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Tamiflu ist kaum besser als ein Placebo

Nach einem über vierjährigen Streit mit der Pharmafirma Roche konnten unabhängige Fachleute erstmals umfassende Daten analysieren. Fazit: Regierungen weltweit haben das Grippemittel umsonst gehortet.

Als Mittel gegen die Schweinegrippe empfohlen: Bei Roche in Kaiseraugst wurde Tamiflu 2009 in alle Welt verschickt. Foto: AFP

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    Einst hochgelobt und jetzt doch kaum besser als ein Fieberzäpfchen: Tamiflu verkürzt im Vergleich zu Placebos die durchschnittliche Dauer von Grippesymptomen gerade mal um einen halben Tag, auf 6,3 statt 7 Tage. Weitere angeführte Wirkungen lassen sich nicht belegen. Zu diesem Schluss kommt die bislang umfassendste Analyse vorhandener Studien, die heute im Fachblatt «British Medical Journal» veröffentlicht wurde. Die neue Publikation könnte der Schlussstrich unter einen lang andauernden Streit zwischen Forschern und dem Tamiflu-Hersteller Roche sein.

    Seit das Medikament 1999 auf den Markt gebracht wurde, hat die Firma rund 13,5 Milliarden Franken durch den Verkauf eingenommen. Rund die Hälfte des Geldes stammt von Regierungen und Unternehmen rund um den Globus, die das Medikament als Vorbereitung auf eine Pandemie eingelagert haben, ohne es je einzusetzen.

    Verfasser der nun veröffentlichten Meta-Analyse ist die renommierte Cochrane Collaboration, ein weltweites Netz von Fachleuten, die mit systematischen Übersichtsarbeiten die Wirksamkeit von medizinischen Therapien bewerten. Unter der Federführung von Tom Jefferson kämpften die Cochrane-Gutachter während viereinhalb Jahren, um an alle relevanten Daten zu Tamiflu zu kommen. Weil nur ein Teil der durchgeführten Studien veröffentlicht war, forderten sie im Jahr 2009 bei Roche die vollständigen Unterlagen zu sämtlichen Studien an. Dabei stiessen Jefferson und seine Kollegen jedoch auf Widerstand. Sie veröffentlichten in der Folge eine Übersichtsarbeit zu den ihnen zur Verfügung stehenden Studien, die bereits auf eine nur bescheidene Wirksamkeit von Tamiflu deutete. Erst danach versprach Roche, die vollständigen Berichte «in Kürze» zur Verfügung zu stellen.

    Boykottaufruf gegen Hersteller

    Es war jedoch ein leeres Versprechen. Das Unternehmen blockierte die Herausgabe der Daten weiterhin mit immer neuen Begründungen. Dies veranlasste das «British Medical Journal» Ende 2012, eine Kampagne zu starten und mit offenen Briefen Roche zum Einlenken zu bewegen. Von Cochrane wurde gar zum Boykott und zu Gerichtsklagen gegen ­Roche aufgerufen.

    Nun hat das Pharmaunternehmen doch geliefert. «Ohne Bedingungen», wie Tom Jefferson gegenüber dem «Tages-Anzeiger» versichert. Die Forscher hätten alle angeforderten Daten erhalten, doch zeige sich nun, dass immer noch verschiedene Unterlagen fehlen würden, sagt Jefferson. Vom anderen Hersteller von antiviralen Grippemedikamenten, GlaxoSmithKline, haben die Cochrane-Forscher ebenfalls Daten erhalten. Das Unternehmen sei im Gegensatz zu Roche sehr kooperativ gewesen.

    Die aktuelle Cochrane-Analyse umfasst interne Reporte mit insgesamt über 24 000 Personen von 20 Studien zu Tamiflu (Wirkstoff Oseltamivir) von Roche sowie 26 Studien zum weniger verbreiteten Grippemittel Relenza (Zanamivir) von GlaxoSmithKline. Die Studien haben die Gutachter aus einer grösseren Zahl von Daten nach definierten Qualitätskriterien ausgewählt.

    Fast keine der ursprünglich angegebenen Wirkungen konnten die Cochrane-Fachleute bestätigen. So existierten keine brauchbaren Belege dafür, dass Tamiflu die Zahl von Spitaleinlieferungen und Komplikationen bei Grippeerkrankungen verringern könne, heisst es in einer Mitteilung des «British Medical Journal». Unbewiesen sei auch die Behauptung, wonach eine präventive Behandlung mit Tamiflu verhindern könne, dass sich jemand mit dem Influenzavirus ansteckt und es weiterverbreitet.

    Auf der anderen Seite fanden die Forscher ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, psychiatrische Störungen sowie Nierenprobleme. Es gebe zudem Hinweise darauf, dass Tamiflu bei gewissen Personen verhindert habe, dass sie genügend eigene Antikörper gegen ihre Influenzainfektion bildeten.

    Daten zurückgehalten?

    Laut den Cochrane-Autoren haben die Firmen die Behörden weltweit ursprünglich mit unvollständigen Informationen versorgt. «Es sieht so aus, als ob Roche gewisse Daten zu unerwünschten Wirkungen zurückbehalten und den Nutzen seines Medikaments überverkauft hätte», sagt Mitautor Mark Jones von der australischen Universität Queensland. Wenn die Daten früher veröffentlicht worden wären, hätten Ärzte und Patienten besser über mögliche Risiken und Nutzen Bescheid gewusst. «Das hätte möglicherweise zu viel weniger Nebenwirkungen geführt, wie sie heute zu Tausenden gemeldet werden, Todesfälle eingeschlossen.» Dass die Cochrane-Analyse Klagen nach sich ziehen wird, ist nicht auszuschliessen.

    Mit vollständigen Informationen wären wahrscheinlich auch die Länder zurückhaltender gewesen, als sie aus Angst vor der Schweinegrippe im Jahr 2009 ihre Tamiflu-Vorräte anlegten. Das «British Medical Journal» und die Cochrane Collaboration rufen die Regierungen nun dazu auf, ihre Empfehlungen zu ­Tamiflu und Relenza zu hinterfragen.

    In der Schweiz geht man die Sache ­allerdings langsam an. «Für unsere Pandemieplanung hat die neue Cochrane-Analyse keine unmittelbaren Konsequenzen», sagt Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit. Man werde die Fachdiskussion weltweit abwarten. Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Schweiz als Herstellerland gut gefahren. Die Kosten für das Pflichtlager für 25 Prozent der Bevölkerung trägt Roche. Die ebenfalls vorhandene Notreserve mit rund 50'000 Tabletten von 2009 wird künftig nicht weitergeführt.

    Swissmedic sieht sogar gar «keinen unmittelbaren Handlungsbedarf», so Mediensprecher Lukas Jaggi. Dies, obwohl das Heilmittelinstitut die Wirksamkeit von Tamiflu viel höher einschätzt, als dies die Cochrane-Analyse nun tut. Warum Swissmedic überhaupt zu so unterschiedlichen Einschätzungen kommt, beantwortet das Heilmittelinstitut nicht.

    Gar nichts ändern will Tamiflu-Hersteller Roche. Man halte die Cochrane-Gutachter für «unerfahren im Umgang mit grossen Datenmengen» und anerkenne sie «nicht als Instanz zur Beurteilung des Nutzens» von Tamiflu und ähnlichen Medikamenten.

    (Tages-Anzeiger)

    Erstellt: 10.04.2014, 00:04 Uhr


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