Verhaltenstherapie wirkungsvoll bei Psychosen

Patienten mit Psychosen profitieren von einer ambulanten Verhaltenstherapie. Das zeigt eine klinische Studie von Psychologen der Universitäten Hamburg und Marburg.


Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Denkstörungen: Zur Bekämpfung dieser typischen Symptome einer Psychose gelten Medikamente heute als die Therapie erster Wahl. Antipsychotika haben allerdings vielfältige und oftmals stark beeinträchtigende Nebenwirkungen. Zudem treten im Zusammenhang mit einer Psychose auch weitere Symptome, wie etwa Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit oder sozialer Rückzug, auf. Viele Patienten wünschen sich daher eine über Medikamente hinausgehende Therapie.

Kognitive Verhaltenstherapie in der ambulanten Versorgung

Psychologen der Universitäten Hamburg und Marburg verglichen in einer Studie die Störungsverläufe von Probanden einer Therapiegruppe mit denen einer Wartegruppe: Die Hälfte der 80 Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie oder einer ähnlichen Störung erhielt sofort eine ambulante Therapie von im Schnitt 25 Stunden; die anderen Teilnehmer mussten vier Monate auf die zusätzliche Therapie warten. In beiden Gruppen wurde die medikamentöse Behandlung durch einen Psychiater durchgehend fortgeführt.

Längsschnittlicher Vergleich

Zu drei Zeitpunkten – vor und nach der Behandlung sowie ein Jahr später – erfassten die Forscher für jeden Patienten der Therapiegruppe die objektive Schwere der Symptome sowie subjektive Veränderungen in der Lebenszufriedenheit, Selbstfürsorge und Alltagsbewältigung. Patienten der Wartegruppe wurden zu vier Messzeitpunkten untersucht: zu Beginn der Studie, vor und nach der Behandlung sowie ein Jahr später.

Patientenzufriedenheit und Symptomverbesserungen

Über 90 Prozent der Patienten der Therapiegruppe bewerteten die Therapie als „hilfreich“ bzw. „sehr hilfreich“ und berichteten eine subjektive Verbesserung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Die Zufriedenheit der Patienten spiegelte sich auch in der Symptomatik wider: Patienten der Therapiegruppe wiesen nach der Behandlung eine deutlich größere Verbesserung der Symptome auf als die der Wartegruppe, die noch keine zusätzliche Verhaltenstherapie erhalten hatten. Zudem hatten sie weniger Probleme, ihren Alltag zu bewältigen. Die durch die Therapie erzielten Effekte waren auch nach einem Jahr noch stabil.

Die Ergebnisse zeigen, dass die ambulante kognitive Verhaltenstherapie ein effektives zusätzliches Hilfsangebot für Patienten mit Psychosen darstellt.

Literatur

Jung, E., Wiesjahn, M., Rief, W. Lincoln, T.M. (2015). Perceived therapist genuineness predicts therapeutic alliance in cognitive behavioural therapy for psychosis [Abstract]. British Psychological Society, 54 (1), 34–48.

Lincoln, T.M., Ziegler, M., Mehl, S., Lüllmann, E., Kesting, M.L., Westermann, S. et al. (2012). Moving from efficacy to effectiveness in CBT for psychosis. A randomized-controlled clinical practice trial [Abstract]. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 80 (4), 674–686.

28. Januar 2016
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie
Symbolfoto: © Annika Strupkus


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