„Symposion zu Missbrauch ist Zeichen nach innen“



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Home  Kirche  Artikel von 04/02/2012 13.40.59



„Symposion zu Missbrauch ist Zeichen nach innen“

Sexueller Kindesmissbrauch durch Priester und Ordensleute – nie wieder. Dieses Ziel zu erreichen, tritt nächste Woche ein internationales Symposion an der Päpstlichen Universität Gregoriana mit Unterstützung durch den Vatikan an. Es ist die weitaus größte Konferenz, die jemals zu diesem Thema stattgefunden hat. Nach zweijähriger Vorbereitung wurde am Freitagabend in Rom das Programm vorgestellt. Mario Galgano sprach darüber mit einem der Organisatoren, dem deutschen Jesuiten Hans Zollner, Psychologie-Professor an der Gregoriana.

„Das Symposion hier an der Gregoriana zum sexuellen Missbrauch von Kindern ist gedacht als ein großes Zeichen nach innen, in die Kirche hinein, und auch an die Öffentlichkeit. Das Zeichen nach innen heißt, dass wir als Kirche uns der Verantwortung stellen müssen, auch der Vergangenheit, in der man in der Kirche sehr oft den Missbrauch verdrängt hat und falsch mit Opfern und mit Tätern umgegangen ist und viel Schuld auf sich geladen hat. Dem müssen wir uns stellen. Zweitens müssen wir schauen, damit wir etwas tun, damit Missbrauch so wenig wie möglich sich in der Zukunft wiederholen kann. Und das ist auch die Botschaft an die Öffentlichkeit: Wir als Kirche sind uns bewusst, dass da sehr viel falsch gelaufen ist und dass sehr viel Schuld geschehen ist, auch durch Verantwortungsträger, durch Priester und durch Bischöfe, die nicht so reagiert haben, wie es eigentlich die Verantwortungsträger vorsehen, und dass in der Zukunft alles getan werden soll und muss, damit so wenig Missbrauch wie möglich geschehen kann.“

Mit Unterstützung durch den Vatikan
Der Titel des dreitägigen Treffens lautet: „Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung“. Themen sind unter anderem “Internet und Pornografie", der Umgang mit den Tätern, aber auch Erörterungen zum Kinderschutz in Afrika und in Asien. Der Heilige Stuhl sei massiv an der Vorbereitung der Großkonferenz beteiligt gewesen und schicke höchstrangige Vertreter, schildert Zollner.

„Das Symposion ist eine Initiative der Gregoriana. Wir haben als päpstliche Universität in Rom natürlich darauf zu achten, dass auch der Heilige Stuhl unserem Vorhaben zustimmt. In diesem Fall war das so, dass wir sehr viel Zustimmung erfahren haben und vor allem auch Unterstützung durch die Glaubenskongregation, also der Behörde, die für die Verfolgung dieser Delikte zuständig ist. Der Chef der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, wird das Symposion eröffnen, der Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, wird eine Sitzung moderieren und der Oberstaatsanwalt der Kirche, Monsignore Charles Scicluna, wird einen Hauptvortrag halten. Deutlicher kann man die Unterstützung nicht sichtbar machen. Sie kommt vor allem von der Glaubenskongregation, aber auch von anderen wie zum Beispiel der Bischofskongregation oder der Kongregation für die Evangelisierung der Völker.“

Bei der Aufarbeitung von sexuellen Übergriffen in der Kirche besteht die Gefahr, dass man das Problem nur aus europäischer oder nordamerikanischer Sicht angeht. Deshalb werde die Konferenz an der Gregoriana die Sicht der Weltkirche betonen.

„Wir haben Vertreter von Bischofskonferenzen weltweit eingeladen, und aus nahezu allen Ländern mit relevanter Katholikenzahl ist jemand vertreten. Das ist ein unglaublicher Erfolg, der zeigt, dass in der katholischen Kirche bei den Verantwortungsträgern die Botschaft angekommen ist, dass wir nicht mehr so weiter machen können und dass wir uns der Verantwortung stellen und etwas tun müssen, damit die Situation sich ändert.“

Es geht vor allem um Prävention
Eines wolle die Konferenz an der Gregoriana nicht, sagt Zollner: einen Schlusspunkt setzen. Man werde vielmehr den Blick in die Zukunft richten:

„Uns geht es vor allem um die Prävention, wir wollen Missbrauch in Zukunft verhindern. Es wird niemals ganz auszurotten sein, weder in der Kirche, noch in der Gesellschaft, aber wir wollen alle Kräfte in der Kirche konzentrieren, damit man in dieser Richtung arbeiten kann.“

Rund ein dutzend Teilnehmer kommen aus dem deutschen Sprachraum, unter anderem Bischof Klaus Küng von St. Pölten, Bischof Stephan Ackermann von Trier und Kardinal Reinhard Marx von München. In München wurde erst vor kurzem ein internationales Kinderschutzzentrum eröffnet, das dieselben Ziele verfolgt wie die Konferenz: Missbrauch durch Kleriker und Ordensleute ausrotten. Es war die Universität Gregoriana, die - mit Hilfe des Universitätsklinikums Ulm – diese Institution eingerichtet hat. Zollner:

„Das Zentrum baut eine Projekt von e-learning, also einer Internetgestützten Lernplattform zum Thema Missbrauch in Deutschland auf. Wir wollen in den nächsten drei Jahren eine Internetplattform schaffen, wo wir im Kontakt mit acht Projektpartnern weltweit herausfinden, wie wir so eine internetgestützte Fortbildungsmaßnahme für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchführen. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, weil man schauen muss, wie das kulturell und sprachlich zu übersetzen ist, aber wir glauben, dass das ein großer Dienst sein kann besonders für Gesellschaften, in denen Kinderschutz, Kinderrechte oder auch Frauenrechte kaum beachtet werden.“

(rv 04.02.2012 mg)



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