Umgang mit ADHS Therapien – mit und ohne Medikamenten

Verhaltens-, Ergo- und Psychotherapie helfen vielen ADHS-Kindern dabei, mit sich und ihrer Umwelt besser zurechtzukommen. Zunehmend in den Vordergrund rückt auch die Mototherapie, bei der die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche im Fokus steht. Medizinische Erkenntnisse werden hierbei mit Erfahrungen aus der Psychologie und Pädagogik verknüpft.

Klare Strukturen geben Halt




Verständnis und Hilfe bringen viel mehr als Strafen.

Wie schwer der tägliche Umgang mit ADHS ist, können sich Nicht-Betroffene kaum vorstellen. Auch Eltern müssen lernen, den Spagat zwischen guten Vorsätzen und der eigenen Belastung zu meistern. Eine Familientherapie kann helfen, das Familienklima zu verbessern. Wenn im Alltag Streit und Frust nicht die Oberhand gewinnen sollen, empfehlen sich auch die folgenden Tipps.

Tipps für Eltern

Quelle:

Medikamente? Nur, wenn nichts mehr hilft




Letzter Ausweg: Ritalin

Medikamente sind inzwischen kein Muss mehr, wenn es um die Behandlung von ADHS geht. Zeigen sich aber trotz aller Therapieversuche auch nach drei bis sechs Monaten keine sichtbaren Fortschritte und eine Familie steht unter hohem Leidensdruck, dann ziehen die meisten Ärzte eine medikamentöse Behandlung in Erwägung. Bei fachgerechter Verabreichung muss man die Medikamente in vielen Fällen nur wenige Jahre einnehmen, und nicht ein Leben lang.

Blutdruck regelmäßig überprüfen lassen! 

Wichtig ist jedoch, dass während der Medikamenten-Einnahme alle drei Monate der Blutdruck überprüft wird. Eine mögliche Nebenwirkung des ADHS-Mittels Ritalin kann nämlich Bluthochdruck und dadurch langfristig Arteriosklerose sein. Diese Problematik sollten vor allem Erwachsene mit ADHS im Auge behalten, die neben Ritalin noch Zigaretten und Alkohol konsumieren oder übergewichtig sind. Für diese Personengruppe besteht ein erhöhtes Risiko, langfristig eine Arterienverkalkung zu bekommen.

Nicht alle Betroffenen brauchen Medikamente

"25 Prozent der Menschen, die mit einer ADHS-Diagnose bei uns in Behandlung sind, brauchen ein Medikament. Ansonsten ist es so, dass wir auch viele andere Maßnahmen probieren, zum Beispiel die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln, natürlich auch therapeutische Maßnahmen."

Dr. Thilo Palloks, praktizierender Kinder- und Jugendpsychiater in München

Psychostimulanzien: wirksam, aber umstritten




Viele Psychopharmaka haben gefährliche Nebenwirkungen.

Methylphenidat gilt zur Zeit als das wirksamste Medikament, um die Gehirnfunktionen von ADHS-Kindern zu normalisieren (Handelsnamen: Ritalin®, Equasym®, Medikinet®). Methylphenidat gehört zu den Psychostimulanzien und regt die Gehirntätigkeit an, um dem Mangel an körpereigenen Botenstoffen entgegenzuwirken. Heikel ist die Dosierung: Sie muss individuell ausgetestet und angepasst werden. Ebenfalls umstritten sind mögliche Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit.

Immer mehr Tabletten

Die Zahl der Rezepte für Psychopharmaka für Kinder und Jugendliche ist innerhalb der letzten 15 Jahre von 5.000 auf 380.000 pro Jahr angestiegen. Laut der Techniker Krankenkasse verschreiben immer mehr Ärzte das Medikament mit dem Wirkstoff Metylphenidat, allein in den vergangenen Jahren ist die Vergabe um 32 Prozent gestiegen. Auch die Tagesdosis nimmt zu: Die Kinder, die Ritalin schlucken, bekommen immer mehr davon.

"Ich bekomme mit, dass viele Kinderärzte Ritalin relativ leichtfertig verschreiben - selbst wenn vorher keine ausführlichen Tests gemacht wurden, ob die Kinder wirklich ADHS haben. Die Kinder haben in der Schule einen solchen Druck, und wenn die Eltern von diesen Medikamenten hören, sagen sie: 'Ach, da kann man die Leistung steigern, das ist wunderbar! Das gebe ich doch jetzt auch, dann gibt's bessere Noten.' Diese Entwicklung ist wirklich sehr zwiespältig und sehr gefährlich."

Sandra Kindsmüller, Leiterin der Selbsthilfegruppe 'Rappelzappel' aus Rottenburg bei Landshut

Spezielles Gymnasium in Esslingen




In Esslingen können Kinder und Jugendliche mit ADHS ein Gymnasium besuchen, das speziell ihren Bedürfnissen entspricht. Die private Ganztagsschule ist laut eigenen Angaben die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland für überdurchschnittlich begabte Schüler mit ADHS.

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