Ursachenforschung – Wenn die Seele den Körper krankmacht – Kölner Stadt

Es klingt alles so einfach: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens.“ So definiert es zumindest die Weltgesundheitsorganisation. Krankheit im Umkehrschluss ist also eine Störung dieses Wohlbefindens. Und da Krankheiten sich bekanntlich ganz unterschiedlich äußern, gibt es zu ihrer Einordnung den sogenannten „Internationalen Symptomkatalog ICD-10“. Dieser dient dazu, bestimmten Symptomkonstellationen einzelne Krankheitsbilder zuzuordnen, die entsprechend dieser Symptome unterschiedliche Medikationen und Behandlungen erfordern.

Klingt eindeutig, und doch ist für Dr. Winfried Prost eine einfache Zuordnung von Symptom zu Krankheit zu eindimensional. Eine solche Sichtweise sei „nur horizontal“ und beschränke sich auf die Oberfläche, glaubt der Leiter der Akademie für Ganzheitliche Führung in Köln. Schließlich beinhalte sie nur die Behandlung von Symptomen, nicht aber die Behandlung der Ursachen. Sozusagen senkrecht zu den Symptomen steht für Prost deshalb die Frage nach den Entstehungsgeschichten der Symptome. Hinter der chronischen Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmung eines jungen Mannes könnte schließlich auch eine nicht verarbeitete Trauer stecken. „Ist es da nicht sinnvoller, sich der Trauer zuzuwenden und sie zu verarbeiten als Psychopharmaka zu schlucken?“, fragt Prost.

Ganzheitliche Sichtweise

Nach Studium und Promotion in Philosophie hat sich der heute 56-Jährige dem Coaching zugewandt und leitet im In- und Ausland Persönlichkeits- und Rhetorikseminare für Führungskräfte. Dabei hat er inzwischen mehr als 16 000 Einzelcoachings mit den Kursteilnehmern geführt. In mehr als 30 Jahren persönlichkeitsbildender Arbeit mit ganzheitlichem Anspruch sei ihm deutlich geworden, dass persönliches Schicksal und die Familiengeschichte großen Einfluss haben könnten auf das Entstehen von Krankheiten, aber auch auf die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit. Ein Phänomen, das der Schriftsteller Christian Morgenstern einmal so beschrieb: „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“

Auch Diplom-Psychologe und Bestsellerautor Robert Betz sieht diesen Zusammenhang zwischen Körper und Seele. Gefühle der Scham, Schuld, Kleinheit und Minderwertigkeit erzeugten in unseren Körpern Zustände der Schwere, der Enge und Spannung, schreibt er in einem Artikel auf seiner Homepage.

Eine chronische Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, weil man etwa der Meinung ist, die eigene Familie habe es seit Generationen immer schwer gehabt, könne – wenn auch unbewusst – den Grundstein für Krankheiten legen, ist auch Winfried Prost überzeugt. Spüre ein chronisch Unzufriedener dann Schmerzen im Rücken oder an der Bandscheibe, an seinen Gelenken oder inneren Organen, will er diese verständlicherweise so schnell wie möglich beseitigen. „Aber solange wir nicht begreifen, dass wir diese Schmerzen selbst erschaffen haben, kann keine Heilung stattfinden“, schreibt Robert Betz.

Zu selten nach seelischen Ursachen geforscht

Auch wenn inzwischen in der modernen Medizin der Einfluss der Psyche auf die Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Erkrankungen durchaus anerkannt ist, wird für Winfried Prost in der Praxis immer noch viel zu selten nach möglichen seelischen Ursachen gefragt. Natürlich müsse eine ernste Erkrankung schulmedizinisch behandelt werden, betont Prost; doch da, wo die Schulmedizin einfach nicht weiterkomme, könne manchmal ein Blick in die Geschichte des Betreffenden weiterhelfen. „So wie ein Strick aus vielen Fasern besteht, zeigen sich manchmal auch in Symptomatiken Verflechtungen aus vielen Jahren und Schicksalen mehrerer Personen und Generationen“, sagt Prost.

So wie zum Beispiel bei der jungen Frau, die ihm in einem Gespräch vor ihrem Waschzwang berichtete. Alle fünf Minute müsse sie ihre Hände waschen, weil sie das Gefühl habe, ihre Hände seien schon wieder schmutzig. Prost hörte sich die Geschichte der jungen Frau an, fragte immer wieder nach, nach den Eltern und Großeltern. Es stellte sich heraus, dass die Mutter der Frau als uneheliches Kind zur Welt gekommen war. „Zu der damaligen Zeit war das eine Schande, und die Großmutter lebte fortan mit dem Vorwurf, das Ansehen der gesamten Familie beschmutzt zu haben“, so Prost.

