Tipps: Wie Mütter dem Burn-out vorbeugen können

Immer mehr Mütter gehen laut aktuellen Zahlen des Müttergenesungswerkes (MGW) wegen psychischer Störungen in eine Kur. Ihr Anteil lag im Jahre 2003 noch bei 49 Prozent - und zehn Jahre später sind es bereits 86 Prozent. Und das vor dem Hintergrund einer insgesamt steigenden Zahl von Mütter- und Mutter-Kind-Kuren, die um 2000 auf 49 000 hochgeschnellt ist. Die Anzahl der Kuren wegen psychischer Störungen hat sich also in einem Jahrzehnt nahezu verdoppelt, und als Hauptursache vermutet das MGW, dass immer mehr Frauen in ihrer Mehrfachbelastung als Mutter, Partner und Berufstätige schlichtweg "ausbrennen", also am so genannten Burn-out erkranken.

"Ständiger Zeitdruck, die berufliche Anforderung und mangelnde Anerkennung nehmen die ersten Ränge in der Hitliste der Belastungsfaktoren ein, die die Mütter in den Kurmaßnahmen selbst benennen", erklärt MGV-Geschäftsführerin Anne Schilling. Im Vergleich zu 2003 klagten allerdings auch deutlich mehr Frauen über Partnerschaftsprobleme. Psychisch-körperlich zeigten sich bei ihnen vor allem Erschöpfung, Gereiztheit und Schlafstörungen sowie Kopf- und Rückenschmerzen.

Das Burn-Out - ursprünglich eingeführt als spezifisches Erschöpfungssyndrom von Berufsgruppen, die anderen Personen in Krisensituationen helfen wollen - scheint nun also auch die Mütter ergriffen zu haben.

Wobei es sich in der Regel um die moderne Variante der mehrfachbelasteten Mutter handelt: 70 Prozent der Frauen, die beim MGV eine Kur in Anspruch nehmen, sind berufstätig, und in einem Drittel der Fälle wird davon sogar das hauptsächliche Auskommen der Familie bestritten. Dabei werde von der Gesellschaft erwartet, warnt MGV-Kuratoriumsvorsitzende Dagmar Ziegler, dass die Frau in allen Bereichen perfekt und dann auch noch attraktiv und fürsorglich ihrem Mann gegenüber ist. Ein Spagat zwischen traditionellem Rollenklischee und dem Wunsch nach Gleichberechtigung, der schließlich viele Frauen überfordere.

Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz sieht die Frauen zudem in der Narzissmus-Falle eines Nachkriegsdeutschlands gefangen, in dem die Kinder bis heute die Erfahrung machen müssen, dass sie nicht sonderlich geliebt werden. Und wenn sie später erwachsen seien, "glauben sie, sie müssten etwas Besonderes leisten, um doch noch die erhoffte Anerkennung zu erhalten". Der Drang zur Super-Mutti hat also möglicherweise auch damit zu tun, dass diese Frauen in ihrer Kindheit zu wenig Anerkennung gefunden haben.

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