Unheimliche Gefahr – Wie sich Stalking-Opfer schützen können

Stalker lauern ihren Opfern auf, terrorisieren sie mit Anrufen, Mails und „Geschenken“. Die Gefahr körperlicher und sexueller Übergriffe besteht immer, auch wenn eine Eskalation wie die Geiselnahme in Ingolstadt eine Ausnahme ist. Wie sich Betroffene wehren können.

Dass ein Stalker wie in Ingolstadt zum Geiselnehmer wird, ist eine Ausnahme. Selten ist Stalking jedoch keineswegs. Zwischen 600.000 und 800.000 Fälle von Nachstellungen gibt es nach Schätzungen der Deutschen Stalking-Opferhilfe pro Jahr in Deutschland. Laut einer Studie des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim werden fast zwölf Prozent aller Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens mindestens einmal gestalkt. Zu 80 Prozent sind Frauen die Opfer, die Täter sind überwiegend Männer.

Stalker terrorisieren andere Menschen mit ständigen Anrufen, beharrlichem Auflauern oder Nachspionieren. Auch besteht die Gefahr, dass Täter ihren Opfern körperliche oder sexuelle Gewalt antun. Der Begriff „stalking“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „anpirschen“. In der Wissenschaft wird damit ein „obsessives Verfolgen“ bezeichnet.

Häufig werden Ex-Partner zu Stalkern

Nicht jeder lästige Verehrer ist gleich ein Stalker. Vorübergehender Zorn oder Liebeskummer sind noch kein Stalking, so die Abgrenzung. Erst wenn die Verfolgung anhält und sich eher steigert, spricht man von Stalking. Besonders häufig werden allerdings Ex-Partner zu Stalkern. Aber auch ein Freund oder Kollege kann sich dazu entwickeln. Manchmal ist es auch ein völlig Unbekannter.

Manche wollen sich rächen, andere handeln aus Liebeswahn. In jedem Fall will der Stalker Macht und Kontrolle über sein Opfer bekommen, darauf weist die Polizeiliche Kriminalprävention hin.

Diese Tipps helfen, sich in einer akuten Situation vor Stalking zu schützen:

1. Keinen Kontakt zulassen: Man sollte dem Stalker sofort klar machen, dass man jetzt und in Zukunft keinerlei Kontakt will. Auf ein „abschließendes klärendes Gespräch“ oder ähnliches lässt man sich besser gar nicht ein. Danach ist es wichtig, den Stalker komplett zu ignorieren. Jede noch so kleine Reaktion weckt sonst nur Hoffnungen in ihm.

2. Das Umfeld informieren: Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn ins Boot zu holen, gibt Sicherheit. Bei einer akuten Bedrohung, etwa wenn der Stalker einen verfolgt oder in die Wohnung eindringt, sollte die Polizei über den Notruf 110 alarmiert werden. Andere aufzuklären schützt außerdem davor, dass der Stalker gegen den Willen Informationen erfragt.

Seit 2007 steht Stalking in Deutschland als „unbefugtes Nachstellen“ unter Strafe (§ 238 StGB). Wird das Opfer in seiner „Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt“, drohen dem Stalker bis zu drei Jahre Haft. Wird jemand durch Nachstellen „in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung“ gebracht, sieht das Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahre Gefängnis vor. Sterben das Opfer oder eine ihm nahestehende Person, sind es bis zu zehn Jahre.

Die Europäische Union stellte Opfer von Nachstellungen vor kurzem unter europaweiten Schutz. Von Anfang 2015 an gelten nationale Schutzmaßnahmen gegen Stalker europaweit. Somit muss ein Opfer, das innerhalb der EU umzieht, kein neues Verfahren anstrengen.

 

3. Im Notfall ausweichen: Wird man vom Stalker im Auto verfolgt, kann man beispielsweise die nächste Polizeidienststelle oder eine Tankstelle anfahren. Dort ist es möglich, Hilfe zu bekommen und die Polizei zu verständigen.

4. Beweise sammeln: Oft ist der erste Impuls, Briefe und Geschenke zu vernichten. Es ist aber sehr wichtig, alles, was der Stalker schickt oder mitteilt, zu dokumentieren. Denn all das kann später als Beweismittel dienen. Jeder Besuch, jeder Anruf, jeder Brief und jedes Geschenk sollte daher notiert werden. Anrufe lassen sich außerdem am besten auf Anrufbeantworten sowie E-Mails auf einer CD oder einem USB-Stick sichern.

5. Mit persönlichen Daten geizen: Mit Unterlagen, auf denen sich persönliche Daten befinden - etwa Briefe, Kataloge, Zeitschriften - sollte man besonders sorgsam umgehen und sie so entsorgen, dass Name, Adresse oder Geburtsdatum nicht mehr zu lesen sind. So wird vermieden, dass der Stalker etwa Daten missbraucht und zum Beispiel unter fremdem Namen im Internet einkauft.

Weitere Tipps und hilfreiche Adressen finden Betroffene bei der Polizeilichen Kriminalprävention.

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