Blutzuckermessung, das noch gar nicht lange auf dem Markt ist. Dem erfolgreichen Aufbau der Klinik, die gerade auch im Qualitätsmanagement zertifiziert wurde, müsse jetzt die Zukunftssicherung folgen, machte Mehl gestern die Marschrichtung deutlich – "von unserem Chefarzt erwarten wir daher hohe Kompetenz".

Dafür ist Grüttner angetreten. Noch ist seine Familie im Rhein-Main-Gebiet geblieben, er bewohnt zurzeit das Personalhaus. Er sei in einer Lebensphase, in der der Wechsel von der Großstadt in den ländlichen Raum keinen Schock auslöse, lacht er. Die Ruhe und der Blick auf die Baar, erweckten in ihm sogar Urlaubsgefühle. Gerne setzt er sich aufs Rad oder spaziert durch die Landschaft. Auch Villingen und Bad Dürrheim habe er zusammen mit seiner Frau schon kennengelernt.

Am Rande der gestern verliehenen Zertifizierungsfeier ließen alle drei keinen Zweifel daran, dass das deutsche Gesundheitssystem diesem Anspruch noch erheblich hinterherhinke. Es könne nicht angehen, so Mehl, dass die Grundsicherung einer erfolgreich arbeitenden Klinik über Spenden erfolgen müsse. "Die Pflegesätze müssen wenigstens die tariflichen Erhöhungen abfedern", fordert er, "sonst kollabiert das System".

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