Unispital-Professor will Besuchsverbot für Kleinkinder

Die Grippesaison steht vor der Tür, viele Spitäler haben diese Woche ihre Impfaktionen gestartet. Ein besonderes Augenmerk legen die Spitäler auf die Grippe, die von Besuchern oder dem Personal eingeschleppt wird – und die Patienten gefährden kann. An der Spital-Grippe sind im letzten Winter mindestens 500 Patienten gestorben. Das zeigen neue Hochrechnungen des Universitätsspitals Genf. So viele Todesfälle gab es vermutlich in der Schweiz noch nie.

Besonders drastisch geht jetzt das Universitätsspital Basel gegen die Spital-Grippe vor. Professor und Chef-Spitalhygieniker Andreas Widmer fordert ein Besuchsverbot für Kleinkinder. «Ich würde ein Verbot begrüssen», sagt er der «Sonntagszeitung». Der Grund: Kleinkinder sind Virenschleudern. Sie sind in der Regel viel infektiöser als Erwachsene – so gibt es in ihrem Schleim viel mehr Viren als bei Erwachsenen.

Allerdings dürfte das Durchsetzen des Verbots in Basel schwierig werden, dessen ist sich auch Widmer bewusst. Immerhin gilt am Universitätsspitals nun die Empfehlung, dass Kleinkinder während der Grippezeit als Besucher offiziell nicht erwünscht sind.

Hygiene-Polizei kontrolliert das Personal

Kein Thema ist ein solches Verbot an den Universitätsspitälern Bern und Zürich. Rigoros geht hingegen auch das Universitätsspital Genf gegen die Spital-Grippe vor. Hier kontrolliert eine Art Hygiene-Polizei, ob das Personal die obligatorischen Schutzmasken trägt und die Hände vorschriftsgemäss wäscht. Schätzungen zufolge wird in der Hälfte aller Fälle die Spital-Grippe vom Personal auf die Patienten übertragen; für die andere Hälfte sind die Besucher verantwortlich.

Die vergangene Grippeepidemie war in der Schweiz besonders gravierend. So starben allein in der Alterskategorie der über 65-Jährigen 2300 Menschen mehr als in einer durchschnittlichen Saison. Spitalhygieniker berichten von «Horrorserien» von Grippe-Todesfällen.
(bee)

(Erstellt: 07.11.2015, 23:52 Uhr)

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