Schicksal, Krankheit, Persönlichkeit und Gesundheit - wie hängst das zusammen? Wie sich bestimmte Symptome aus der eigenen Biografie verstehen und auch auflösen lassen

Mittwoch, 7. November, 19 Uhr, studio dumont, Breite Str. 72, 50667 Köln

Dr. Winfried Prost, Präsident des Verbands Ganzheitliches Führungs- und Persönlichkeits-Coaching und Leiter der Akademie für ganzheitliche Führung in Köln-Porz.

Tickets für die Magazin-Veranstaltung mit Dr. Winfried Prost gibt es zum Preis von 12,55 Euro (inkl. VVK-Gebühren) im Servicecenter Breite Straße, bei Kölnticket an allen Vorverkaufsstellen, unter 0221/ 28 01 und www.koelnticket.de

Abocard-Inhaber erhalten einen Sofortrabatt von 25 Prozent. Der neue Abocard-Sofortrabatt (gilt nicht für VVK-Gebühren) kann nur gewährt werden im Servicecenter, unter 0221/28 03 44,
www.exklusiv-abo.de

Der jungen Frau riet er, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen und der inzwischen verstorbenen Großmutter am Grab dafür zu danken, dass sie trotz aller Widerstände ihre Mutter geboren habe. „Schon kurze Zeit später berichtete mir die junge Frau, dass sich ihr Waschzwang erledigt habe. Manchmal reicht eben nur ein Hammerschlag, um einen Haken aus einer Öse zu lösen“, so Prost. Er erinnert sich an einen weiteren seiner Seminarbesucher, der trotz intensivster Einübung von Präsentations- und Redetechniken nicht in der Lage war, vor einer Gruppe zu sprechen. „Er bekam seine Zähne, Arme und über Kreuz gestellten Beine nicht auseinander und wirkte verklemmt“, sagt Prost. Also habe er sich mit dem Mann abends noch zusammengesetzt, ihn intensiv befragt – und tatsächlich gestand ihm der Mann, dass er in seiner Kindheit in der Familie missbraucht worden war. Allein die Tatsache, dass er darüber erstmalig gesprochen hatte, sei für den Mann wie eine Befreiung gewesen – der nächste Vortrag am folgenden Tag war kein Problem mehr.

Ein langer Prozess führt zur Besserung

Manchmal aber, so Prost, sei es auch ein längerer Prozess, der zur Besserung führt – wie bei dem Mann, der jahrelang unter schwersten Neurodermitisschüben mit starken Ausschlägen gelitten hat. Erst im Laufe verschiedener Gespräche mit Prost und nach Rückfragen bei Familienmitgliedern stellte sich heraus, dass in der Familie ein Geschwisterkind der Mutter im Kleinkindalter verbrannt war. Der tragische Unglücksfall wurde seitdem in der Familie totgeschwiegen und der Mann war unbewusst in einer Stellvertreterrolle für ihn geraten. Nachdem er das Kind wieder ins Bewusstsein der Familie geholt und es nicht mehr zu repräsentieren hatte, besserte sich seine Neurodermitis innerhalb von drei Monaten fast vollständig.

Nicht immer lasse sich wie in diesen beiden Fällen ein ursächliches Ereignis festmachen, räumt Prost ein. Manchmal aber helfe auch schon die Feststellung, dass bei Geschwistern ähnlich gelagerte Erkrankungen oder Persönlichkeitsdefizite vorhanden seien und dadurch den Betroffenen das Gefühl genommen werden könne, dass sie für ihre gesundheitlichen Probleme selbst die Verantwortung trügen. „Dann ist eigentlich klar, dass die Ursache dafür in der gemeinsamen Wurzel liegen muss“, erklärt Winfried Prost.

Generell seien die Ähnlichkeiten von Geschichten hinter Symptomen oft verblüffend . Dennoch sei jede individuell und manchmal auch sehr speziell. „Früher waren Symptomauflösungen eher Nebenwirkungen meiner Coachings. Nach 30 Jahren Erfahrung mit einer ganzheitlichen Reflexion auf Menschen und ihre Schicksale zeigt sich aber, dass beim zielgerichteten Aufräumen im eigenen Leben immer öfter psychische und auch körperliche Symptome verschwinden“, sagt Prost.

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