Viel nackte Haut signalisiert Emotionen



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Viel nackte Haut signalisiert Emotionen

Psychologische Versuche zeigen, dass nackte Haut die Wahrnehmung von Menschen radikal ändert. Allerdings stimmt es nicht, dass nackte Menschen zu Objekten degradiert werden.

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Erin und Aaron, wie sie in der Studie von Kurt Gray den Probanden präsentiert wurden. Mit nacktem Oberkörper wirkten die beiden plötzlich viel weniger kompetent.


Je mehr nackte Haut, desto weniger Intelligenz: Ein Arbeiter befestigt in Genf ein Riesenplakat von HM, das Frauen in Unterwäsche zeigt. (Bild: Keystone )

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Nackte Haut – und wie wir den Menschen dahinter sehen –, das ist ein grosses Thema auch in der modernen Gesellschaft. Stichwort: Sexismusdebatte. Mehrere Schweizer Städte haben ein Verbot von sexistischen Werbeplakaten verhängt. Allzu schnell werden vor allem Frauen als Objekte betrachtet, wenn nackte Haut ins Spiel kommt, gleich gar in aufreizenden Positionen. Erstaunlicherweise hat schon der Philosoph Immanuel Kant im 18. Jahrhundert das Problem erkannt, als er bemerkte, Sex mache selbst aus einer geliebten Person ein «Objekt des Appetits».

Wenn heutige Feministinnen von «Objektifizierung» reden, dann meinen sie, dass Männer nackte Frauen – vor allem in pornografischen Situationen, aber eben auch auf entsprechenden Werbeplakaten – so wahrnehmen, als seien sie nicht selbstbestimmt, als hätten sie keinen Verstand, als hätten sie keine Gefühle. Eben als Objekt, als «ein Stück Fleisch», bar jeglichen inneren Lebens. Doch die Mechanismen sind «subtiler als gedacht», meint zumindest der US-Psychologe Kurt Gray: «Je mehr Haut wir von einem Menschen sehen, desto weniger Kompetenz, Intelligenz und Vernunft gestehen wir ihm zu, aber umso mehr Sensitivität und Emotionen.» Also schon inneres Leben, nur einer anderen Art. Und anders als in der feministischen Theorie bezeugen zumindest Grays Studien, dass beide – Männer und Frauen – anderen Leuten weniger Kompetenz beimessen, falls sie Fleisch zeigen.

Wichtige «Äusserlichkeiten»

Er sei «noch immer erstaunt, wie stark ein wenig Haut die Wahrnehmung verändern kann», fügt der junge Forscher der University of North Carolina an, der eine der grundlegenden Fragen der Psychologie beleuchtet: Welche Hinweise nutzen wir, um zu erahnen, wie die innere Welt eines fremden Menschen beschaffen ist? Oder eines Tiers. Oder eines Autos. Denn selbst in Objekte projizieren wir zuweilen eine Geistes- und Seelenwelt. Der Homo sapiens ist eifrig darin, sich vorzustellen, was im Kopf der Mitmenschen vorgeht, und nutzt jegliche sachdienlichen Hinweise – vorzugsweise Gesichtsausdruck, Gestik und andere «Äusserlichkeiten». Tatsächlich bewerten wir, sprichwörtlich gesehen, das Buch nach dem Einband.

Jüngsten Erkenntnissen zufolge schätzen wir die Innenwelt der anderen in einer groben Annäherung zweidimensional ein. Die erste Dimension: im weitesten Sinne Kompetenz, mithin Intelligenz, Wissen, die Fähigkeit zu planen, zu handeln und selbstkontrolliert zu sein. Die zweite Dimension: im weitesten Sinne Emotion, mithin die Fähigkeit, Erfahrungen zu machen, zu fühlen, sensibel zu sein und wahrzunehmen. Wenn wir jemandem eine Menge Kompetenz attestieren, bescheinigen wir ihm zugleich auch weniger Emotionsfähigkeit. Und umgekehrt. «Wir denken automatisch, dass ein intelligenter, handlungssicherer und selbstkontrollierter Mensch nicht gleichzeitig unheimlich sensitiv, erfahrend und fühlend sein kann», erklärt Gray.

