Tausende leiden unter höllischen Schmerzen – Tages

Kopf- und Gelenkschmerzen, verbunden mit hohem Fieber - das Chikungunyafieber wird als eine Art Mischung aus Grippe und Arthrose beschrieben. Die Infektionskrankheit kam bislang vor allem in Afrika und Südostasien vor, seit Ende 2013 werden zunehmend Fälle in karibischen Staaten beobachtet. Die Zahl der Betroffenen in Staaten wie der Dominikanischen Republik geht inzwischen in die Tausende. Das weckt Befürchtungen, Touristen könnten fernbleiben.

«Man fühlt es in den Knochen, den Fingern, der Hand», sagt die 34-jährige Sahira Francisco, die mit ihrer Tochter in einem Krankenhaus in San Cristobal im Süden der Dominikanischen Republik auf einen Arzt wartet. «Es ist schrecklich. Niemals zuvor habe ich solche Schmerzen gehabt. Alle Gelenke tun weh», berichtet Maria Norde, eine 66-Jährige, die auf der karibischen Insel Dominica lebt.

Von Touristen eingeschleppt

Der Begriff «Chikungunya» bedeutet übersetzt so etwas wie «vor Schmerzen gekrümmt»; das Wort kommt aus dem Afrikanischen. In Afrika und Südostasien ist der Erreger seit langem verbreitet, auf dem amerikanischen Kontinent wurde offiziell erstmals im Dezember im französischen Übergebiet Saint Martin eine Übertragung gemeldet. Vermutlich wurde das Virus von einem infizierten Reisenden eingeschleppt.

Übertragen wird das Chikungunyafieber von zwei Stechmückenarten, der Ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti) und der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus). Beide Arten kommen weltweit vor. Der das Chikungunyafieber verursachende Erreger wurde 1953 in Ostafrika entdeckt, später brach die Krankheit auch in südostasiatischen Staaten aus. Viele Jahre lang beschränkten sich die Chikungunya-Infektionen in anderen Gebieten der Welt auf einzelne Reisende, die sich - oft im Urlaub - infiziert hatten. Auch in Deutschland gibt es nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) immer wieder solche Fälle.

In der Regel nicht tödlich

Vereinzelt allerdings gab es Ausbrüche, ohne dass Betroffene zuvor Risikogebiete bereist hatten, zum Beispiel 2007 in Norditalien. Nach Ansicht von Experten war es deshalb nur eine Frage der Zeit, dass sich das Virus weiter verbreitete. «Bei der wachsenden Zahl von Reisenden ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, gross, und jetzt ist es offenbar geschehen», sagte Roger Nasci vom US-Zentrum für Gesundheitskontrolle und Prävention (CDC).

In der Dominikanischen Republik und anderen Karibikstaaten sind nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation seit Dezember mehr als 55'000 Menschen betroffen. Das Chikungunyafieber ist in der Regel keine tödliche Erkrankung, aber wegen der starken Schmerzen sehr unangenehm. Behandelt werden kann die Infektionserkrankung nur symptomatisch, also mit Medikamenten gegen Fieber und Schmerzen.

Ein Leben lang immun

Die karibischen Behörden haben sieben Todesfälle im Zusammenhang mit Chikungunya gemeldet, allerdings handelte es sich um Patienten mit Vorerkrankungen. Es gibt keine Impfung, einzig möglicher Schutz ist der Schutz vor Mücken und Mückenstichen. Massnahmen zur Vernichtung von Moskitokolonien werden inzwischen in vielen karibischen Staaten durchgeführt, die Bevölkerung wird über die Erkrankung und Vorbeugemassnahmen informiert.

Die Karibik ist ein beliebtes Urlaubsziel, die Angst ist gross, dass Touristen wegbleiben könnten. Dafür gibt es bislang keine Hinweise, aber «wir müssen uns zusammensetzen und versuchen, diese Erkrankung unter Kontrolle zu bekommen», sagt der Tourismusminister auf Dominica, Ian Douglas. In den USA ist man bereits auf einzelne Fälle aufmerksam geworden, in denen Urlauber aus der Karibik mit einer Chikungunyainfektion heimkehrten. Für Betroffene hat US-Experte Nasci einen Trost parat: Zum einen blieben nur selten Schäden zurück, und «wer die Krankheit einmal überstanden hat, ist ein Leben lang dagegen immun.» (ldc/sda)

(Erstellt: 24.05.2014, 16:11 Uhr)

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