Wie Nacktheit diese zweigleisige Wahrnehmung beeinflusst, haben Gray und seine Kollegen in einer Versuchsserie eruiert. Im ersten Experiment schauten sich männliche und weibliche Probanden Fotos einer attraktiven Frau namens Erin an – entweder «nur» ihren Kopf oder ihr Gesicht samt Oberkörper im Bikini. Anderen Versuchsteilnehmern präsentierten die Forscher Fotos eines ebenso attraktiven jungen Mannes namens Aaron – sein Gesicht allein oder seinen Kopf plus muskulösen nackten Oberkörper. Nach der Bilderschau mussten die Probanden angeben, wie sie die Innenwelt Erins und Aarons beurteilen.

Ergebnis: Wurden nur Gesichtsfotos gezeigt, bescheinigten die meisten Probanden den beiden hohe Kompetenz. Wurden nackte Torsen präsentiert, änderte sich die Einschätzung dramatisch: Plötzlich «mutierten» Erin und Aaron zu eher inkompetenten, dafür lustvollen und hungrigen Menschen, die «Vergnügen erfahren», wie Gray es ausdrückt. Gleiche Person, gleicher Gesichtsausdruck, gleiche Beschreibung, «aber ein bisschen nackte Haut hat alles verändert», so der US-Psychologe. Sein Rat: beim Vorstellungsgespräch immer vollständig bekleidet erscheinen. Es sei denn, es gehe um einen Beruf, der (auch) Emotionsfähigkeit fordere.

Hoch kompetente Pornostars

Danach baten die Wissenschaftler einige Probanden, sich Fotos von Menschen anzusehen im Rahmen einer Online-Dating-Seite – was den Fokus auf Attraktivität legt. Andere Teilnehmer sollten sich Fotos ansehen, als ginge es um ein Job-Interview – was den Fokus auf Kompetenz richtet. Resultat: Darüber nachzudenken, wie sexy und gut aussehend jemand ist, verführte die Betrachter dazu, die Leute als weniger kompetent, aber emotionsfähiger zu beurteilen. Auch Pornostars, so ermittelten die Forscher, wird in ihrem «bekleideten Selbst» hohe Kompetenz zugeschrieben, während sie nackt als hoch sensitiv eingeschätzt werden. Ein Trend, der sich übrigens verstärkt, je sexyer die vorgelegten Posen sind. Und, so stellte sich heraus: Schätzen wir jemanden als sensitiver und weniger kompetent ein, «halten wir ihn für weniger moralisch verantwortlich für seine Taten», wie Gray betont.

Zwar liegt bislang erst diese eine Untersuchung zum Thema vor (ein italienisches Forscherteam will die Ergebnisse in einer eigenen Studie prüfen). Doch Gray und seine Kollegen halten den Begriff «Objektifizierung» für irreführend. Weil Menschen, die als Körper betrachtet werden, nicht zum Objekt werden, sondern zu einem Wesen, das mehr Schmerz, Lust, Vergnügen und Gefühle empfinden kann. Das bedeutet allerdings nicht, dass Frauen nicht permanent Nachteile erleiden. Für die USPhilosophin Martha Nussbaum, eine prominente feministische Theoretikerin, ist alles, was Männer in sexistischem Zusammenhang in Frauen deuten, ein Konstrukt. Derlei Vorstellungen hätten nichts mit den Emotionen zu tun, die Frauen wirklich fühlten.

Gray denkt darüber nach, was seine Resultate für die Philosophie bedeuten. Dass Körper und Geist unabhängig voneinander existieren – eine seit Jahrhunderten populäre These – sei nicht wirklich haltbar. Vielmehr nehmen wir den Körper mit einem Teil unseres Innenlebens wahr – jenem Teil, der die Welt fühlt. Die «abstrakte Kognition ist ein anderer Teil», meint der Psychologe. Sensitiver Körper versus wissender Geist.

(baz.ch/Newsnet)

Erstellt: 04.01.2014, 09:23 Uhr


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